Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Sollte aber eine kriegerische Aktion ganz unver- 
meidlich sein, so wollen Euer Hochwohlgeboren sich 
jedenfalls nur dann aus eine solche einlassen, wenn 
die Aussichten auf einen glücklichen Erfolg unbedingt 
auf unserer Seite sind, anderenfalls aber lieber zu- 
nächst eine weitere Verstärkung der dortigen Besatzung 
beantragen, die allerdings unter den gegebenen Ver- 
hältnissen höchstens auf cine kurze Zeit und zu einem 
ganz bestimmten Zwecke abgegeben werden könnte und 
nach dessen Erreichung wieder zurückgezogen werden 
müßte. Eine derarkige nachherige Verminderung der 
Garnison ist aber stets mit Schwierigkeiten und er- 
höhter Gefahr für die Zurückbleibenden verbunden 
und daher die Politik, sich möglichst auf nichts ein- 
zulassen, wozu die vorhandenen Machtmittel nicht 
auch unbedingt ausreichen, jedenfalls die empfehlens- 
wertheste. Nach Ihrem Eintreffen sehe ich einer 
ausführlichen Berichterstattung über die politischen 
Verhältnisse in Tabora entgegen. 
Bezüglich der Station Uniangwira habe ich noch 
Folgendes zu bemerken: 
Euer Hochwohlgeboren haben bereits mündlich 
mir gegenüber Ihre Bedenken über die Zweckmäsig- 
keit dieser Stationsanlage ausgesprochen. Es möchte 
sich vielleicht empfehlen, die Verlegung der Station 
nach einem geeigneteren Punkte der Karawanenstraße 
ins Auge zu fassen. 
Euer Hochwohlgeboren wollen daher Ihren Marsch 
nach Tabora dazu benutzen, in Gemeinschaft mit 
Lientenant v. Bothmer einen solchen Punkt aus- 
findig zu machen, und mir seiner Zeit einen dahin 
gehenden Vorschlag nebst Planzeichnung unlerbreiten 
und zwar nach vorhergängiger Rücksprache mit Lieu- 
tenant Prince im Sinne des an diesen von mir 
gerichteten Erlasses. 
Einer baldigen Meldung über die in Uniangwira 
gethanen Schritte sehe ich entgegen. 
Der Kaiserliche Gouverneur. 
ez. Freiherr v. Soden. 
Gefecht gegen die Wahebe. 
Aus Kilosa, einer jener Stationen, welche als Schutz 
der Küstenregion gegen die alljährlichen Einfälle der 
Wahehe errichtet sind, kommt die amtliche Meldung von 
einem neuen am 8. Dezember v. J. ausgeführten 
Einfall dieses Volksstammes. Der eigentliche Chef 
der Station, Lientenant Fließbach, war eine Stunde, 
bevor die Nachricht von dem Anrücken der Wahehe 
auf der Station anlangte, zu einer Rekognoszirung 
in östlicher Richtung nach Farhani und Kondoa ab- 
gerückt. Trotzdem ist es seinem Stellvertreter, dem 
Arzt Dr. Arning, gelungen, mit dem Rest der 
Besatzung nicht nur den Ansturm der Wahehe auf- 
zuhalten, sondern ihnen auch eine gründliche Lehre 
zu ertheilen. Dr. Arning berichtet: 
flMhberschritt. 
  
Kilosa, 11. Dezember 1892. 
Gefechtsbericht. 
Am Morgen des 8. Dezember um 6 Uhr brach 
Lieutenant Fließbach zu einer Erkundung nach 
Farhani auf; eine Stunde nach seinem Abmarsch 
traf Saboni, ein Mann der Munisagara, hier ein 
und meldete, daß bei Morgengrauen 200 Wahehe 
(mia mbili to) Munisagara überfallen und verbrannt 
hätten. Ich sandte Lieutenant Fließbach sofort eine 
Botschaft nach. 
In Anbetracht der Umstände hielt ich es für 
nöthig, sofort zu einer Erkundung vorzugehen und 
den Feind, wenn er nicht zu stark, zurückzuwerfen. 
Ich nahm 36 Soldaten mit, die Hälfte der im 
Augenblick auf der Station anwesenden. 
Um 7¼ Uhr brach ich auf und ging in 
eiligstem Marsche das Mukondogwa-Thal hinauf; 
es kam mir sehr zu statten, daß ich von früheren 
Märschen her das That in seiner ganzen Ausdehnung 
gut kenne. Ich marschirte mit allen Vorsichtsmaß- 
regeln. Nach drei Stunden sah ich an der Stelle, 
wo sich der direkte Bergweg nach der Mission ab- 
zweigt, das erste Dorf brennen; es schien erst eben 
angezündet zu sein. Dasselbe lag auf einer etwa 
200 m hohen Bergnasc und ist durch ein Holzkrenz 
gekennzeichnet. Der Mpwapwaweg umgeht die 
Bergnase. 
Sobald ich die derselben vorgelagerten Hiügel 
erstiegen hatte, sah ich die zurückfliehende Spitze der 
Wahehe; sie schienen offenbar auf dem Vormarsche 
gewesen zu sein und uns von oben gesehen zu haben; 
es mochten ihrer wohl 100 sein. Sie zogen sich 
eiligst auf eine etwa 3 km lange Hügelkette zurück, 
die von Nord nach Süd läuft und auf drei Seiten 
von der Mukondogwa umflossen ist. Ich ging auf 
ihre Rückzugslinie zu und drängte drei Viertel von 
ihnen südlich davon ab, indem ich die Mukondogwa 
Auf der Hielkette lagen drei kleine 
Dörfer, nicht über acht Häuser groß, jedes etwa 
10 Minuten von dem anderen entfernt. 
An dem Nordende des Hügels hatten sich die 
Wahcehe in einem nach Westen offenen Winkel auf- 
gestellt, indem sie das dort befindliche Dorf als 
Centrum benutten. Ich schäßte die dort stehende 
Zahl auf 600 bis 800. Der Fluß ist auf beiden 
Seiten mit dichtem, hohem Schilfgras umgeben, 
welches bei der Stellung der Wahehe bis dicht an 
den Fuß des Higels hinanreichte; in dem hohen 
Grase glaubte ich Speere blitzen zu sehen. Da mir 
bekannt war, daß der Höhenzug fast in seiner ganzen 
Ausdehnung östlich steil abfällt, hoffte ich daselbst in 
gedecktem Marsche dem Feinde in die Flanke zu 
kommen bezw., wenn nöthig, gesicherte Stellung 
nehmen zu können. 
Als ich die Anhöhe erstieg, sprangen überall aus 
dem erwähnten Grase Gestalten auf und näherten 
sich im Sturmschritt; desgleichen setzten sich die 
Wahehe vom Nordende des Hügels gegen mich in
	        
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