Eine Verordnung des Oberkommissars für Britisch-
Südafrika vom 22. Dezember v. J. dehnt die be-
stehenden Bestimmungen über die Einschränkung des
Spirituosenhandels im Protektorat von Betschnana-
land auch auf „Kölnisches Wasser“ aus. Anlaß
zu dieser Maßregel hat der Umstand gegeben, daß
in Umgehung der Verbotsvorschristen dieser Artikel
im Handel mit den Eingeborenen in bemerkenswer-
them Umfange den geistigen Getränken substituirt
worden ist.
Tikterarische Besprechungen.
Eihnographische Beschrijving van de
West- en Noordkust von Nederlandsch
Nieuw-Guinca, door F. S. A. de Clercq
med Medewerking van J. D. E. Schmeltz.
Groß 4°6, XV und 300 Seiten, 42 Tafeln und
51 Textabbildungen. Leiden, P. W. M. Trap.
1893.
Ein in mehr als einer Beziehung hervorragendes
Buch, das die zuweilen gehörte Klage, die Holländer
thäten zu wenig für die Untersuchung von Neu-
Guinca, für lange Zeit zum Schweigen bringen
wird.
F. S. A. de Clercq hat in seiner Eigenschaft
als Resident von Ternate viermal die Küsten von
Holländisch Neu-Guinca befahren, dreimal 1887 in
J. M. Dampfschiff Java und einmal 1888 auf dem
Regierungsdampfer Havik, und hat auf diesen Reisen
sicts sorgfältig beobachtet und eifrig gesammelt.
Die reichen Ergebnisse dieser Arbeiten bilden den
Hauptinhalt des vorliegenden Bandes, dem die ge-
lehrte Mitarbeit und technische Routine von J. D.
E. Schmelh sehr zu statten gekommen ist; in der-
selben Art, die wir schon aus früheren Arbeiten
dieses verdienten Ethnographen kennen, ist der Gegen-
stand strenge nach einzelnen Gruppen eingetheilt:
Kleidung und Schmuck, Wohnung und Gebrauchs-
gegenstände, Handel und Gewerbe, Wassen, Musik-
instrumente, geschnitzte Figuren und Fetische, Geräthe
für den Kultus, Tänze und Spiele — das sind die
wichtigsten Abschnitte, in die der reiche Stoff ge-
gliedert ist.
Das ganze Buch ist auch sonst ungemein hand-
lich; verschiedene Register ermöglichen rasches Auf-
finden jedes einzelnen Gegenstandes; besonders zweck-
mäßig und dankenswerth erscheint auch eine gleichfalls
mit einem alphabetischen Negister versehene Kartenfkizze
von Holl. Neu-Guinea, auf welcher de Clercqs 101
Fundorte in der Reihenfolge von Südwest nach Ost
mit fortlaufenden Nummern versehen sind. Eine
solche Anordnung ist allerdings nur dann ersprießlich,
wenn die Fundorte, wie dies hier naturgemäß der
Fall ist, sämmtlich auf eine Küstenlinie und einige
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kleine vorgelagerte Inseln beschränkt sind, aber gerade
für solche Fälle ist sie ungemein einfach und zur
Nachahmung empfohlen. Ebenso enthält der Band
ein sehr vollständiges Litteratur-Verzeichniß für ganz
Neu-Guinea, sowie cingehende tabellarische Ueber-
sichten über Fehlen und Vorkommen beslimmter
Gegenstände, Sitten und Gebräuche in Holländisch,
Deutsch und Englisch Neu-Guinca, Indonesien und
Australien, sowie in Poly-, Mela= und Milronesien,
welche auch für den Laien einc rasche Orientirung.
ermöglichen und in denen auf kleinem Raume eine
unendliche Menge von Arbeit, Gelehrsamkleit und Be-
lehrmo zusammengedrängt ist.
Den Hauptschmuck des Werkes aber bilden die
Tafeln und diese sind ein Verdienst des nicht genug
zu preisenden Verlegers, P. W. M. Trap, für das
wir ihm doppelt dankbar sein müssen; denn während
andere Verleger im besten Falle die Tafeln be-
zahlen (die meisten Verleger thun ja nicht einmal
das und beanspruchen für Tafelwerke große, oft
völlig unerschwingbare Subventionen), so pflegt Herr
Trap die in seinem ethnographischen Verlage er-
scheinenden Tafeln auch selbst zu zeichnen und bunt
auszustatten.
Das vorliegende Werk enthält auf 42 fast
durchweg bunten Tafeln nahe an 700 Abbildungen,
die alle der kunstfertigen und zugleich offenen Hand
dieses ausgezeichneten Mannes zu danken sind und
ein bleibendes Denkmal der Kulturverhältnisse von
Holl. Neu-Guinea am Ende des 19. Jahrhunderts
bilden werden.
Auf den Inhalt des Bandes im Einzelnen ein-
zugehen, ist hier natürlich nicht der Platz, wohl aber
möchte ich darauf hinweisen, wic sich schon beim
ersten Durchblättern des Buches ergiebt, daß der
ethnographische Unterschied zwischen Holländisch und
Deutsch Neu-Guinea weit größer ist, als man gemein-
hin annimmt. Ganze Reihen von Gegenständen, die
wir da beschrieben und abgebildet finden, so die
schmalen, rechts und links konkaven Schilde, gewisse
Typen von geschnißten Figuren, manche Typen von
buntem Flechtwerk, eine gewisse Siebform und viele
andere dergleichen Dinge, die dort regelmäßig vor-
kommen und auch in anderen Sammlungen aus
Holländisch Neu-Guinea vertreten sind, fehlen voll-
ständig in unserem Theile der Insel, gar nicht zu
reden von der im holländischen Theile stellenweise
so verbreiteten Anwendung europäischer Perlen, die
augenscheinlich auf verhältnißmäßig neueren Einfluß
zurückzuführen ist und wohl auch unserem Antheile
mit der Zeit nicht erspart bleiben wird. Andererseits
finden wir in dem Werke allerhand Gegenstände
abgebildet, die uns aus Deutsch Neu-Gninea völlig ge-
läufig sind, so gewisse geschnibte und buntbemalte Canoe-
Verzierungen, die ganz kleinen (den „Nutschi“ der
Kassern entsprechenden) Kürbis-Gehäuse für die
glans und ganz besonders jenc herrlichen, großen
schildförmigen Brustschmuckplatten mit den gespaltenen
Eberzähnen und geschliffenen Nassa-Scheibchen, die