Freilich giebt es in diesen Dörfern noch viele,
die wegen der Vielweiberei von Taufe und wirk-
lichem Uebertritt zum Christenthume nichts wissen
wollen. Deshalb habe ich auch im Anfange meines
Briefes die Zahl der Katechumenen nur auf 2216
angegeben. Rechneten wir diese Unglücklichen ein,
so würde sich eine viel höhere Zahl ergeben. Wenn
es uns gelingt, die Kinder und jungen Leute zu
guten Christen zu erziehen, dann ist der Triumph
unferer hl. Religion in diesen Gegenden gesichert.
Das sicherste Mittel, um die Kinder für das
Christenthum zu gewinnen, ist, wie wir aus Er-
fahrung wissen, die Schule, wo wir neben Schreiben
und Lesen vor Allem in Katechismus und Bibel
einen gründlichen Unterricht ertheilen. Wir haben
deshalb auch unsere Katecheten zu Lehrern aus-
gebildet, und der Erfolg hat unsere Erwartungen
weit übertroffen. Die kleinen Neger, Knaben sowohl
als Mädchen, zeigen einen staunenswerthen Eifer im
Schulbesuch, und durch den häufigen Verkehr mit
den Missionaren und Katecheten und den gründ-
licheren Religionsunterricht haben diese Kinder eine
solche Anhänglichkeit an das Christenthum, wie wir
sie bisher nirgends gefunden haben. Deshalb möchten
wir auch gar zu gerne die Zahl unserer Schulen
vermehren.
Unsere Schule in Utinta hat uns bis jetzt einige
tüchtige Katecheten geliesert und wird das auch in
Zukunft thun. Diese Leute heirathen fast aus.
nahmslos Waisenmädchen, die bei den Schwestern
erzogen sind. Diese letzteren sind ebenfalls fähig,
eine Mädchenschule zu leiten und den Katechismus-
unterricht zu ertheilen. Dadurch wäre also die
Möglichkeit gegeben, Knaben und Mädchen christlich
zu erziehen, wenn nicht eines fehlte, nämlich das
leidige Geld, um die Kosten eines solchen Werkes zu
bestreiten. Um einen Katecheten zu unterhalten, ge-
nügen zwar zur Noth 120 Mk. Aber wenn man
diese Zahl mit 100 multiplizirt, dann erhält man
eine Summe, welche die arme Kasse des apostolischen
Vikars mit Schrecken erfüllt.
Folgendes ist die Bilanz des abgelaufenen Jahres
(Juni 1897 bis Juni 1898): 260 Taufen Er-
wachsener; 94 Taufen von Kindern christlicher Eltern;
229 Taufen auf dem Sterbebett; 38 Trauungen;
11 334 Beichten; 10 683 Kommunionen; 457 Fir-
mungen; 31 Schulen, darin 239 Mädchen und
663 Knaben; 1 Waisenhaus mit 70 Kindern,
12 Krankenhäuser und Apotheken, in denen
7080 Kranke verpflegt wurden oder Anrzneien
empfingen.
B. Apostolisches BVikariat Unyanyembee.
Bischof Gerboin schreibt über die Missionen
seines Vikariates:
Wenn die Geißel des Krieges uns auch im ver-
flossenen Jahre verschont hat, so blieben uns doch
andere Prüfungen nicht erspart. Im Ulebrigen
konnten wir in Ruhe und Frieden unser Bekehrungs-
203
werk fortsetzen. Ein Wort über jede unserer fünf
Stationen:
1. U. l. Frau von der Hilfe.
Wir sind augenblicklich hier mit dem Bau unserer
Kathedrale beschäftigt, die im vorigen Jahre leider
eingestürzt ist und sieben von den Arbeitern unter
ihren Trümmern begrub. Gleichzeitig bessern wir
den Schaden aus, den ein Blitzschlag mit darauf-
folgendem Brand in unseren Werkstätten anrichtete.
Doch diese materiellen Arbeiten lenken uns nicht ab
von unserem Hauptzweck, die Bekehrung und Heiligung
der Seelen. Unsere Neubekehrten sind zwar nicht
alle Heilige, aber sie sind doch begeistert für unsere
hl. Religion und suchen ein wahrhaft christliches
Leben zu führen. Ihre Zahl wächst langsam, aber
stetig, und zwar rekrutiren sich unsere Katechumenen
vornehmlich aus der Jugend.
Da der König Robert Makaka geisteskrank
wurde, folgte ihm fein Bruder Konstantin in der
Regierung. Er ist einer unserer treuesten Christen.
Auch er hat, wie sein Vorgänger, den Zunamen
Makaka angenommen, wir jedoch nennen ihn Kon-
stantin I. Bis jetzt scheint der Glanz der Krone
ihn noch nicht geblendet zu haben. Er zeigt sich
überall als guter Christ und empfängt regelmäßig
die hl. Sakramente.
Als sich der Wahnsinn bei dem armen Robert
Makaka bereits unverkennbar zeigte, wollten einige
gute Freunde ihn dennoch auf dem Throne halten.
Sie wollten wahrscheinlich für ihn die Regierungs-
geschäfte führen. Obgleich nun der Thronwechsel
ohne Blutvergießen vor sich ging, so besteht doch
eine gewisse Spannung. Einige der Unzufriedenen,
die früher an unserem Unterrichte theilnahmen, sind
seither nicht mehr erschienen, obschon wir Missionare
in der ganzen Angelegenheit nichts gethan haben.
Der segensreiche Einfluß der Schwestern macht
sich mit jedem Tage mehr bemerklich. Die Mädchen,
welche von ihnen erzogen werden, übertreffen alle
anderen durch ihre Frömmigkeit und ihr gesittetes
Betragen. Neben dem Waisenhaus mußten die
Schwestern ein Asyl für verlassene Frauen und ent-
laufene Sklavinnen errichten. In demselben sind
bereits 14 dieser unglücklichen Geschöpfe. Jeden Tag
kommen 70 bis 80 Kranke, um im Hospital Arzneien
zu erhalten oder sich ihre Wunden verbinden zu
lassen. Ost kommen sie weit her, denn die Liebe
und Güte der Schwestern ist im ganzen Basumbwa-
Lande und weit über die Grenzen desselben hinaus
bekannt.
2. St. Michael in Msalala.
Diese Mission befindet sich in einem blühenden
Zustande. Die neu erbaute Kirche wurde Weihnachten
mit der Taufe 50 Neubekehrter würdig eingeweiht.
In der Nähe der Station ist ein christliches Dorf
gegründct mit zehn Familien. Der Häuptling Wimn
ist den Missionaren wohlgesinnt, besonders seit er
seine Tochter einem unserer Katecheten, einem alten