Der Postverkehr mit Deutsch-Ostafrika wird
durch die Dampfer der nachstehend ausgeführten
vier Linien vermittelt:
1. Deutsche Ostafrika-Linic. Vierwöchent-
liche Fahrten zwischen Hamburg und
Natal, mit Anlaufen von Tanga, Dar-
es-Salüm und Lindi. Die Post von
und für Deutschland wird in Neapel
an Bord genommen oder gelandet.
British India Steam Navigation Com-
pany. Vierwöchentliche Fahrten zwischen
London und Sansibar über Neapel—
Aden.
3. Compagnie des Messageries Maritimes.
Monatliche Fahrten zwischen Marseille
und Mauritius über Aden—Sansibar.
. Mala Rcal Portugucza. Monatliche
Fahrten zwischen Lissabon und Delagoa-
bai über Aden—Sanusibar.
Die Auswechselung der Post nach und
von Deutsch-Ostafrila mit den Dampfern der
Linien 2 bis 4 findet in Sansibar statt.
Zwischen Dar es-Saläm und Sansibar werden
die Posten in der Negel mittelst eines Dampfers
des Kaiserlichen Gouvernements befördert.
Für den Verkehr der übrigen Postanstalten
mit Dar-es-Saläm und untereinander dient
die Zweiglinie der deutschen Ostafrika-Linie;
ihre Dampfer verrichten die Fahrten in vier-
zehntägigen Zwischenräumen und laufen bei
jeder Fahrt mehrmals die wichtigeren Küsten-
plätze des Schutzgebietes, sowie Sansibar an.
Ergänzt werden diese Fahrten noch durch solche
der Gouvernementsdampfer, welche monatlich
zweimal die Küstenplätze besuchen und ebenfalls
Post befördern. Außerdem besleht zwischen
Dar-es-Salüm und Bagamoyo eine tägliche
Votenpost mit einer Beförderungsdauer von
zwei Tagen. Fäür die Vermittelung des recht
erheblichen Postverkehrs mit Sansibar werden
außer den erwähnten Dampfern auch die zahl-
reichen, zwischen diesem Hafen einerseits und
Dar-es Salüm und Bagamoyo andererseits
verkehrenden Segelboote (Dhaus) der Ein-
geborenen benutzt.
Mit Rücksicht auf die Verhältnisse des
Schutzgebiets hat es sich zwar noch nicht als
rathsam erwiesen, mit der Einrichtung von
Poslanstalten im Innern vorzugehen: es ist
jedoch inzwischen scitens des Kaiserlichen Gou-
vernements ein regelmäßiger Botendienst zwischen
Dar-es-Saläm und den Stationen am Viktoria=
See (Muanza und Bukoba) über Tabora und
Mpwapwa eingerichtet worden. Dieser Boten-
dienst findet in beiden Richtungen monatlich
einmal statt: die Boten legen die Strecke in
50 Tagen zurück.
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Bei der Wichtigkeit dieses Schutzgebiets
machte sich bald das Bedürfniß geltend, das-
selbe an das Welt-Telegraphennetz anzu-
schließen. Es wurde daher mit der Eastern
and Sonth African Telegraph Company, deren
Kabel Aden mit Sansibar, Mozambique, Dela-
goabai und Natal verbindet, im Juni 1890
ein Vertrag wegen Herstellung eines Anschluß-
kabels von Sansibar nach Dar-es-Saläm und
Bagamoyo abhgeschlossen und dieses Kabel schon
im Herbst desselben Jahres in Betrieb ge-
nommen. Im Anschluß an diese Kabel-
verbindung ist seitens der Reichs-Postverwaltung
die Herstellung einer Land-Telegraphenlinie
von Bagamoyo über Saadani und Pangani
nach Tanga bewirkt. Diese Linie ist vor
Kurzem dem Verkehr übergeben worden.
Der Anlaß zur Einrichtung weiterer Post-
und Telegraphenanstalten wird sich für den
nördlichen Theil des Schutzgebiets sehr bald
dadurch ergeben, daß eine Gesellschaft die
Konzession zur Erbauung einer Eisenbahn er-
langt hat, welche, von Tanga ausgehend, zu-
nächst bis Korogwe, einem etwa 200 km von
der Küste entfernten Platze, führen soll.
Die Postanstalten in Deutsch-Ostafrika be-
fassen sich mit der Annahme und Ausgabe von
gewöhnlichen und eingeschriebenen Briessendun-
gen, von Postpacketen ohne Werthangabe bis
5 kg und von Postanweisungen, sowie mit
Annahme und Ausführung von Zeitungs-
bestellungen. Die an das Telegraphenneß ange-
schlossenen Postanstalten nehmen außerdem am
Telegraphendienst Theil, und zwar Dare#s-
Saläm und Bagamoyo seit Herbst 1890,
Saadani seit Mai 1892, Pangani seit August
und Tanga seit Oktober 1892.
Die im Jahre 1891 im Betrieb befind-
lichen vier Postanstalten in Dar-es-Saläm,
Bagamoyo, Tanga und Lindi zeigten in dem
genannten Jahre nebenstehenden Verkohr.
Zu erwähnen ist, daß die Postagentur in
Lamu, welche in Rücksicht auf das Schut=
verhältniß des Sultanats Witu (an der Küste
Ostafrikas) zu Deutschland im November 1888
eingerichtet worden war, am 31. März 1891
wieder ausgehoben wurde, nachdem das ge-
naunte Sultanat durch den deutsch-englischen
Vertrag von 1890 dem Interessengebiete Eng-
lands zugetheilt worden war.
In dem Schutgebicte der Neu-Guinca-
Kompagnie wurde im Jahre 1888 mit der
Einrichtung von Postanstalten begonnen; solche
wurden eröffnet in Finschhafen, Constantinhafen,
Hatzfeldthafen und Kerawara. Die von der
Neu-Guinea-Kompagnie mehrfach vorgenommene
Verlegung ihrer Stationen führte theils eine
Verlegung, theils eine Aufhebung der Post-