mando keinen Erfolg mehr, das Schiff stieß vielmehr
alsbald auf ein Korallenriff, wie es sich später heraus-
stellte, nahe am Nordende des Südriffs. Da Wind
und Seegang im Laufe der Zeit beständig zunahmen,
und das Schiff wiederholt mit dem Hintertheil,
namentlich mit der Schraube, auf das Riff stieß und
die fortgesetzten Versuche, das Schiff abzubringen,
erfolglos blieben, wurde dasselbe am 15. Mai mit-
tags verlafsen und die Mannschaft mit den zwei
Schiffsbooten nach der Jusel Monose überführt, wo
sie in den von Schiffbrüchigen des Schuners errich-
teten Hütten untergebracht wurde. Am 2. Juni
fuhr der erste Steuermann mit dem großen Schiffs-
boot nach Berlinhafen, um Mittheilung von dem
Unfall zu machen und womöglich den Reichspost-
dampfer „Stettin“ zu Hülfe zu holen. Derselbe
traf am 21. Juni von den Hermitinseln ein, konnte
aber für die Rettung des völlig leck gewordenen
Schiffes nichts mehr thun und nahm daher die Be-
sotzung mit nach Stephansort.
Nach dem Verluste des Dampfers „Johann
Albrecht“ war zur Fortführung der wirthschaftlichen
Unternehmungen die Beschaffung eines Ersatzschiffes
unerläßlich. Ohne geeignetes Schiff keine Anwerbung
von Arbeitern) kein Tauschhandel mit den Eingeborenen
und ohne Arbeiter kein Plantagenbetrieb.
Bezüglich der Eigenschaften eines solchen Schiffes
kam in Erwägung, daß es wegen der zwischenzeitlich
vorgeschrittenen Entfaltung des Koprahandels, um
dessen Ausdehnung folgen zu können, größere Lade-
sähigkeit besitzen müsse, als der „Johann Albrecht"“
sie besaß; andererseits daß nach dem Gutachten der
Kapitäne der Kompagnie im Anwerbungs= und Trade-
dienst die kostspielige Dampfkraft nur selten voll
ausgenutzt wird, vielmehr meist nur mit halber oder
geringerer Kraft gefahren zu werden braucht.
In Anbetracht dessen entschloß sich die Direktion
zum Neubau eines sogenannten Segeldampfers, d. h.
eines Fahrzeuges, welches sowohl als Segler wie
als Dampfer zu gebrauchen ist.
Die Erbauung ist der Schiffswerft von Schömer
u. Jensen in Tönning in Auftrag gegeben worden.
Das Schiff wird ein Gaffelschuner mit Hülfsmaschine.
Seine Länge beträgt zwischen Vorder= und Hinter-
steven 32 m, die Breite über die Spanten 7 /2 m
und die Seitenhöhe 2,8 m, der Tiefgang bei voller
Ladung und Ausrüstung und 20 Tous Bunkerkohlen
2,5 m.
Die Ausrüstung des Schiffes mit Inventarien,
Materialien und Booten entspricht im Uebrigen der
des Dampfers „Johann Albrecht“.
Zur größeren Sicherheit des Schiffes gegen die
Gefahr des Scheiterns soll vom Vordersteven bis
zum Hintersteven ein doppelter Boden gelegt werden,
der, durch wasserdichte Längs= und Ouerschotte in
6 Kompartimente eingetheilt, zur Ballastaufnahme
dient. Sind die Tankabtheilungen mit Wasser ge-
füllt, so hat das Schiff auch ohne Ladung genügend
Ballast, um sicher segeln zu können. Vorn ist unter
92 —
Deck ein großer Süßwassertank eingelassen. Der
Tank und jedes Kompartiment kann einzeln voll und
leer gepumpt werden. Aus ihnen wird der Kessel
gespeist. Sind alle Tanks und Kompartimente voll
Wasser, so wird der Tiefgang des Schiffes ent-
sprechend vermehrt. Leergepumpt hebt sich das Schiff
um 2 bis 2⅛ Fuß.
Im Falle des Auflaufens auf ein Korallenriff
wird man durch Leerpumpen der Kompartimente
das Schiff heben und damit in den meisten Fällen
freibringen können.
Eine Dampfmaschine (Compound 60 Pferdekräfte),
die nur einen geringen Raum im Schiffe (Heckraum)
beansprucht, giebt dem Schiffe mittelst Schrauben=
bewegung eine Geschwindigkeit von mindestens fünf
Knoten in der Stunde bei einem Kohlenverbrauch in
24 Stunden Volldampf von höchstens 1½/ Tons.
Der Rauch findet durch die Höhlung des eisernen
Großmastes Abzug.
Das Schiff, welches volle Takelage eines Gaffel-
schuners erhält, soll als guter Segler konstruirt
werden. Die nur kurze Welle läßt sich, falls das
Schiff nur segeln soll, durch Auskoppelung außer
Betrieb setzen. Z
Das Schiffsmaterial ist bester Stahl. Besatzung
und sechs Passagiere können auf Deck in sogenannten
Deckhäusern, welche aus Teakholz hergestellt werden,
wohnen. Der Laderaum faßt nach Wahl 200 Tons
Schwergut oder etwa 300 farbige Passagiere. Durch
ein Hülfsschott kann der Raum auch für Ladung
und farbige Passagiere abgetheilt werden.
Auf Antrag der Administration in Herbertshöhe
ist der Vertreter der Kompagnie in Sydney, Herr
Justus Scharff, mit dem Ankauf eines Seglers
beauftragt worden, der der Administration in Her-
bertshöhe zugetheilt werden soll. Er soll haupt-
sächlich zur Verbindung mit den Stationen und
Kopratransporten u. s. w. dienen. Eine vortheilhaft
erscheinende Offerte zum Ankauf des Topsegelschuners
„Alexandra“, 95 Registertons groß, ist eingelaufen
und angenommen worden.
Für den Händlerdienst sind ferner für Herberts-
höhe sieben neue, fünf Tons fassende Segelboote und
für Friedrich Wilhelmshafen ein Kutter angekauft
worden. Der Administration Seleo ist ein großes
Segelboot, welches auf der Weser erbaut worden ist,
zugetheilt und ein weiteres, 11 Registertons fassendes
Segelfahrzeug mit Ketschtakelung für dieselbe in
Sydney in Auftrag gegeben worden.
Aus dem Bereiche der Wissionen und
der Ankisklaverei-Bewegung.
Dem „Jahresbericht der australischen Wesleya-
nischen Methodisten-Missionsgesellschaft“ (für die Zeit
vom 1. April 1897 bis dahin 1898) entnehmen wir,
daß diese Mission im Bismarck-Archipel mit Befrie-