Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

des Schutzgebietes abhängig, mit deren Herbeischaffung 
Dr. Gruner telegraphisch beauftragt wurde. Mit 
dem Erscheinen dieser alles überhaupt vorhandene 
Material verwerthenden Arbeit wird das Togogebiet 
eine Karte besitzen, wie sie kein anderes der deutschen 
Schutzgebiete in gleichem Maßstabe und gleicher Reich- 
haltigkeit der Daten aufzuweisen hat. Einen wesent- 
lichen Beitrag zu den Unterlagen dieser Karte lieferten 
die im Laufe dieses Jahres zum Abschluß gebrachten 
gemeinsamen Aufnahmen und Ortsbestimmungen der 
deutsch-englischen Grenzkommission, durch welche über 
die geographischen Verhältnisse der südwestlichen Theile 
des Togogebietes wesentlich mehr Licht verbreitet und 
manche auf den bisherigen Karten vorhandene, zum 
Theil folgenschwere Irrthümer über Flußläufe u. s. w. 
aufgeklärt wurden. Leider wurde auch hier der auf 
deutscher Seite thätige Geograph der Kommission, 
Dr. Küster, nach einem Aufenthalt von nur wenigen 
Monaten im Lande, vom Tode ereilt. 
Dankenswerth waren ferner die mit Uhr und 
Kompaß vorgenommenen Aufnahmen des Pflanzers 
Goldberg in dem Gebiet zwischen Misahöhe, Lome 
und Sebbe, welche ebenfalls manche IJrrthümer auf 
den bisherigen Karten beseitigen halfen. Goldberg 
hat ferner die Anstellung regelmäßiger meteorologischer 
Beobachtungen im Küstengebiet, die lange Zeit dort ganz 
fehlten, übernommen, nachdem Zollinspektor Böder 
in sehr anerkennenswerther Bereitwilligkeit dieselben 
für Klein = Popo vom Juli 1891 begonnen und bis 
zu seiner Versetzung nach Kamerun im Mai 1892 
gewissenhaft fortgeführt hatte. Diesen ganz frei- 
willigen wissenschaftlichen Bestrebungen des Herrn 
Böder ist es zu danken, daß damit für die Be- 
rechnung der gleichzeitig im Innern von Hauptmann 
Kling während seiner Reise vorgenommenen Höhen- 
messungen eine sichere Basis geschaffen ist. 
Von Seiten des Regierungsarztes Staböarzts 
Wicke in Klein-Popo sind, wie in früheren Jahren, 
seine Erfahrungen über Malariafieber und dessen Be- 
kämpfung, über Schutzpockenimpfung und ihre Er- 
folge der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Einen 
ihm nach dreijähriger Thätigkeit in Togo gewährten 
Urlaub hat der genannte Arzt zu Spezialstudien be- 
nutzt, welche ihn befähigen werden, über die Natur 
des Malariafiebers noch eingehendere Untersuchungen 
anzustellen. 
Der jetzt zurückgekehrte frühere Leiter der Station 
Misahöhe, Lieutenant Herold, dessen Neigungen 
speziell zum Studium der früheren Geschichte des- 
Togogebietes und zu einem möglichsten Eindringen 
in das Geistesleben, die Rechtsanschauungen und 
religiösen Vorstellungen der einheimischen Bevölke- 
rung gravitiren, hat die Ergebnisse dieser seiner Wahr- 
nehmungen und Forschungen in verschiedenen Be- 
richten niedergelegt, die in den „Mittheilungen von 
Forschungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen 
Schutzgebieten“ veröffentlicht sind. 
Die aus den Mitteln des Afrikafonds unter- 
nommene Reise des Führers der Schutztruppe im 
  
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südwestafrikan ischen Schutzgebiet Hauptmanns 
v. Frangois nach dem Ngami-See hat in fehr er- 
freulicher Weise zur Klärung des Kartenbildes der 
Grenzgebiete von Deutsch-Südwestafrika beigetragen, 
auch sind von diesem Reisenden den deutschen ethno- 
graphischen Museen Sammlungsobjekte, welche auf 
die Bewaffnung und das Hausgeräth der jene Ge- 
biete dünn bevölkernden Stämme, Proben ihrer Nah- 
rungsmittel u. s. w. eingesandt worden. Die karto- 
graphischen Aufnahmen des in diesem Fache sehr 
bewanderten Reisenden sind in den „Mittheilungen“ 
nunmehr veröffentlicht, und stehen weitere Veröffent- 
lichungen, die namentlich auf das südliche Grenz- 
gebiet nach dem Orange-River Bezug haben, noch 
unmitktelbar bevor. 
Erfreulicherweise hat sich nunmehr auch eine 
Ausdehnung der wissenschaftlichen Forschung auf Ost- 
afrika durch die thatkräftige Unterstützung der König- 
lich Preußischen Akademie der Wissenschaften sowie 
der Deutschen Kolontalgesellschaft ermöglichen lassen. 
Der Botaniker Dr. Volkens, welcher seitens der 
Akademie der Wissenschaften für pflanzenphysiologische 
Forschungen eine Beihülfe ven 5000 Mk. erhalten 
hat, ist kürzlich nach Tanga abgereist, um Usambara 
und das Kilimandiarogebiet zu bereisen; insbesondere 
das Letztere bietet im Hinblick auf seine verschiedenen 
Höhenlagen für den Pfflanzenphysiologen hervor- 
ragende Vortheile. Ferner hat sich die Deutsche 
Kolonialgesellschaft in dankenswerther Weise bereit 
erklärt, die Kosten der Ausrüstung und Reise für 
zwei Forscher, den Geologen Dr. Lent und den 
Forstassessor Wiener, zu übernehmen, welche sich 
ebenfalls kürzlich nach Ostafrika begeben haben, um 
am Kilimandjaro thätig zu sein. Die Kosten des 
Aufenthalts der drei Forscher in Afrika sind auf den 
Afrikafonds übernommen worden. 
Die mit peinlichster Sorgfalt von Dr. Stuhl= 
mann aufgenommenen Routen von Tabora nach 
dem Victoria Nyanfa und nach Karagwe konnten in 
Verbindung mit den zugehörigen astronomischen 
Ortsbestimmungen und Höhenmessungen in den 
„Mittheilungen von Forschungsreisenden und Ge- 
lehrten aus den deutschen Schutzebieten“ veröffent- 
licht werden. Infolge der glücklichen Rückkehr 
Dr. Stuhlmanns von dieser großen, bis ins Herz 
von Afrika vorgedrungenen Expedition ist ein karto- 
graphisches Material von einer nur den Arbeiten 
Dr. Junkers im oberen Nilgebiet vergleichbaren 
Reichhaltigkeit und Güte dem Auswärtigen Amt zu- 
gegangen. Der Afrikafonds wird sich bei der großen. 
Bedeutung, welche diese Arbeiten Stuhlmanns für 
die Kartographie Afrikas und speziell des ostafrika- 
nischen Schutzgebietes haben, der Aufgabe nicht ent- 
ziehen können, diese werthvollen Resultate der All- 
gemeinheit zugänglich zu machen, weil die Kosten 
der Bearbeitung und vollen Ausnutzung derselben 
von einem Einzelnen nicht getragen werden können. 
Weiterhin ist noch das Missionsunternehmen des 
Herrn Superintendenten Merensky durch leihweise
	        
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