Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Bezüglich der politischen Verhältnisse der Station 
und Umgegend ist Folgendes zu vermerken: 
Da der Wutehäuptling Ngila wieder anfing, seine 
Sklavenjagden nach dem Stationsgebiete hin aus- 
zudehnen, ging der Stationschef mit einem Theil der 
Besatzung der Station über den Sanaga und ver- 
setzte Ngila durch Zerstörung seiner großen Stadt 
Wataré einen empfindlichen Schlag, so daß Ngila sich 
zur Unterwerfung bereit erklärte. Aufgefordert, zu 
den Friedensverhandlungen auf der Station perfön- 
lich zu erscheinen, verweigerte er dies aus Furcht 
und sandte nur zwei seiner Großen mit mehreren 
Elefantenzähnen. Die Verhandlungen wurden unter 
diesen Umständen wieder abgebrochen. Ngila setzte 
hierauf seine Räubereien fort. Mitte Dezember brach 
hierauf die Schutztruppe zur Unterwerfung des- 
selben auf. 
Die übrigen Wutehäuptlinge, besonders der Häupt- 
ling Ngutte, verhalten sich regierungsfreundlich. Alle 
größeren Streitigkeiten der die Station )aunde um- 
gebenden Stämme werden der Station zur Ent- 
scheidung unterbreitet. 
Die Bakokos im Westen der Statiou verhalten 
sich ruhig und handeln mit den augrenzenden Ya#undes 
und Ntonis. 
Mit der ruhigen Entwickelung und Erschließung 
des Landes ging ein gewaltiger Aufschwung des 
Handels Hand in Hand. Die vier in Mande be- 
stehenden Faktoreien haben Mühe, genug Träger 
zum Transport des gewonnenen Gummis zur Küste 
zu bekommen. Namentlich das Mwellegebiet liefert 
Gummi von einer Qualität, welche die höchsten 
Preise erzielt. Schritt für Schritt dringt der 
Handel nach Osten vor und wird bald das Gebiet 
der neu zu gründenden Stationen im Kongogebiet 
erreicht haben. 
Dem Wegebau widmet die Station besondere 
Aufmerksamkeit, so daß jetzt der Stationschef das 
ganze Yaundegebiet bis zum Sanaga mit dem Rade 
bereisen kann. 
Ueber 200 Yaündekinder werden zur Zeit in der 
katholischen Mission in Kribi unterrichtet, außerdem 
ist der Andrang von Schülern so groß, daß nicht 
alle Berücksichtigung finden können. 
500 Mann haben sich freiwillig als Plantagen- 
arbeiter an die Küste begeben. 
An Bauten wurden im Berichtsjahre vollendet: 
ein neues Wohnhaus, zwei massive Kasernen, zwei 
Ställe, Küchen= und Baderäume, sowie über 100 m 
massive Ringmauer. 
Das alte Wohnhaus wurde mit Matten neu 
eingedeckt. 
Die Station brennt im Feldofen zweimal im 
Monat je 40 000 Ziegel. 
Die Viehzucht wird eifrig betrieben, so daß die 
Station jetzt 200 Stück Groß= und Kleinvieh, eine 
Menge Schweine, Enten und Puten besitzt. Ein 
Fohlen wird aufgezogen. 
Als bemerkenswerth ist hervorzuheben, daß Ober- 
  
leutnant Dominik, wohl als erster in Afrika, mehrere“ 
junge Elefanten gefangen hat, von denen zwei Thiere 
bereits einige Monate auf der Station und völlig 
zahm sind. 
Die Garten= und Landwirthschaft ist wieder 
energisch in Angriff genommen worden. Hauptsäch- 
lich werden angepflanzt: Mais, Durrhakorn, Kar- 
toffeln und Gemüse. Einige Säcke Kartoffeln wurden 
bereits von der Station nach Kamerun gesandt. All- 
wöchentlich findet ein großer Markt statt, auf welchem 
die Soldaten und Arbeiter der Station sich ver- 
proviantiren. 
Der Gesundheitszustand war im Berichtsjahre gut. 
Besatzung: a) Europäer: 2 Unteroffiziere, 1 La- 
zarethgehülfe; b) Schwarze: 1 farbiger Feldwebel, 
2 farbige Unteroffiziere, 60 Mann der Schutztruppe. 
V. Lolodorf. 
Die Leitung der Station hat im Juni der Ober- 
leutnant Freiherr v. Stein übernommen. 
Die Entwickelung der Station nimmt nach Nieder- 
werfung der Bane und Buli und der mit denselben 
verbundenen Stämme einen ruhigen Fortgang. Die 
Westwogamug haben den Rest der ihnen auferlegten 
Kriegsentschädigung bezahlt. Desgleichen sind die 
Friedensbedingungen von den Westbanes erfüllt. Die 
angesehensten Häuptlinge in der Umgebung von Lolo- 
dorf haben Palaverberechtigungen erhalten. Der 
Stationschef hat festgestellt, daß der Njong von den 
Tappenbeckschnellen ab bis weit flußaufwärts schiff- 
bar ist. 
Der Handel nimmt einen frischen Aufschwung. 
Gute Wege sind bis auf weite Entfernung von der 
Station angelegt, Flüsse und Bäche überbrückt worden. 
An Bauten wurden vollendet: ein massives Wohn- 
haus, mehrere Unterkunftsräume für Arbeiter, zwei 
Ziegelöfen, zwei Trockenschuppen für Ziegel. Mit 
dem Neubau einer Wache, eines Gefängnisses und 
einer dritten Europäerwohnung ist begonnen. 
Auf der Station befinden sich 50 Schafe und 
Ziegen. 
Der Gesundheitszustand auf der Station war 
ziemlich gut. Die Pocken sind am Ende des Be- 
richtsjahres als erloschen zu betrachten. 
Besatzung: 50 Mann Schutztruppe. 
VI. Campo. 
Nachdem der Stationsleiter Schwehm im No- 
vember in Urlaub gegangen ist, hat der seither in 
Kamerun beschäftigt gewesene Polizeimeister Beer- 
baum die Leitung der Station übernommen. 
Die politischen Verhältnisse sind nach Nieder- 
werfung der Pangwes gute. Die Letzteren sind 
größtentheils nach dem französischen Kongo aus- 
gewandert. 
Der Handel entwickelt sich günstig, so daß jetzt 
sämmtliche Woermann-Dampfer Campo anlaufen. 
Die Plantage der Firma Küderling und Co. 
steht gut, es sind auf derselben bereits über
	        
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