Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Diese hochwichtige Institution steht unter dem 
Befehle des Dorfältesten und wird von der Ge- 
meinde im Verhältniß zur Größe der Ländereien 
regulirt. Die Stunden werden an der Sonnenuhr 
bemessen, so zwar, daß der nächste Anwärter 
auf den Bach die Schleuse seines Vorgängers 
schließt und seine eigene öffnet, sobald seine Zeit ge- 
kommen ist. 
In dem Landstrich El batne und in einigen 
anderen flußlosen Gegenden von Oman geschieht die 
Bewässerung mittelst Schöpförunnen, der sogenannten 
„Mengur“. Man errichtet über der Schöpfstelle 
drei Balken, von denen zwei mittelst eines Quer- 
holzes verbunden werden. Um dieses Querholz 
schlingt sich das Seil, woran der Wasserschöpfer — 
Eimer oder Thierfell — befestigt ist. 
Zur Hebung des gefüllten Wasserschöpfers be- 
dient man sich eines Stiers, der in einer seitwärts 
von der Schöpfstelle befindlichen und abwärts 
gehenden Mulde getrieben wird. Oben angelangt, 
entleert sich der Wasserschöpfer von selbst in Rinnen, 
welche das Wasser weiter führen. 
lima: Die Zeit zwischen Juni und August 
ist die heißeste. Das Thermometer varürt von 
20 bis 40° R. Die Feuchtigkeit der Luft beträgt 
68 m, der mittlere Barometerdruck 29,95. Der 
Regenfall erfolgt innerhalb vier Wochen und beträgt 
vier Fuß. 
Die heißen Winde (rarbi) wehen im Mai und 
Juni. Für die Dattelreife sind dieselben sehr er- 
wünscht. Der Fall des Thaues ist stark. Allgemein 
gesagt ist das Klima von Maskat sehr trocken und 
heiß und, für Eingeborene wenigstens, nicht un- 
gesund. 
Sanitäre Verhältnisse: In Maskat existirt 
ein unter Leitung des indischen Arztes Dr. Jaipur 
stehendes Hospital. Hofarzt ist ein Goanese. 
Krankheiten: Blattern und Masern treten epi- 
demisch auf, und viele Eingeborene fallen den ersteren 
zum Opfer. 
Cholera: selten; zum letzten Mal 1865. 
Dysenterie, Schwindsucht und Augenkrankheiten 
sind gewöhnlich. 
Aussatz ist nicht gerade selten und findet sich 
meist bei Negern. Die Kranken wohnen in abge- 
sonderten Orten, ziehen zuweilen aber bettelnd umher. 
Fieber (Malaria) sehlt. 
Die Todten werden außerhalb der Stadt be- 
Craben. 
Der Wasserabfluß ist sehr primitiv in den im 
Ganzen genommen recht reinlich gehaltenen Straßen. 
Die Zahl der Einwohner von ganz Oman 
dürfte sich auf etwa 150 000 Seelen, welche sich 
auf etwa 200 Stämme vertheilen, belaufen. 
Man unterscheidet zwei Hauptstämme, die zahl- 
reichen, aus Jemen stammenden Hinawi und die 
aus dem Negd herrührenden Rafri. 
Ein großer Theil der arabischen Bevölkerung 
wohnt in Städten und Ortschaften und treibt Land- 
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wirthschaft oder Fischerei. Nur wenige sind Handels- 
leute. Der vierte Theil mag etwa dem Nomaden- 
thum angehören und gelegentlich Wegelagerei treiben. 
Die Armuth eines Theiles des Landes nöthigt einen 
Theil der Bevölkerung zur Auswanderung nach San- 
sibar und dem ostafrikanischen Festland, wo sie bis 
vor Kurzem gerne ausgenommen wurden und sich 
infolge ihres Fleißes und ihrer Sparsamkeit Ver- 
mögen erwarben. 
Die Nahrung der großen Masse besteht aus 
Datteln, Reis, Fisch und Früchten. 
Agrikultur: Die Kultur der Dattel ist über 
ganz Oman verbreiket. Nur im „Grünen Gebirge“ 
kommt dieselbe nicht mehr fort. Ueber die ver- 
schiedenen Arten der Dattel, über ihre Benennungen 
und ihren Anbau ließe sich ein dickes Buch schreiben. 
Ich beschränke mich darauf, zu bemerken, daß die 
Gewinnung auf folgende Art in Oman betrieben wird: 
Die Datteln werden, noch bevor sie ganz reif 
sind, gepflückt und in große kupferne, mit kochendem 
Wasser gefüllte Kessel gethan. Man läßt sie etwa 
eine halbe Stande, d. h. solange darin, bis ein 
großer Theil ihres Saftes ausgezogen ist. Dann 
werden sie zwei bis drei Tage lang zum Trocknen 
in die Sonne gelegt und solange fortwährend ge- 
wendet, bis sie vollkommen hart und trocken geworden 
sind. Erst in diesem Zustande ist die Dattel export- 
fähig. Es ist zu beachten, daß das zum Ausziehen 
des Saftes verwandte Wasser von Zeit zu Zeit er- 
neuert werden muß und zur Syrupbereitung verwandt 
werden kann. Der Werth einer Dattelpalme ist 20 
bis 30 Dollars. 
Zwischen den Datteln baut man Weizen und 
sonstige Hülsenfrüchte. 
Gemüse ist nicht beliebt, infolge dessen auch nicht 
vorhanden. Dahingegen erfreut sich die Kartoffel 
einer ziemlichen Verbreitung. 
Industrie: Dieselbe ist unbedentend und um- 
faßt eigentlich nur die Textil= und Thonwaarenbranche. 
Es werden fabrizirt: 
1. die bereits oben erwähnten buntgewirkten 
und häufig mit Seide durchzogenen wollenen Turbau- 
tücher. Exportirt werden sie nach Jemen, Madagaskar 
und Ostafrika, 
2. ein Wollenzeung aus brauner Wolle, 
3. Segeltuch (in El batne), 
4. Thonwaaren, 
5. Kupferwaaren (in Niswe), 
6. Silberwaaren (Dolche, Amulelte, Gewehr- 
verzieruigen, Flaschen, Weiberschmuck). 
Handel. Der Maskathandel ergiebt im Durch- 
schnilt 
für Exporte 30 lakh R. 
(wovon 20 lakch für Datteln) 
für Importe 32 lakh R. 
für 1888/90 z. B. Export 210 000 
Import ## 280 000. 
Zieht man die ganze Küste von Oman mit in 
die Berechnung, so dürften sich Export und Import
	        
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