Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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„Die Art des Tabaks ist eine durchaus edle, 
das Gewächs leicht und zart, die Deckkraft dem- 
nach eine außerordentlich große und den 
meisten Sumatra-Tabaken überlegene. Mit 
Rücksicht auf bessere Haltbarkeit der Blätter in und 
nach ordnungsmäßiger Behandlung wäre zu wünschen, 
daß vielleicht unter Benutzung eines anderen Sa- 
mens ein Gewächs von etwas mehr Körper 
erzeugt werden könnte, selbst wenn die Deck- 
fähigkeit der ersten Längen etwas dadurch geschwächt 
werden sollte. . 
Die Tendenz des Gewächses in Bezug auf 
Farben-Entwickelung bei ordnungsmäßiger Fermen- 
tation — die vorliegenden, meistens noch grünlichen 
Proben haben augenscheinlich gar keine Fermentation 
durchgemacht — ist ebenfalls eine hervorragend 
günstige, die Grundlage der Farbe ist rein und 
schön, wic in solcher Gleichmäßigkeit bei keinem 
Sumatra-Gewächse, und werden die Farben auch bei 
voller Ausschwitzung des Tabaks vorwiegend hell 
bleiben. 
Der Geschmack des Tabaks ist, weil die 
Fermentation gänzlich fehlt, dementsprechend 
grasig, aber nicht widerwärtig, wir sind nach ander- 
weitigen Erfahrungen sicher, daß der Geschmack des 
Tabaks, wenn er volle Fermentation erhalten hat, 
besser sein wird, als der meistens elwas fuselige 
Sumatra. 
Im Brand ist der Tabak befriedigend; Neigung 
zum Kohlen, die immer zu befürchten ist, wenn 
Tabak weiße Adern hat, ist ausgeschlossen, und wird 
der Tabak absolut sicher und schön sein, wenn er 
seine richtige Fermentation erhalten hat. 
Die Probe ist zu einer Preisbestimmung des 
unsicheren Zustandes wegen nicht geeignet. Wenn wir 
uns denselben Tabak in derselben gleichmäßigen 
Aussuchung, gut und gesund durch die Fermentation 
gekommen, denken, so würden wir denselben mit 
600 Pf. pro ½ kg und mehr gerne werth hallen.“ 
Bestrafung von Masais durch den Rompagnieführer 
Johannes. 
Wie der Kompagnieführer Johannes unter dem 
14. Dezember v. J. aus Kisuani berichtet, hat er 
sich genöthigt gesehen, eine Bestrafung von Masai 
vorzunehmen, welche die Post-Askaris angegriffen 
hatten. Letztere waren unter Bedeckung von etwa 20 
größtentheils von der Station Masinde gestellten 
Soldaten auf dem Wege nach Marangu begriffen, 
als sie von den Masai, welche Abgaben (Hongo) 
forderten, angegriffen wurden. Zwei Askaris fielen, 
einer wurde verwundet. 
Der Kompagnieführer Johannes verfolgte die 
Masai, welche bereits von seinem Anmarsche gehört 
hatten und im Abzuge nach dem Pangani-Fluß be- 
grifsen waren. Es gelang ihm jedoch, dieselben noch 
in der Ebene bei Same einzuholen und zu schlagen. 
  
Es fielen 50 Masai, während unsererseits keine 
Verluste zu verzeichnen sind. Außerdem wurden 
ihnen 200 Ziegen und 150 Esel abgenommen; von 
letzteren wurden 100 nach Tanga gesandt und dem 
Kaiserlichen Gouvernement zur Verfügung gestellt. 
In einem der zerstörten Kraale wurden 3 Seiten- 
gewehre und 1 Patronentasche, welche unseren Askaris 
abgenommen waren, vorgefunden. 
  
von der Station Misahöbe (Togo). 
Das neu erbaute Wohnhaus der Station Misa- 
höhe im Hinterland von Togo steht auf einem 1½ „ 
hohen massiven Fundament und ist selbst ganz aus 
Bruchsteinen, die in einem von dem Stationsleiter 
Dr. Gruner in der Nähe angelegten Steinbruch ge- 
wonnen worden sind, gebaut. 
Die Holztheile sind sämmtlich aus Odum-Holz 
hergestellt, welches unser Eichenholz an Festigkeit er- 
heblich übertrifft und unter keinen Umständen von 
grauen Ameisen und anderem Ungeziefer angegriffen 
wird. Das Dach ist mit Schindeln gedeckt. Das 
Haus liegt hoch und luftig, wird mit Wasserleitung 
von einer oberhalb liegenden klaren Gebirgsquelle 
versehen und dürfte wohl eines der gesundesten 
und solidesten Gebäude an der ganzen Westküste 
Afrikas sein. 
Der Pflanzer Goldberg, welcher den Bau geleitet 
hat, wird sich nunmehr der Untersuchung und Re- 
paratur der Gebäude an der Küste, dem Wegebau 
und der Schiffbarmachung des Zio-Flusses widmen. 
Herr Dr. Gruner behält außer den Stationsarbeitern 
(27 Weylente) noch eine Partie Brettschneider und 
einige Zimmerleute in Misahöhe, um mit ihrer 
Hülfe die Dielung, Wand= und Deckenverkleidungen 
fertig zu stellen. 
Ostafrikanische perlen. 
In der Muasi-Bucht, südlich von Milindani, 
sind schon seit längerer Zeit von einzelnen Amwohnern 
ab und zu Perlen gesammelt und zum Verkauf ge- 
bracht worden. Eine regelrechte Ausbeute und ein 
förmlicher Handel damit hatte bislang noch nicht 
stattgefunden, auch war über den Werth der Perlen 
und die Häufigkeit ihres Vorkommens Näheres noch 
nicht ermittelt worden. Einige Proben von Muscheln 
und Perlen aus jener Gegend sind nunmehr durch 
die Königliche geologische Landesanstalt und Berg- 
akademie hierselbst untersucht worden. Es hat sich 
ergeben, daß es sich um echte Meerperleumuscheln 
und Perlen handelt. Das Kaiserliche Gonvernement 
von Deutsch-Ostafrika hat zunächst ein Ausschreiben 
erlassen, um eine Verpachtung der Perlfischerei ein- 
zuleiten.
	        
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