Der Weg geht dann wieder in einer von vielen
Creeks durchzogenen Niederung weiter. Nachdem ich
dann den Belano noch einmal zu durchschreiten hatte,
erreichte ich ein verlassenes Pangwedorf. Dieses
Terrain, vom Nkanga bis zu diesem Dorfe, dürfte
in der Regenzeit äußerst schwierig zu passiren sein.
Das Terrain beginnt nun allmählich anzu-
steigen; gegen 10 Uhr erreichte ich den Scheideweg
Bodje — M'Briese, Campo —Bendamaj. Nach letzt-
genanntem Orte hatte der Gouvernementsbeamte
Spaete im Februar 1893 eine Reise unternommen.
Der Weg nach M.Briese führt in südöstlicher
Richtung weiter, noch einmal durchschritt ich den
Betano. Durch Sumpf und Morast, über Steine
und Felsen langte ich gegen 3 Uhr an einem kleinen
Creek an, dessen Name mir nicht genannt werden
konnte. Hier wurde das zweite Nachtlager auf-
geschlagen.
Am folgenden Tage, Donnerstag den 22. Juni,
setzte ich mich um 6⅛ Uhr in Bewegung. Zwei
Flüsse waren auf diesem Marsche hindernd; der
Brimbri, welcher an mehreren Stellen durchschritten
werden mußte, sowie der etwas reißende M'Bindi —
ein Nebenfluß des Campo — mit seinem Neben-
flüßchen Mukoko, welcher den weiteren Weg an
mehreren Stellen krenzte. Er wurde in Schulterhöhe
durchschritten; eine über denselben gezogene Liane
giebt die Richtung au. In der Regenzeit ist dieser
Fluß an dieser Stelle unpassirbar.
Auf dem linken Ufer des M'Bindi führt der
Weg weiter durch ein mit hohem Grase und Pflanzen=
wuchs bestandenes Dickicht etwa eine Stunde lang
fort. Zahlreiche Elefantenspuren weisen auf das
Vorhandensein von Elefanten hin. Der Weg sleigt
nun fortwährend und wird sehr beschwerlich, zum
Theil geht es an Abhängen entlang, und oft ist eine
Spur von Wegen nicht zu erkennen.
Gegen 4 Uhr erreichte ich einen von Pangwes
hergerichteten Lagerplatz, und da die Leute infolge
der heutigen Strapazen bereits ermüdet waren, wurde
hier der dritte Nachtlagerplatz aufgeschlagen. In
dieser Nacht hörte ich auf jenen Bergen, welche
morgen noch zu passiren waren, die Elefanten trom-
peten.
Um 6½ Uhr brach ich am nächsten Tage, Frei-
tag den 23. Juni, wieder auf, der Weg führte
Ostsüdost. Nach ungefähr einer Stunde erreichte ich,
links vom Wege gelegen, einen kleinen Wasserfall des
M Bindi. Das Terrain ist hier wild. Ueber Steine
wälzt sich der M'Bindi hinweg, und leere steinige
Wasserrinnen, durch welche und längs welcher der
Weg führt, weisen darauf hin, daß der schon in der
Trockenzeit so reißende Fluß in der Regenzeit einem
Bergstrome gleichkommen könne.
Der Weg steigt nun 600 Schritt steil an, der
Gipfel dieses Berges bildet eine Felsenplatte. Leider
bietet sich von demselben keine Aussicht noch Fernsicht;
ringsherum steigen höhere Berge empor. Nun geht
es wieder bergab, aber nicht lange. Noch einmal wird
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der M'Bindi durchschritten, dann geht es wieder steil
auf, 250 Schritt; wiederum ist der Gipfel eines
Berges erreicht. Aber weder Aussicht noch Fernsicht
bietet sich, höhere Berge mit großem Baumbestande
ringsumher verdecken Alles.
Nochmals den M'Bindi an mehreren Stellen
durchschreitend, erreichte ich gegen 1 Uhr die Farmen
des Ortes M'Briese und gleich darauf das Dorf
M'Briese selbst. Die Eingeborenen waren sehr erfreut,
daß ich einmal zu ihnen gekommen bin; die meisten
waren schon in Campo gewesen und hatten mich
hier kennen gelernt. Diejenigen, welche noch keinen
Weißen gesehen hatten, betrachteten mich aus einiger
Entfernung, späterhin betasteten sie meinen Körper;
auch den Hut mußte ich abnehmen, um ihnen meine
Kopfhaare zu zeigen.
Am anderen Tage, Sonnabend den 24. Juni,
morgens 7 Uhr, nachdem ich einige Leute hier zurück-
gelassen hatte, trat ich den Weitermarsch nach dem
Campo an. In südöstlicher Richtung marschirend,
passirte ich die Dörfer Akak, Mamangale, Angale,
Mbekadorf 1 bis IV, dann Ostnordost weitergehend,
passirte ich noch das letzte Pangwedorf Muhkodi und
erreichte dann gegen 10 Uhr, nachdem das Terrain
noch 300 Schritt ganz steil abgefallen, den Campofluß.
Von einem, vom Wasserspiegel an gerechnet,
15 m hohen Felsen, welcher ein wenig in den Fluß
hineingeht, sind nicht mehr als höchstens 1000 m
Flußlauf zu übersehen. Der Fluß kommt von Nordost
und fließt nach Südwest und bildet an dieser Stelle
ein Becken, in welchem sich der Sirom sirudelartig
weiterbewegt. Der Hauptstrom liegt an dem linken
Ufer. Starkes Rauschen läßt darauf schließen, daß
sowohl Wasserfälle sich nordöstlich als auch säd-
westlich befinden müssen.
Steile Felsennser bilden das Bett des Flusses,
in südwestlicher Richtung inmitten des Flusses be-
findet sich eine kleine Felseninsel. In der Trocken-
zeit ist der Uebergang nach der anderen Seite passir-
bar, — die Pangwe-Eingeborenen bedienen sich
eines Flosses —; der Fluß soll jedoch in der Regen-
zeit ungeheuer ansteigen und dann so reißend sein,
daß das Ueberschreiten desselben unmöglich ist.
Zur Anfertigung von Kanves geeignete Hölzer
befinden sich nicht am Orte noch in der Nähe; auch
sind diese Pangwe-Eingeborenen im Kanoebau nicht
bewandert.
Auf dem Rückwege theilte ich im Interesse der
weileren Freundschaft an einzelne Headleute, welche
mich darum angingen, kleine Geschenke aus, wofür
mir je ein Huhn als Gegengeschenk überreicht wurde.
Gegen 3 Uhr nachmittags traf ich wieder in
MVBriesedorf ein, wo ich wiederum übernachtete.
Montag den 26. Juni, morgens 6 Uhr, trat ich
die Rückreise an, übernachtete im Busche, setzte dann
am Dienstag den 27. Juni morgens die Reise fort,
übernachteie noch einmal im Busche und erreichte am
nächsten Tage, Mittwoch den 28. Juni, nachmittags
2 Uhr Campo.