Am Sonntag besuchte ich die Kirche, verstand
nur leider kein Wort, da der Gottesdienst von dem
schwarzen Lehrer in der Landessprache gehalten
wurde. Ein siebenjähriges Mädchen sogte fließend
den christlichen Glauben her. In Verwunderung
versetzte mich die Mittheilung unseres Herrn Missio-
nars Däuble, es sei ein Kirchenchor von Eingebo-
renen unter der Leitung des schwarzen Lehrers hier
in Lome, wie ich denn auch wiederholt Gelegenheit
hatte, die kräftigen, zuweilen sogar schönen Stimmen
manch herrliches Gotteslied singen zu hören.
Dreutsch-Südwelkafrika.
Ueber Grootfontein
berichtet Bezirkshauptmann v. Estorff, wie folgt:
Die planmäßig und sorgfältig ausgeführten Ent-
wässerungen der Sümpfe haben bis jetzt einen über-
raschend guten Einfluß auf die Gefundheit der Weißen
wie Eingeborenen ausgeübt. Der Gesundheitszustand
der Mannschaft kann im Vergleich mit 1896/97 als
vortrefflich bezeichnet werden. Fieber gehören jetzt
zu den Seltenheiten.
Ein anderer großer Erfolg der Arbeiten ist hier
in den Gartenanlagen zu erkennen. Das durch die
Entwässerung gewonnene Wasser hat jene ermöglicht
und bei dem guten Boden ebenfalls überraschende
Erfolge gezeitigt. Z. B. Mais gedeiht in außer-
ordentlicher Ueppigkeit, und Kartoffeln in der Größe
von zwei Fäusten sind keine Seltenheit.
Bei diesem Erfolge ist zu erwarten, daß in nicht
allzulanger Zeit die Anlagekosten gedeckt sein werden
und in weiterer Zukunft der Distrikt Ueberschüsse
abwerfen kann.
Diese Gartenanlagen sind mit der gewonnenen
Wassermenge stetig vergrößert worden und können
noch viel weiter ausgedehnt werden.
Wie Oberarzt Dr. Kuhn sich seinerzeit ein großes
Verdienst durch die Bekämpfung der Rinderpest er-
warb, so beschäftigt er sich jetzt mit der Bekämpfung
der Pferdesterbe und hat bereits die Hoffnung, zu
einem guten Ergebniß zu kommen.
Alle diese Erfolge, die in so kurzer Zeit gezeitigt
wurden, zusammen mit der praktischen Veranlagung
des Distriktschefs, veranlassen mich, dem Kaiserlichen
Gouvernement einen Plan vorzulegen, von dem ich
hoffe, daß er dem Schutzgebiet viel Nutzen bringen
würde; nämlich den, in Grootfontein eine botanische
und landwirthschaftliche Versuchsstation in größerem
Umfange anzulegen. Das Gebiet von Grootfontein
ist, wie kein anderes im Schutzgebiete, geeignet für
eine landwirthschaftliche Besiedelung, und sobald erst
die South West Africa Co. günstige Bedingungen
gewährt, wird sie sicher ohne besonderes Zuthun in
kürzester Frist vollzogen sein. Dann würde eine
landwirthschaftliche und botanische Versuchsstation
außerordentlich belebend einwirken. Schon jetzt sieht
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man das Beispiel von Grootfontein Früchte tragen.
Die Wirksamkeit wird sich äußern als Anleitung in
Entwässerungen, Gemüse-, Korn= und Baumanlagen,
Viehzucht und Bekämpfung von Viehkrankheiten.
Hier kommt mit in erster Linie die dauernde Be-
kämpfung der Lungenseuche, die ab und zu noch in
Erscheinung tritt.
Deutsch-Neu-Guinra.
Leber eine Reise nach Ueu-Mecklenburg und
sen· Hannover
berichtet der stellvertretende Gouverneur Schnee in
Herbertshöhe, wie folgt:
Im Januar 1898 war der frühere Kaiserliche
Richter Dr. Hahl mit der Polizeitruppe zum letzten
Mal in Neu-Mecklenburg und Neu-Hannover gewesen.
Da es im Interesse der Sicherheit der in jenen
Gegenden sitzenden Händler unbedingt nothwendig
erschien, eine bewaffnete Macht wiederum dort zu
zeigen, beschloß ich bei dem Mangel irgend welcher
anderen Gelegenheit den Segelschuner „Alexandra“
der Neu-Guinea-Kompagnie zu benutzen, der eine
Rundreise um die genannten Inseln zwecks Besuchs
der Händlerstationen der Kompagnie machen sollte.
Am 21. Februar d. Is. ging die „Alexandra“
mit mir, dem Polizeiunteroffizier Schuberth und
den verfügbaren 23 Polizeisoldaten an Bord in See.
Am 28. Februar erreichten wir die kleine Insel Nusa,
wo ein Händler der Firma Hernsheim & Co. seinen
Sitz hat. Im Nusafahrwasser sitzt eine ganze Reihe
Händler. Das Verhältniß zwischen Europäern und
Eingeborenen schien durchweg gut zu sein. Die Kriegs-
züge der Eingeborenen untereinander haben freilich
auch hier noch nicht aufgehört. So hatten in letzter
Zeit die Leute von Bagail (Neu-Mecklenburg) einige
zu Nusa gehörige Eingeborene auf der Insel Limelon
überfallen und zwei derselben getödtet. Wie sich
herausstellte, handelte es sich um einen Rachezug für
frühere Tödtung von Bagailleuten durch Eingeborene
von Nusa, weshalb von einer Bestrafung der Ein-
geborenen von Bagail abgesehen wurde. Es gelang
mir, die Häuptlinge und ältesten Leute beider Par-
teien zusammenzubringen und einen förmlichen Frie-
densschluß herbeizuführen.
Von Nusa begab sich die „Alexandra“ am 3. März
nach der Insel Kaboteron, wo die Neu-Gutinea-
Kompagnie eine Pflanzung und Handelsstation unter
einem Malaien angelegt hat. Von hier besuchte ich
mit einem Boot die Insel Enok, deren Bewohner auf
Kaboteron Kokosnüsse gestohlen und die dortigen
Arbeiter bedroht hatten. Die Eingeborenen waren
bei meiner Ankunft geflüchtet, doch gelang es, eines
alten Mannes habhaft zu werden, durch dessen Ver-
mittelung dem Stamme eine bei Vermeidung der
Niederbrennung ihrer Hütten binnen 24 Stunden zu
zahlende Strafe von einigen Faden Tapsoka (Muschel-