Hacki unterstehen die Dörfer Sange, Singajongo,
Lohohi, Kitembe, Limani, Diminsi, welche Orte
sämmtlich besucht wurden. Hungersnoth scheint hier
wenig geherrscht zu haben. Die Mtama= und Mu-
hogoschamben versprachen eine gute Ernte. Mais
war indessen nicht vorhanden, sondern sämmtlich ver-
trocknet. Auch hier gab ich dem Jumben eine Anzahl
Kanda Saatgut. In der Nähe von Ngaro, zwei
Stunden nordwestlich — die Stelle nennen die Ein-
geborenen Semsem —, befinden sich heiße Schwefel-
quellen.
Von Ngaro brach ich mit etwa 100 Lasten, der
Rest wurde allmählich nachgeholt, nach Njantipua
(Jumbe Mamba) auf. Der äußerst beschwerliche
Weg führte über hohe Berge und durch tiefe Schluchten.
Auch in dem genannten Orte sowie in dem ½ Stunde
weiter entfernten Bumba (Jumbe Kajunga) herrschte
wenig Hungersnoth. Mais war indessen sämmtlich
vertrocknet, während Mtama eine gute Ernte versprach.
Von hier begab ich mich nach dem nächsten größeren
Orte Ngomne (Oberjumbe Ngorungu). Auf dem
Wege dorthin waren die Schamben mit Ausnahme
des Muhugo von den Heuschrecken zum Theil ver-
nichtet, namentlich in den kleineren Flecken Yakigoum,
Mrege, Kibendera, die ich besuchte und wo ich an
Ort und Stelle selbst einige Lasten vertheilte. Mehrere
Häuser standen verlassen, ihre Besitzer waren zum
Theil verstorben, theils weggezogen. Die dem Jumben
Ngorungu weiter unterstellten Ortschaften waren mir
von der letzten Expedition her bekannt: Bundi, Kipera,
Uguami, Kisewa. Als Saatgut wurden ihm acht
Kanda überlassen.
Von hier führte mich der Weg über den Gege-
berg nach dem am Nordabhange gelegenen Kisegese
(Oberjumbe Mbuate) mit den Dörfern Kisanga,
Midium, Mkasi, Mkonge, Majimba. Es herrschte
hier, wie bereits berichtet, Hungersnoth; die Mtama-
schamben standen infolge des eingetretenen Regens
indeß leidlich. Eine Anzahl Kanda wurden dem
Jumben übergeben. Die Magongoberge waren nun-
mehr überschritten. Der gesammte Eindruck, den ich
bisher gewonnen, ist, daß am Rufiyi und hier, mit
Ausnahme des letzten Theiles bei Kisegese und Ngomne
kaum nennenswerthe Hungersnoth geherrscht hat. In
normalen Zeiten dürfte vielmehr ein solider Wohl-
stand vorherrschen. Der eingetroffene reichliche Regen
der letzten Wochen hat auf die gesammten Saaten
günstig gewirkt und läßt auf eine gute Mittelernte
schließen. Die Magongoberge sind reich an land-
schaftlicher Schönheit und gewähren herrliche Aus-
blicke. Europäer sind bislang durch diese Gegend
nicht gekommen. Von Kisegese gelangte ich durch
lichten Steppenwald über Viansi nach Mkamba, wo
ich am 27. nachmittags bei strömendem Regen ein-
traf. Die Hungersnoth in der Landschaft Mkamba
hatte bei meinem Eintreffen ihre Höhe überschritten.
Stellenweise ist dieselbe stark aufgetreten, und zwar
vorwiegend in dem nordöstlichen Theile. Besonders
schwer waren heimgesucht: Pansulu, Kibudi, Ndareni,
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Kufungue, Ngamato, Mkenge. Mais ist im ganzen
Bezirk nur vereinzelt zur Reife gekommen; wie z. B.
in Mbesi, das mit seinen vielen Schamben einen
soliden Eindruck macht. Mohogo ist ebenfalls wenig
vorhanden, am meisten ist Mtama eingepflanzt, das
indessen eine ziemlich gute Ernte verspricht, nachdem
nunmehr reichlich Regen gefallen. 23 Ortschaften
erhielten Saatgut. Es darf erwartet werden, daß
sich die Leute nunmehr erholen. Von Mkamba
marschirte ich über Mbesi, Kibesa nach Marui (Ober-
jumbe Mbaruku). Marui wurde nachmittags 3 Uhr
erreicht. Der Weg über die steilen Höhen wurde
durch den strömenden Regen sehr erschwert. Die
Landschaft Marui, die überaus reich bevölkert und
sehr fruchtbar ist, hat infolge der Hungersnoth sehr
gelitten. Das Dorf Mambosa sowie ein zu Kongo-
loni gehöriger Flecken sind vollständig verödet. Es
war in der That traurig, diese vollständig verfallenen
Dörfer zu sehen. Weiter haben die Dörfer Muvale,
Digila und Milkera starke Verluste gehabt. Die Noth
hat indessen auch hier ihre Grenze überschritten. Wo
die Heuschrecken nicht hingekommen sind, haben die
Leute ziemlich Mais geerntet. Maru ist landschaftlich
sehr schön. Die Dörfer liegen fast sämmtlich auf den
Bergen und erinnern mit ihren aus weißem Mergel,
der sich dort massenhaft vorfindet, gebauten Häusern
lebhaft an eine Schweizerlandschaft. Die steilen
Höhen mußten einzeln erklommen werden. 45 Lasten
wurden im Maruigebiet auf die einzelnen Ortschaften
vertheilt.
Von hier marschirte ich über die Höhen nach
Kisangire (Jumbe Kibasira). Auch in dieser Gegend
hatte die Hungersnoth viele Opfer gefordert. Die
Heuschrecken haben den größten Theil der Ernte ver-
nichtet. Die Hungersnoth hat hier noch nicht ihr
Ende erreicht. Die Maisschamben hatten nur wenig
geliefert. Die Mtamaschamben, die von Heuschrecken
verschont blieben, versprachen gute Ernte. Am
schlimmsten dürsten die Landschaften Gegea und
Kukinga heimgesucht sein. Der südliche Theil von
Gegea mit dem Hauptdorf Gungulo untersteht dem
Jumben Gombera, während der nördliche und Kukinga
dem Jumben Pasi Misumbulu unterstellt sind. Die
Bewohner dieses Landstriches haben ungemein fleißig
angebaut, und zwar Mtama, Mais und Mohogo.
Der Weg von Gungulo bis Kukingo führte 3½ Stun-
den lang fortwährend durch Schamben; von diesen
sind indessen vier Fünftel von Heuschrecken vollständig
abgefressen. Allenthalben trifft man dasselbe Bild,
eingefallene und verlassene Häuser. Die wirthschaft-
liche Nothlage des Volkes infolge der Hungersnoth
und Heuschrecken ist namentlich in den beiden letzt-
genannten Landschaften sehr groß, und es dürfte ge-
raume Zeit vergehen, bis die Leute sich hiervon
gänzlich erholt haben. Hier dürfte eine nochmalige
Unterstützung mit Mtama etwa für Kisangira 40
und für Gegea 60 Kanda angebracht sein. Ein
recht erfreuliches Bild bot dagegen Msanga, welche
!Landschaft ich auf dem Rückmarsch durchschritt. Reich