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Ueberlassung einiger Instrumente aus den Beständen
des Afrikafonds ausnahmsweise gefördert worden, weil
die Person des Leiters der Expedition besondere
Garantien für eine Förderung der Ziele, welche der
Afrikafonds zu unterstützen berufen ist, bot, da Herr
Merensky bei seinem früheren Aufenthalt in Afrika
bereits mit Erfolg auf meteorologischem und karto-
graphischem Gebiet thätig gewesen ist.
Ueber das Klima und die Gesundheitsverhältnisse
der Marshall-Inseln im vergangenen Jahre hat
der dortige Regierungsarzt Dr. Steinbach, der
erste dort für längere Zeit thätige, wissenschaftlich
gebildete Arzt, einen werthvollen Bericht erstattet,
welcher in den „Mittheilungen“ zum Abdruck ge-
langt ist.
Was die botanische Forschung betrifft, so hat sich
das Bedürfniß geltend gemacht, für dieselbe eine
Centralstelle zu schaffen, welche die Ergebnisse der
Forschungsthätigkeit sichtet und für die wissenschaft-
liche und praktische Verwerthung der Forschungs-
thätigkeit Sorge trägt. Zu diesem Behufe ist mit
dem Herrn Kultusminister unter dem 1. April 1891
eine Vereinbarung dahin getroffen worden, daß die
botanischen Anstalten in Berlin, der Botanische
Garten und das Botanische Museum, eine solche
Centralstelle bilden, welche die Aufgabe hat, den
Forschungsstationen die erforderlichen Sämereien und
Planzen zur Anzucht zu liefern, den Nutzwerth der
gezogenen Pflanzen und Früchte zu bestimmen und
sich überhaupt für die botanische Entwickelung nach
besten Kräften nutzbar zu machen. Die Forschungs-
stationen haben ihrerfeits der Centralstelle Herbar-
exemplare mit Blüthen und Früchten, Holzscheiben
und andere Sammlungegegenstände zu liefern. Diese
Centralstelle hat sich unter der Leitung des Direktors
des Königlichen Botanischen Gartens und Museums,
Professor Dr. Engler hierfelbst, in sehr erfreulicher
Weise entwickelt. Sie umfaßt zwei Hauptabtheilungen.
Die eine — Lehrabtheilung — giebt eine Uebersicht
über die wichtigsten tropischen Nutzpflanzen. Die
zweite — Vermehrungsabtheilung — enthält außer
einem geschützten Erdbeet ein in drei Räume ge-
theiltes Warmhaus. Der erste Raum ist für die
eigentliche Vermehrung in Warmerde bestimmt, der
mittlere dient der Winterkultur der tropischen Ge-
wächse; der dritte beherbergt die subtropischen
Pflanzen und diejenigen, welche für die Versendung
abgehärtet werden. Es ist bereits eine große An-
zahl von Pflänzlingen herangezogen worden, welche
nach Ost= und Westafrika in sogenannten Wardschen
Kästen gesandt worden sind. Außerdem sind in dem
Botanischen Garten und Museum Einrichtungen ge-
troffen worden, welche es ermöglichen, jedem hinaus-
gehenden Forscher einen Ueberblick über die für sein
Forschungsgebiet wichtigsten Pflanzentypen zu ge-
währen. Eine eingehende Uebersicht über die Thätig-
keit der Centralstelle giebt ein im „Deutschen
Kolonialblatt" vom 1. Dezember zum Abdruck ge-
langter Bericht des Professors Engler.
Für die Publikation der Forschungsergebnisse
dienen in erster Linie die „Mittheilungen von For-
schungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen
Schutzgebieten“, deren Absatz sich stetig vermehrt hat.
Die Zunahme des zu verarbeitenden Materials,
namentlich auf geographischem Gebiete, hat die Auf-
wendung größerer Mittel für diese Zeitschrift er-
forderlich gemacht. Die Ergebnisse der meteorologi-
schen Forschungen werden in den „Deutschen
Ueberseeischen meteorologischen Beobachtungen"“,
herausgegeben von der Deutschen Seewarte in Ham-
burg, veröffentlicht. Einen Zuschuß aus dem Afrika-
fonds erhalten die von dem Direktor des Königlichen
Botanischen Gartens in Berlin herausgegebenen
Botanischen Jahrbücher, um die wissenschaftliche Be-
arbeitung der botanischen Sendungen aus den
Schutzgebieten zu ermöglichen. Um den Forschungs-
reisenden eine Anleitung zum Studium der Sprachen
der Eingeborenen zu geben, hat Professor von der
Gabelenz auf Anregung der Kolonialabtheilung ein
„Handbuch zur Aufnahme fremder Sprachen“ zu-
sammengestellt, welches den Forschern und Beamten
in den Schutzgebieten mitgegeben wird. Die Aus-
arbeitung der Zusammenstellungen erfolgt durch das
Orientalische Seminar in Berlin. In geographischer
Beziehung ist noch auf den von der geographischen
Verlagshandlung von Dietrich Reimer (Hoefer
u. Vohsen) kürzlich herausgegebenen „Deutschen
Kolonialatlas für den amtlichen Gebrauch“ zu ver-
weisen, ein vorzügliches Kartenwerk, welches zwar
nicht aus den Mitteln des Afrikafonds, aber auf
Grundlage der durch ihn ermöglichten geographischen
Forschungen und in engster Fühlung mit der
Kolonialabtheilung des Auswärtigen Amts, durch die
Bemühungen des Mitgliedes des Kolonialraths und
langjährigen Kenners afrikanischer Verhältnisse
E. Vohsen, sowie des bekannten Geographen
Richard Kiepert zu Stande gekommen ist. End-
lich ist die Herausgabe eines Grundrisses des mo-
hammedanischen, in Ostafrika geltenden Rechts durch
den Direktor des Orientalischen Seminars, Geheimen
Rath Professor Dr. Sachau, in Angriff genommen.