Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Morgen dieses Tages von den von Auros kommenden 
Reitern eröffnet worden war. In der Annahme, 
daß der größte Haufen wieder nach Auros geflohen 
sei, ging ich am Nachmittage des 19. dorthin vor; 
die Gefangenen, eine Anzahl aufgegriffener Khauas= 
weiber, 200 Stück Großvieh und 200 Stück Klein- 
vieh mit mir führend. 
Am Abend wurde, quer über das Feld gehend, 
Auros erreicht, aber unbesetzt gesunden, dagegen stieß 
die von Premierlieutenant v. Lindequist geführte 
Spitze am folgenden Tage beim weiteren Vormarsch 
nach Westen auf einen Haufen Hereros und Hotten- 
totten, vertrieb sie nach kurzem Gefechte, ehe die 
Kompagnie eingreifen konnte, und nahm einen Hotten- 
totten gefangen. Dieser sagte aus, daß Kahimema 
in nordöstlicher Richtung geflohen sei, wohin ihm 
vor einiger Zeit seine Viehherden vorausgegangen 
wären. Bei ihm seien die Großleute der Khauas. 
Die Wahrheit dieser Aussage ward bestätigt, als die 
Kompagnie, weiter vorgehend, Oorlogsplatz erreichte. 
Von hier ist der Wagen und das Vieh des Niko- 
demus vor einiger Zeit nach Norden, das des Kahi- 
mema nach Nordosten abgetrieben, wie an den 
Spuren festgestellt wurde, während ganze frische 
Spuren nicht mehr gefunden wurden. 
Der achttägige Zug der Kompagnie hatte die 
Pferde erschöpft, die Zugochsen waren vollständig 
abgetrieben, die Mannschaften waren zwar noch frisch, 
aber ruhebedürftig, nachdem sie an den Tagen ge- 
sochten und marschirt, jeder Reiter aber eine um 
die andere Nacht einen anstrengenden Wachtdienst zu 
versehen hatte. Am Nachmittage wurde daher der 
Marsch nach dem nur wenige Stunden entfernten 
Gobabis angetreten. 
Einfuhr von Spirituosen. 
Im Jahre 1895 sind nach amtlichen Berichten 
von Weißen eingeführt worden: 1787 1 Wein, 
7100 1 Bier und 1015 1 Branntwein zum eigenen 
Gebrauch. Von Eingeborenen sind auf Grund von 
Einfuhrerlaubnißscheinen ebenfalls zum eigenen Ge- 
brauch eingeführt worden: 234¼/ .1 Wein, 42½1 
Bier und 237 1 Branntwein. 
Deutsch-Meu-Guinea. 
Ueber den verlauf der Eblersschen Expedition 
berichtet der Kaiserliche Landeshauptmann Rüdiger 
auf Grund der Vernehmungen der überlebenden ein- 
geborenen Träger aus Friedrich Wilhelmshafen unter 
dem 13. April d. Is. Folgendes: 
Die Expedition hatte sich am 11. August 1895 
an Bord des Dampfers „Mabel“ in Friedrich 
Wilhelmshafen eingeschifft und war nach der 
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Bayernbucht übergeführt worden. Die Ausschiffung 
an der Mündung des Franziskaflusses geschah am 
14. August unmittelbar nach dem Mittagessen. Am 
Vormittag des genannten Tages waren für eine 
eventuelle Nahrungsreserve in einem von den Ein- 
geborenen des unmittelbar am Flusse und an der 
Küste gelegenen Dorfes zur Verfügung gestellten 
Hause zehn Sack Reis = ctwa 600 kg gelagert 
worden. 
Die Expedition, welche nun den Weg ins Innere 
antreten sollte, bestand aus: 
1. Otto E. Ehlers als Leiter, 
2. dem Polizeinnteroffizier von Friedrich Wilhelms- 
hafen Piering als europäischem Begleiter, 
3. dem kleinen Diener des Herrn Ehlers, einem 
etwa 15 Jahre alten Mauritiusmischling, der 
von seinem Herrn Tschökra gerufen wurde, 
43 schwarzen Trägern, die aus Eingeborenen 
von Buka bezw. Bugainville, von Neu-Mecklen- 
burg und Neu-Pommern zusammengesetzt waren. 
An Nahrungsmitteln führte die Expedition mit 
31 Trägerlasten zu 20 kg Reis in geölten Beuteln 
— 620 kg NReis und dazu eine kleine Proviant= 
ausrüstung für die Europäer. 
Bei einiger Sparsamkeit, die wohl durch die 
erwarteten Erträgnisse der Jagd ausgeglichen werden 
könnte, glaubte O. Ehlers mit ½ kg Reis für 
den Mann und Tag auskommen zu können und 
rechnete demgemäß, daß der an Reis mitgenommene 
Proviant für nahezu 30 Tage reichen müßte. 
Weiter glaubte O. Ehlers anzunehmen sich 
berechtigt, daß er bei der von ihm baeabsichtigten 
Durchquerung, welche in der Luftlinie etwa 170 km 
Weg betrug, täglich doch sicherlich 6 km wenn nicht 
mehr in der Luftlinie werde zurücklegen können. 
Ausgesprochene Bedenken gegen diese Annahme wies 
Ehlers ganz entschieden zurück und berief sich 
dabei auf seine Erfahrungen. Außerdem lebte 
Ehlers der sicheren Hoffnung, daß er, wenn nicht 
schon früher, so doch sicherlich mit Erreichen des in 
den Karten „Ileath river“ genannten Flusses, nach 
etwa 110 km Luftlinienweg, genügend Dörfer von 
Eingeborenen antreffen würde, daß dann also von 
einem Nahrungsmangel nicht mehr die Rede sein 
könne. Die Bedenken über die ganz unbekannten 
Terrainschwierigkeiten glaubte Ehlers unter diesen 
Umständen nicht theilen zu sollen, hielt sie auch 
nicht für so schwicrig, wie sie von hier aus ge- 
fürchtet wurden. 
Die Bewaffnung bestand aus acht Mauserkara- 
binern mit der nöthigen Munition, zwei Jagdgewehren 
mit genügender Anzahl von Patronen und der per- 
sönlichen Revolverausrüstung der beiden Europäer. 
Tauschartikel für den eventuellen Einkauf von 
Nahrungsmitteln waren in beschränkter Zahl mit- 
genommen. 
Für die persönlichen Bedürfnisse der beiden Euro- 
päer dienten ein größeres und ein kleineres Leinen= 
zelt. Von lebenden Thieren begleiteten die Expedition 
eine etwa ein Jahr alte Hündin, groß und kräftig, 
aus dem Blute einer deutschen Dogge hervorgegangen
	        
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