Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

hatte und die Verbindung mit dem entlegenen 
Urambo nur schwer aufrechterhalten konnte. Sie 
trug deshalb die Station, wie sie stand und lag, 
der Brüdermission zu weiterem Betrieb an und zog 
ihren dort stehenden einzigen Arbeiter zurück, nach- 
dem die ersten Brüdermissionare am 2. Jannar 1898 
daselbst eingetroffen und von ihm in die Arbeit ein- 
geleitet waren. 
Dem „Heidenboten“ zufolge hat die Basler 
Missionsgesellschaft unter christlichen Meistern 
stehende Werkstätten in Kamerun errichtet, um darin 
die schwarzen Lehrlinge den Bedürfnissen des Landes 
entsprechend ausbilden zu lassen. 
In Kamerun waren solche Werkstätten noch noth- 
wendiger als auf der Goldküste, wo von der Zeit 
der Dänen her etwas Industrie vorhanden war. 
Hier kannte man an der Küste nur Fischfang und 
Handel und im Innern die Gewinnung von Palmöl. 
Zwei Brüder, Schmied Walter und Schreiner 
Schmid, errichteten eine gemeinsame Werkstätte, 
aber das Schmiedehandwerk hatte keinen rechten 
Boden, weil Nägel und Beschläge viel leichter von 
Europa bezogen werden konnten und die Kameruner 
keine rechte Lust dazu hatten. 
An Stelle des Schmiedehandwerks trat nun die 
Maurerarbeit, das Backsteinbrennen und Holzsägen 
und die Zimmerarbeit. Jetzt ist die Errichtung 
einer Schmiede= oder Schlosserwerkstätte von Seiten 
der Mission noch weniger Bedürfniß, da die deutsche 
Regierung eine große Maschinenwerkstätte mit Dampf- 
betrieb errichtet hat und es darauf anlegt, Ein- 
geborene zu Eisenarbeitern zu erziehen. 
Anders erging es bei der Schreinerei. Zwar 
ihr Vorsteher mußte auch bauen. Aber dabei fielen 
ihm hauptsächlich die Zimmer= und Schreinerarbeiten 
zu, und die aufgeführten Bauten mußten sodann mit 
Möbeln versehen werden. Somit war er bei seinen 
Arbeiten auf die Hülfe der Schwarzen angewiesen. 
Er nahm nun eine Anzahl der Leute an, welche im 
Dienst der Baptistenmission von den Arbeitern aus 
Akra das Eine und Andere gelernt hatten, und bil- 
dete sie weiter. 
Im Jahre 1893 trat dann die Schreinerwerk- 
stätte in eine neue Entwickelung ein. Der etwas 
niedere, vom Seewind abgesperrte Blechschuppen, in 
welchem sie bis dahin war, wurde abgebrochen, das 
flache, sandige Ufer durch eine Cementmanuer gegen 
den Anprall der Flußwellen geschützt und 1 m hoch 
mit Sand aufgefüllt und auf diese Erhöhung eine 
geräumige Werkstatt mit Cementsockel aus Wellblech 
erbaut. Der Erbauer, Br. Schmid, frisch von 
Europa zurückgekommen, wurde ihr Vorsteher; aber 
während seiner Abwesenheit hatte Br. Stolz als 
Nebenbeschäftigung die Arbeit fortgeführt, so daß 
dieselbe nicht ganz unterbrochen worden war, und 
Br. Schmid hatte bald eine Anzahl Lehrlinge 
und Arbeiter um sich. Aber auch dieses Mal kam 
es des Bauens wegen nicht zur eigentlichen Möbel- 
  
schreinerei, denn das Häuserbauen brachte es mit 
sich, daß Br. Schmid zurück nach Bonaberi und 
dann nach Bu#a versetzt wurde, und Br. Stolz 
neben seiner eigentlichen Missionsarbeit wiederum 
die Schreinerlehrlinge zu beaufsichtigen und weiter- 
zubilden hatte. Im Jahre 1895 trat dann Br. 
Schwarz, ein Zimmermann, an seine Stelle, und 
da dieser seine ganze Zeit der Werkstätte widmen 
konnte, so wurde die Zahl der Lehrlinge bedeutend 
vermehrt. Allein nun trat das böse Klima dem 
Gedeihen der Werkstätte in den Weg. Nach vielen 
schweren Fiebern mußte Br. Schwarz schon im 
Sommer 1896 zur Erholung nach Europa gehen, 
und wiederum war die Werkstätte verwaist, doch 
trat noch in demselben Jahre Br. Schkölziger, 
ein gelernter Schreiner (seit 1891 in Kamerun), an 
seine Stelle. 
Mehrere Umstände kamen, wie die Veröffent- 
lichung fortfährt, der Werkstätte in dem letzten Jahre 
sehr zu Statten: 
1. Die Errichtung einer Holzsägerei von Seiten 
der Regierung in Verbindung mit der mechanischen 
Werkstätte; 2. daß eines unserer Gemeindeglieder 
neben seinem ausgedehnten Handel angefangen hat, 
sehr schöne, große Hartholzstämme aus dem Gebiet 
unserer Station Bombe auf dem Mongoflusse nach 
Kamerun zu liefern, und 3. daß außer den Ein- 
geborenen auch die Regierung begonnen hat, be- 
deutende Bestellungen zu machen; 4. endlich dürfen 
wir auch die Anschaffung der Bandsäge nicht ver- 
gessen, mittelst welcher es möglich ist, viele Arbeiten 
billiger, exakter und schöner zu verfertigen. 
. Auf diese Weise erhält die Schreinerei das schöne 
Holz, von welchem es verschiedene Arten giebt, auch 
schön geschnitten, und die gute Kundschaft sichert die 
Existenz der Werkstätte. Die schönen Möbel, welche 
in derselben gemacht werden, sind aber nicht das 
einzige Resultat der Bemühungen unserer Brüder, 
sondern, da die von Br. Schmid und Anderen bei 
der Banarbeit angelernten Schwarzen die Gewohn- 
heit haben, mehrere Lehrlinge zu nehmen, so giebt 
es nun schon eine sehr große Anzahl von Leuten, 
welche mit Holzarbeiten ihr Brot verdienen und die 
Anfänge der Kultur auch ins Innere hineintragen. 
Dem „Heidenkind“ entnehmen wir folgenden 
Brief des Benediktinerpaters Ambrosius der neu 
gegründcten Station Malangali: 
August 1898.7) Kürzlich hatte ich Gelegenheit, 
meinen Bezirk näher kennen zu lernen. Es ist Alles 
eine sehr buckelige Landschaft, mit ausgedehnten Fel- 
dern und Weidegründen, reichlicher Bewässerung, 
—. — 
— 
mit leicht erreichbaren Felsbergwerken und Holz- 
schlägen, somit ganz geeignet für eine Mission, zu- 
dem die Bevölkerung eine ziemlich dichte genannt 
werden muß. Nehme ich das von hier aus bestreich- 
bare Gebiet des Mererereiches noch hinzu, so kann 
*) Vergl. Kol. Blatt vom 1. d. MtS. S. 14 und 18.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.