Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

von Aerzten der Basler Mission im Besonderen mit 
Instrumenten, Verbandzeug und Medilamenten; die 
Sammlung von Mitteln zur Unterhaltug der ärzt- 
lichen Stationen, der Spitäler 2c. Fürwahr eine 
schöne und große Aufgabe, welche um ihrer nicht 
allein religiösen, sondern im weitesten Sinne auch 
humanitären und civilisatorischen Bedeutung willen 
die kräftigste Förderung und reichste Unterstützung 
im ganzen deutschen Vaterland verdient! Die oben 
erwähnten beiden ärztlichen Vereine in England 
können vermöge der ihnen gespendeten großen Mittel 
eine umfassende und wirksame Thätigkeit entfalten, 
und es darf erwartet werden, daß unsere Mitbürger 
auf diesem wichtigen Gebiete nicht zurückstehen, son- 
dern den Bestrebungen des deutschen Vereins für 
ärztliche Mission durch freigebige Beisteuer zum 
Erfolg verhelfen. 
Ueber den Raffeeban und Raffeeverbrauch der Erde. 
Einem Berichte des nordamerikanischen Konsuls 
zu Santos über den Kaffeebau und -verbrauch der 
Erde entnehmen wir nachstehende Angaben von all- 
gemeinerem Interesse: 
Für den Kaffeebau eignen sich besonders wasser- 
reiche Berghänge in Höhen von 1000 bis 4000 Fuß 
über dem Meere zwischen dem 15. Grad nörd- 
licher und dem 15. Grad südlicher Breite. Er wird 
jedoch noch mit Erfolg vom 25. Grad nördlicher 
bis zum 30. Grad südlicher Breite auf dem ameri- 
kanischen Festland, von Mexiko bis Paragnay, ge- 
baut. Der gefährlichste Feind des Kaffeebaumes ist 
der Frost, Temperaturen unter 55° F. (13° C.) 
werden ihm gefährlich, auch übermäßige Hitze beein- 
trächtigt sein Gedeihen. Er trägt vom 4. bis zum 
40. Jahre, am ergiebigsten ist er mit 10 Jahren. 
Brasilien ist heute das bei Weitem hervor- 
ragendste Kaffeeland; es liefert 66pCt. des Gesammt- 
erzeugnisses der Erde, und wohl der größte Theil 
desjenigen Kaffees, den wir als Java und Mokka 
trinken, ist brasilianischen Ursprungs. Unter den 
Staaten Brasiliens wiederum ist Säo Paolo Haupt- 
produzent. Als Ausfuhrhäfen kommen hauptsächlich 
in Betracht Santos, Rio de Janeiro und Victoria; 
die großen Kaffeefirmen — deutsche und englische 
Häuser — haben dort ihren Sitz und kaufen ent- 
weder unmittelbar oder — und dies ist meist der 
Fall — durch Mittelspersonen vom Produzenten. 
In den Handel kommt die Waare in Säcken von 
60 kg. . 
Die Erschließung weiter, seither unzugänglicher 
Gegenden durch Eisenbahnen und der Zufluß der 
europäischen (besonders italienischen) Einwanderung 
haben vornehmlich zur Vermehrung, die Abschaffung 
der Sklaverei und die hierdurch bedingte Erhöhung 
der Produktionskosten zur Verbesserung und größeren 
Sorgfalt der Kasseekultur beigetragen: alle Arbeiten, 
mit Ausnahme des Einsammelns der Beeren werden 
heute unter Zuhülfenahme von Maschinen verrichtet. 
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Gegenwärtig leidet die Kaffeekultur Brasiliens 
unter einem bedeutenden Preisrückgang, welcher vom 
Konsul auf Ueberproduktion und Ueberfüllung des 
Marktes zurückgeführt wird. Eine Aussicht auf 
Preiserhöhung ist nach seiner Ansicht für die nächsten 
Jahre nicht zu erwarten, es sei denn, daß neue 
Märkte erschlossen würden, etwa Rußland durch Ver- 
drängung des Thees, oder daß die europälüschen 
Staaten Frankreich, Italien, Deutschland auf ihre 
hohen Kaffeezölle verzichteten und hierdurch den 
Wettbewerb der Cichorie und anderer Verfälschungen 
unmöglich machten. Beides ist unwahrscheinlich. 
Andererseits ist auch eine Einschränkung der Pro- 
duktion nicht zu erwarten, da im Gegentheil immer 
neue Gebiete zur Kaffeekultur herangezogen werden. 
Die Jahresproduktion der Welt betrug 1880 bis 
1890 6 Millionen Doppelzentner, 1890 bis 1897 
6,6 Millionen Doppelzentner und wird geschätzt für 
die nächsten fünf Jahre auf jährlich 8.4 Millionen 
Doppelzentner, wovon 5,1 Millionen auf Brasilien, 
3,3 Millionen auf alle übrigen Länder entfallen; 
unter diesen kommen auf dem amerikanischen Fest- 
lande in Betracht: Venezuela, Nicaragua, Paraguay 
und Peru. 
Der durch den Preisrückgang dem Lande (Bra- 
silien) entstandene Schaden berechnet sich unter 
Zugrundelegung der Preise von 1894/95 auf 
323 Millionen Mark allein für das Jahr 1897/98. 
Das ganze Wohl und Wehe Brasiliens hängt an 
dem Gedeihen der Kaffeekultur. Der Gesammtwerth 
der brasilianischen Ausfuhr betrug 1895: 765 Mill. 
Mark, woran der ausgeführte Kaffee theilnimmt 
mit 595 Mill., Kautschuk mit 106 ¼ Mill., alle 
übrigen Landesprodukte mit nur 63¾ Mill. Mark. 
Andererseits führt Brasilien die gewöhrlichsten 
Lebensmittel — Fleisch, Kartoffeln, Weizen, Wein, 
ganz abzusehen von Industrieprodukten — ein, die 
es sehr wohl selbst erzeugen könnte, wenn es sich 
eben nicht fast ausschließlich der Kaffeekultur widmen 
würde. 
Der Konsul hebt hervor, daß die Vereinigten 
Staaten von Nordamerika mit einem Jahresverbrauch 
von 2,7 Millionen Doppelzentnern Kaffee Haupt- 
abnehmer Brasiliens sind und nennt dies: „a con- 
sidleration of no slight moment, since the 
prosperity of thbese States, to which we lock 
as à field of the most promise for the ex- 
ploitation of our surplus mannfactures, is 
intimately interworen with the continned 
prosperit# of the colsfee-industry“. Die bra- 
silianischen Plantagenbesitzer sind indessen der An- 
sicht, daß der Hauptgrund des für sie und das 
Land so bedenklichen Preisrückgangs die Monopoli- 
sirung des nordamerikanischen Kaffeehandels in den 
Händen einiger großen Firmen sei, welche zu festen 
Preisen an die Konsumenten verkauften und ihren 
Gewinn lediglich darin suchten, daß sie mit Hülfe 
ihrer über das ganze Land vertheilten Agenten 
unter Ausbeutung jeder möglichen, für den Pflanzer
	        
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