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Sollte aber eine kriegerische Aktion ganz unver-
meidlich sein, so wollen Euer Hochwohlgeboren sich
jedenfalls nur dann aus eine solche einlassen, wenn
die Aussichten auf einen glücklichen Erfolg unbedingt
auf unserer Seite sind, anderenfalls aber lieber zu-
nächst eine weitere Verstärkung der dortigen Besatzung
beantragen, die allerdings unter den gegebenen Ver-
hältnissen höchstens auf cine kurze Zeit und zu einem
ganz bestimmten Zwecke abgegeben werden könnte und
nach dessen Erreichung wieder zurückgezogen werden
müßte. Eine derarkige nachherige Verminderung der
Garnison ist aber stets mit Schwierigkeiten und er-
höhter Gefahr für die Zurückbleibenden verbunden
und daher die Politik, sich möglichst auf nichts ein-
zulassen, wozu die vorhandenen Machtmittel nicht
auch unbedingt ausreichen, jedenfalls die empfehlens-
wertheste. Nach Ihrem Eintreffen sehe ich einer
ausführlichen Berichterstattung über die politischen
Verhältnisse in Tabora entgegen.
Bezüglich der Station Uniangwira habe ich noch
Folgendes zu bemerken:
Euer Hochwohlgeboren haben bereits mündlich
mir gegenüber Ihre Bedenken über die Zweckmäsig-
keit dieser Stationsanlage ausgesprochen. Es möchte
sich vielleicht empfehlen, die Verlegung der Station
nach einem geeigneteren Punkte der Karawanenstraße
ins Auge zu fassen.
Euer Hochwohlgeboren wollen daher Ihren Marsch
nach Tabora dazu benutzen, in Gemeinschaft mit
Lientenant v. Bothmer einen solchen Punkt aus-
findig zu machen, und mir seiner Zeit einen dahin
gehenden Vorschlag nebst Planzeichnung unlerbreiten
und zwar nach vorhergängiger Rücksprache mit Lieu-
tenant Prince im Sinne des an diesen von mir
gerichteten Erlasses.
Einer baldigen Meldung über die in Uniangwira
gethanen Schritte sehe ich entgegen.
Der Kaiserliche Gouverneur.
ez. Freiherr v. Soden.
Gefecht gegen die Wahebe.
Aus Kilosa, einer jener Stationen, welche als Schutz
der Küstenregion gegen die alljährlichen Einfälle der
Wahehe errichtet sind, kommt die amtliche Meldung von
einem neuen am 8. Dezember v. J. ausgeführten
Einfall dieses Volksstammes. Der eigentliche Chef
der Station, Lientenant Fließbach, war eine Stunde,
bevor die Nachricht von dem Anrücken der Wahehe
auf der Station anlangte, zu einer Rekognoszirung
in östlicher Richtung nach Farhani und Kondoa ab-
gerückt. Trotzdem ist es seinem Stellvertreter, dem
Arzt Dr. Arning, gelungen, mit dem Rest der
Besatzung nicht nur den Ansturm der Wahehe auf-
zuhalten, sondern ihnen auch eine gründliche Lehre
zu ertheilen. Dr. Arning berichtet:
flMhberschritt.
Kilosa, 11. Dezember 1892.
Gefechtsbericht.
Am Morgen des 8. Dezember um 6 Uhr brach
Lieutenant Fließbach zu einer Erkundung nach
Farhani auf; eine Stunde nach seinem Abmarsch
traf Saboni, ein Mann der Munisagara, hier ein
und meldete, daß bei Morgengrauen 200 Wahehe
(mia mbili to) Munisagara überfallen und verbrannt
hätten. Ich sandte Lieutenant Fließbach sofort eine
Botschaft nach.
In Anbetracht der Umstände hielt ich es für
nöthig, sofort zu einer Erkundung vorzugehen und
den Feind, wenn er nicht zu stark, zurückzuwerfen.
Ich nahm 36 Soldaten mit, die Hälfte der im
Augenblick auf der Station anwesenden.
Um 7¼ Uhr brach ich auf und ging in
eiligstem Marsche das Mukondogwa-Thal hinauf;
es kam mir sehr zu statten, daß ich von früheren
Märschen her das That in seiner ganzen Ausdehnung
gut kenne. Ich marschirte mit allen Vorsichtsmaß-
regeln. Nach drei Stunden sah ich an der Stelle,
wo sich der direkte Bergweg nach der Mission ab-
zweigt, das erste Dorf brennen; es schien erst eben
angezündet zu sein. Dasselbe lag auf einer etwa
200 m hohen Bergnasc und ist durch ein Holzkrenz
gekennzeichnet. Der Mpwapwaweg umgeht die
Bergnase.
Sobald ich die derselben vorgelagerten Hiügel
erstiegen hatte, sah ich die zurückfliehende Spitze der
Wahehe; sie schienen offenbar auf dem Vormarsche
gewesen zu sein und uns von oben gesehen zu haben;
es mochten ihrer wohl 100 sein. Sie zogen sich
eiligst auf eine etwa 3 km lange Hügelkette zurück,
die von Nord nach Süd läuft und auf drei Seiten
von der Mukondogwa umflossen ist. Ich ging auf
ihre Rückzugslinie zu und drängte drei Viertel von
ihnen südlich davon ab, indem ich die Mukondogwa
Auf der Hielkette lagen drei kleine
Dörfer, nicht über acht Häuser groß, jedes etwa
10 Minuten von dem anderen entfernt.
An dem Nordende des Hügels hatten sich die
Wahcehe in einem nach Westen offenen Winkel auf-
gestellt, indem sie das dort befindliche Dorf als
Centrum benutten. Ich schäßte die dort stehende
Zahl auf 600 bis 800. Der Fluß ist auf beiden
Seiten mit dichtem, hohem Schilfgras umgeben,
welches bei der Stellung der Wahehe bis dicht an
den Fuß des Higels hinanreichte; in dem hohen
Grase glaubte ich Speere blitzen zu sehen. Da mir
bekannt war, daß der Höhenzug fast in seiner ganzen
Ausdehnung östlich steil abfällt, hoffte ich daselbst in
gedecktem Marsche dem Feinde in die Flanke zu
kommen bezw., wenn nöthig, gesicherte Stellung
nehmen zu können.
Als ich die Anhöhe erstieg, sprangen überall aus
dem erwähnten Grase Gestalten auf und näherten
sich im Sturmschritt; desgleichen setzten sich die
Wahehe vom Nordende des Hügels gegen mich in