Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Den 8. Juni wurde Br. Müller als Missionar 
ausgesandt. Es war die Absicht des Vorstandes, 
daß er auf unbestimmte Zeit an der Seite des Br. 
Wilson in Victoria unter den Backwiris arbeiten 
sollte, allein die Verhältnisse lagen in Bonaku und 
auf der neu gegründeten Hauptstation Nyamtan im 
Bassagebiet derart, daß die Brüder Schwarz und 
Dr. Schaufler seine Hülfe für dies Arbeitsfeld 
augenblicklich für unentbehrlich hielten. 
Sonntag, den 7. August, fand die Aussendungs- 
feier des Bruders Hofmeister und seiner Frau und 
des Bruders Tromsdorf statt. Die Geschwister 
fanden bei ihrer glücklichen Ankunft in Kamerun 
manche schwere Aufgabe zu lösen. Durch das so weit 
ausgedehnte Missionsfeld mit seinen fünfzig Stationen 
und Schulwesen ohne genügende Kräfte zur noth- 
wendigen Beaufsichtigung und Pflege waren viele 
Schäden hervorgetreten, namentlich in der Zöglings- 
schule, und wir wundern uns nicht, daß mitunter 
der Muth und die Freudigkeit zur Arbeit auf 
schwachen Füßen standen. 
Ein wichtiger Gegenstand hat uns das ganze Jahr 
hindurch beschäftigt, ohne zu einem bestimmten Ab- 
schluß gelommen zu sein, nämlich die Gründung einer 
Erholungsstation (Sanatorium) in Kamerun. Soweit 
es in unserer Macht liegt, möchten wir Alles thun, 
um das Leben und die Gesundheit unserer ausge- 
sandten Missionsgeschwister zu erhalten, und dazu 
gehört unseres Erachtens eine Station, wo sie nach 
anstrengender Arbeit und angegriffener Gesundheit 
Ruhe, frische erquickende Luft und hinreichende Pflege 
genießen können. Unser Augenmerk war hauptsächlich 
auf Sopo, unweit Buca, gerichtet, zumal uns daselbst 
die Thüren geöffnet sind und bereits von Victoria 
aus eine Missionsstation gegründet worden ist. Br. 
Dr. Schaufler, ebenso Bruder Schwarz und 
Schwester Emilie waren dort, und hat der Aufent- 
halt daselbst ihnen große Vortheile für ihre Gesund- 
heit gebracht. Die Baseler Missionsgesellschaft hat in 
Busa eine Erholungsstation, und unsere Geschwister 
finden daselbst freundliche Aufnahme. Bisher haben 
wir aber den Beifall unserer Geschwister nicht ge- 
funden für unseren Plan, sie sind vielmehr für eine 
Erholungsstation auf den hohen Bergen im Bassa- 
gebiet, unweit Nyamtam, und ebenso wünschen sie die 
Zöglingsschule dorthin verlegt zu haben. Wir er- 
kennen die Wichtigkeit dieses großen und scheinbar 
erfolgreichen Missionsfeldes im Innern Kameruns 
voll an, glauben aber, daß wir darin noch zu wenig 
thatsächliche Beweise haben, um uns für diese Pläne 
endgültig entscheiden zu können, zumal es mit vielen 
Kosten verknüpft ist, und die Erholungsbedürftigen 
in Buca freundliche Aufnahme finden. Der Vorstand 
wünscht, daß zuerst eine gründliche Erfahrung über 
fieberfreie gesunde Lust und gesundes Wasser r2c. auf 
den Bergen in Bassa vorliege, um mit Sicherheit 
vorgehen zu können. Wir freuen uns aber sehr, daß 
viele Freunde hüben und drüben großes Interesse an 
der Ausführung dieses Planes zeigen und dafür nicht 
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unbedeutende Beiträge bereits eingesandt haben. Br. 
E. Scheve jun. und Frau haben aus eigenem An- 
triebe eine musikalische Reise durch Amerika gemacht, 
wo sie in englischen und deutschen Gemeinden Gesang- 
und Musikvorträge hielten, wobei am Schluß der 
Versammlung eine freie Kollelte zum Besten eines 
Sanatoriums in Kamerun gehalten wurde. Es ist 
uns dadurch, nach Abzug der Reise= und Druckkosten 
der Programme, die nette Summe von 2642 Mk. 
34 Pf. eingesandt worden. 
Ein anderer wichtiger Gegenstand beschäftigte uns 
das ganze Jahr hindurch, nämlich die für unsere 
Mission erforderlichen Korporationsrechte und die 
damit verbundenen Satzungen. Die erste Sitzung 
darüber hatten wir am 8. Dezember 1897 und die 
letzte am 19. Januar 1899. In dieser letzten Sitzung 
konnten wir die angenehme Anzeige des Herrn Polizei- 
präsidenten von Berlin entgegennehmen, daß laut 
Allerhöchsten Erlasses vom 28. November 1898 der 
Missionsgesellschaft der deutschen Baptisten auf Grund 
der Satzungen vom 16. Juni 1898 die Rechte einer 
juristischen Person verliehen worden seien. Was wir 
seit Beginn unserer Missionsthätigkeit in Kamerun 
gewünscht und die Bundeskonferenz im Jahre 1897 
in Barmen einstimmig beschlossen hat, ist nun zum 
Preise des Herrn erfüllt. Die letzte Spur eines 
Privatunternehmens ist abgestreift, und die ganze 
Arbeit der Mission wird von einer offiziellen Gesell- 
schaft mit juristischen Rechten geleitet, die nicht allein 
ihren Mitgliedern, sondern auch der staatlichen Be- 
hörde fortan in den äußeren Angelegenheiten ver- 
antwortlich ist. Es ist die „Missionsgesellschaft der 
deutschen Baptisten“ und nicht „Missionsgesellschaft 
deutscher Baptisten“. So hat es die Bundeskonferenz 
einstimmig gewollt und wir sind für diese Einmüthig- 
keit, Klarheit und Glaubenskühnheit hoch erfreut und 
dem Herrn sehr dankbar. „All Fehd'’ hat nun ein 
Ende."“ 
Der Bund der deutschen Baptisten feiert in diesem 
Jahre sein 50 jähriges Bestehen; er wurde im Januar 
1849 gegründet. 
Unser Missionsfeld in Kamerun hat sich trotz 
mancherlei Schwierigkeiten im verflossenen Jahr durch 
neun Stationen vermehrt und die Zahl der einge- 
borenen Missionsarbeiter durch zwei, so daß wir am 
Schlusse des Jahres auf 50 Stationen 52 eingebo- 
rene Missionsgehülfen in Arbeit hatten. 
RAus fremden MHolonien. 
Innerer verkehr in Dahomey. 
Von Porto Novo geht wöchentlich dreimal 
Post nach Dogba und alle Freitag über Carnotville 
nach Fada N'Gurma. Die Post braucht von Porto 
Novo nach Fada N'Gurma 26 Tage.
	        
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