Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

der Haut und nach der Entfernung der Eingeweide 
die Muskeln an den Ansatzstellen durchschneidet und 
loslöst. Eine sorgfältige Präparation ist nicht nöthig, 
man kann die kleineren Fleischtheile am Skelett lassen. 
Hierauf lege man es einen Tag in Wasser, um das 
Blut auszuziehen, und trockne es dann. 
Skelette vergiste man nicht, verpacke sie aber stets 
abgesondert von Bälgen oder Fellen in besonderen 
Kisten mit den Schädeln und Beinknochen, welche zu 
den in anderen Behältern aufbewahrten Fellen gehören. 
Kleinere Thiere kann man auch in Alkohol kon- 
serviren. Entweder man schält den Rumpf aus der 
Haut, schneidet am Hinterkopf, an den Kugelgelenken 
des Oberschenkels und den Schultergelenken den Körper 
heraus und legt die Haut, in welcher Kopf, Beine 
und Schwanz noch stecken, in Alkohol. Oder man 
öffnet nur die Haut auf der Bauchseite, trennt dieselbe 
rings um den Rumpf bis zur Wirbelsäule vom Körper 
los, durchschneidet die Bauchmuskulatur, wäscht die 
Bauchhöhle gut in Wasser aus, spritzt vom Maul und 
After Alkohol von 60 pCt. in die Eingeweide und 
legt das Präparat in Alkohol. Nach einigen Tagen 
wechselt man denselben und legt das Präparat mit 
anderen Fellen oder Alkoholobjekten in das Sammel- 
gefäß. Man achte darauf, daß der Alkohol stets 
klar bleibt. 
Viele Säugethiere werden von Schmarotzern 
bewohnt. Da diese für die Wissenschaft werthvoll 
sind, so versäume man nicht, alle Zecken, Milben, 
Eingeweidewürmer 2c., sorgfältig mit Etiketten ver- 
sehen, in Alkohol zu konserviren. Im Darm, im 
Magen, in der Nasenhöhle, den Luftröhren und der 
Lunge ist nach Parasiten zu suchen. 
Embryonen von Säugethieren konservire man 
mit dem Uterus in Alkohol. 
Alle Gegenstände sind mit Angaben über Ort 
und Zeit ihres Vorkommens zu versehen. Erwünscht 
sind auch Bemerkungen über das Geschlecht, die Farbe 
der Augen, die Lebensweise sowie über Verwendung 
und Benennung bei den Eingeborenen. Begleitzettel 
für Felle und Skelette werden durch Fäden an diesen 
besestigt. Begleitzettel für Alkoholpräparate sind mit 
Gallustinte oder gutem Bleistift zu schreiben. 
2. Vögels) 
von A. Reichenow. 
Die wichtigste Arbeit beim ornithologischen Sam- 
meln ist das Abbalgen und Zurichten von 
Bälgen, worin eine gewisse Fertigkeit beim Sammler 
vorausgesetzt werden muß. Sorgsame Präparation 
erhöht den Werth einer Sammlung bedeutend, schlecht 
präparirte und tadelhafte Stücke sind oft nur ein 
Ballast für die Museen und fast werthlos. Vor dem 
Abbalgen ist der erlegte Vogel im Fleisch zu messen, 
und zwar notire man die Gesammtlänge von der 
Schnabelspitze bis zum Schwanzende des gerade aus- 
  
*) Abgedruckt aus: A. Reichenow, 
Ostafrikas. Berlin, Dietrich Reimer, 1894. 
517 — 
gestreckten, aber nicht übermäßig ansgereckten Vogels 
nach Millimetern und ferner den Abstand von Flügel- 
spitze und Schwanzende bei angelegten (in natürlicher 
  
— Ô — 
  
  
  
Die Vögel Deutsch- Kopf nicht ausführbar. 
Lage befindlichen) Flügeln. Ueberragen die Flügel- 
spitzen das Schwanzende, so ist vor die erhaltene Zahl 
ein —+ Zeichen zu setzen. Sodann notire man die 
Farbe der Iris (Hornhaut des Auges), des Schnabels, 
der Füße und etwaiger nackten Hautstellen. 
Hierauf schiebt man einen Baumwollen= oder 
Wergpfropf. in den Schlund des Vogels, damit wäh- 
rend des Präparirens nicht Blut oder Mageninhalt 
aus dem Halse herauslaufen und die Federn be- 
schmutzen kann, legt den Vogel auf den Rücken, streicht 
die Federn von der Mitte des Unterkörpers nach den 
Seiten und öffnet vermittelst eines Scalpells oder 
eines Messers mit scharfer Spitze durch einen Längs- 
schnitt die Haut des Unterkörpers von der Brust bis 
gegen den After hin. Dabei ist zu beachten, daß die 
Bauchdecke nicht durchschnitten wird, damit die Ein- 
geweide nicht herausquellen. Nun löst man von dem 
Schnitt aus mit Hülfe einer Pinzette die Haut von 
den Körverseiten und den Schenkeln los, schneidet mit 
einer Schere die Beine im Kniegelenk (Gelenk zwischen 
Ober= und Unterschenkel) durch, so daß der Ober- 
schenkel am Körper, der übrige Theil der Beinknochen 
an der Haut bleibt, schneidet auch den After und 
die Schwanzwirbel dicht oberhalb des letzten Schwanz- 
wirbels, an welchem die Schwanzfedern sitzen, mit 
der Schere durch, wobei besonders zu beachten ist, 
daß die Rückenhaut über dem Schwanztheil nicht 
verletzt wird, löst die Oberarme aus dem Schulter- 
gelenk, schält nunmehr den ganzen Rumpf aus der 
Haut heraus und schneidet diesen am unteren Halse 
ab. Während dieses Verfahrens werden der bloßgelegte 
Körper und die Innenseite der Haut mit Sägespänen 
oder Gips bestreut, und die Finger werden häufig 
gereinigt, damit die Bauchfedern nicht durch Blut 
oder Fett beschmutzt werden. Nunmehr streift man 
die Haut gleich einem umgestülpten Handschuh über 
den Hals und Kopf bis zu den Augen ab, löst den 
Hals vom Kopfe los, öffnet das Hinterhaupt, um 
das Gehirn herauszunehmen, löst vorsichtig die Augen 
an ihrem Hinterrande los und hebt sie, ohne sie zu 
verletzen, aus den Höhlen heraus. Beim Ueberziehen 
der Kopfhaut erfordert auch das Auslösen der Haut 
im Gehörgang besondere Vorsicht. Nachdem die 
Zunge und die am Schädel befindlichen Fleischtheile 
durch Kratzen mit dem Sralpell entfernt sind, be- 
streicht man die Innenseite der Kopf= und Halshaut 
mit Arsenikseife oder arsenigsaurem Natron, ebenso 
den ganzen Schädel, steckt an Stelle der Augen 
Baumwolle in die Augenhöhlen, umwindet auch den 
Schädel ganz leicht mit Baumwolle, damit nicht die 
Haut unmittelbar auf den Knochen zu liegen kommt, 
und streift Kopf= und Halshaut wieder zurück. 
Bei Vögeln mit sehr dünnem Halse, zum Beispiel 
Spechten, ist das Umstreifen der Halshaut über den 
Bei solchen muß die Haut 
am Hinterkopf durch einen Längsschnitt getrennt, von
	        
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