Diese hochwichtige Institution steht unter dem
Befehle des Dorfältesten und wird von der Ge-
meinde im Verhältniß zur Größe der Ländereien
regulirt. Die Stunden werden an der Sonnenuhr
bemessen, so zwar, daß der nächste Anwärter
auf den Bach die Schleuse seines Vorgängers
schließt und seine eigene öffnet, sobald seine Zeit ge-
kommen ist.
In dem Landstrich El batne und in einigen
anderen flußlosen Gegenden von Oman geschieht die
Bewässerung mittelst Schöpförunnen, der sogenannten
„Mengur“. Man errichtet über der Schöpfstelle
drei Balken, von denen zwei mittelst eines Quer-
holzes verbunden werden. Um dieses Querholz
schlingt sich das Seil, woran der Wasserschöpfer —
Eimer oder Thierfell — befestigt ist.
Zur Hebung des gefüllten Wasserschöpfers be-
dient man sich eines Stiers, der in einer seitwärts
von der Schöpfstelle befindlichen und abwärts
gehenden Mulde getrieben wird. Oben angelangt,
entleert sich der Wasserschöpfer von selbst in Rinnen,
welche das Wasser weiter führen.
lima: Die Zeit zwischen Juni und August
ist die heißeste. Das Thermometer varürt von
20 bis 40° R. Die Feuchtigkeit der Luft beträgt
68 m, der mittlere Barometerdruck 29,95. Der
Regenfall erfolgt innerhalb vier Wochen und beträgt
vier Fuß.
Die heißen Winde (rarbi) wehen im Mai und
Juni. Für die Dattelreife sind dieselben sehr er-
wünscht. Der Fall des Thaues ist stark. Allgemein
gesagt ist das Klima von Maskat sehr trocken und
heiß und, für Eingeborene wenigstens, nicht un-
gesund.
Sanitäre Verhältnisse: In Maskat existirt
ein unter Leitung des indischen Arztes Dr. Jaipur
stehendes Hospital. Hofarzt ist ein Goanese.
Krankheiten: Blattern und Masern treten epi-
demisch auf, und viele Eingeborene fallen den ersteren
zum Opfer.
Cholera: selten; zum letzten Mal 1865.
Dysenterie, Schwindsucht und Augenkrankheiten
sind gewöhnlich.
Aussatz ist nicht gerade selten und findet sich
meist bei Negern. Die Kranken wohnen in abge-
sonderten Orten, ziehen zuweilen aber bettelnd umher.
Fieber (Malaria) sehlt.
Die Todten werden außerhalb der Stadt be-
Craben.
Der Wasserabfluß ist sehr primitiv in den im
Ganzen genommen recht reinlich gehaltenen Straßen.
Die Zahl der Einwohner von ganz Oman
dürfte sich auf etwa 150 000 Seelen, welche sich
auf etwa 200 Stämme vertheilen, belaufen.
Man unterscheidet zwei Hauptstämme, die zahl-
reichen, aus Jemen stammenden Hinawi und die
aus dem Negd herrührenden Rafri.
Ein großer Theil der arabischen Bevölkerung
wohnt in Städten und Ortschaften und treibt Land-
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wirthschaft oder Fischerei. Nur wenige sind Handels-
leute. Der vierte Theil mag etwa dem Nomaden-
thum angehören und gelegentlich Wegelagerei treiben.
Die Armuth eines Theiles des Landes nöthigt einen
Theil der Bevölkerung zur Auswanderung nach San-
sibar und dem ostafrikanischen Festland, wo sie bis
vor Kurzem gerne ausgenommen wurden und sich
infolge ihres Fleißes und ihrer Sparsamkeit Ver-
mögen erwarben.
Die Nahrung der großen Masse besteht aus
Datteln, Reis, Fisch und Früchten.
Agrikultur: Die Kultur der Dattel ist über
ganz Oman verbreiket. Nur im „Grünen Gebirge“
kommt dieselbe nicht mehr fort. Ueber die ver-
schiedenen Arten der Dattel, über ihre Benennungen
und ihren Anbau ließe sich ein dickes Buch schreiben.
Ich beschränke mich darauf, zu bemerken, daß die
Gewinnung auf folgende Art in Oman betrieben wird:
Die Datteln werden, noch bevor sie ganz reif
sind, gepflückt und in große kupferne, mit kochendem
Wasser gefüllte Kessel gethan. Man läßt sie etwa
eine halbe Stande, d. h. solange darin, bis ein
großer Theil ihres Saftes ausgezogen ist. Dann
werden sie zwei bis drei Tage lang zum Trocknen
in die Sonne gelegt und solange fortwährend ge-
wendet, bis sie vollkommen hart und trocken geworden
sind. Erst in diesem Zustande ist die Dattel export-
fähig. Es ist zu beachten, daß das zum Ausziehen
des Saftes verwandte Wasser von Zeit zu Zeit er-
neuert werden muß und zur Syrupbereitung verwandt
werden kann. Der Werth einer Dattelpalme ist 20
bis 30 Dollars.
Zwischen den Datteln baut man Weizen und
sonstige Hülsenfrüchte.
Gemüse ist nicht beliebt, infolge dessen auch nicht
vorhanden. Dahingegen erfreut sich die Kartoffel
einer ziemlichen Verbreitung.
Industrie: Dieselbe ist unbedentend und um-
faßt eigentlich nur die Textil= und Thonwaarenbranche.
Es werden fabrizirt:
1. die bereits oben erwähnten buntgewirkten
und häufig mit Seide durchzogenen wollenen Turbau-
tücher. Exportirt werden sie nach Jemen, Madagaskar
und Ostafrika,
2. ein Wollenzeung aus brauner Wolle,
3. Segeltuch (in El batne),
4. Thonwaaren,
5. Kupferwaaren (in Niswe),
6. Silberwaaren (Dolche, Amulelte, Gewehr-
verzieruigen, Flaschen, Weiberschmuck).
Handel. Der Maskathandel ergiebt im Durch-
schnilt
für Exporte 30 lakh R.
(wovon 20 lakch für Datteln)
für Importe 32 lakh R.
für 1888/90 z. B. Export 210 000
Import ## 280 000.
Zieht man die ganze Küste von Oman mit in
die Berechnung, so dürften sich Export und Import