Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

angelegten Garten erzielt. Sorgsam war jedes Beet 
durch ein aus Bambusstecken oder Schilf geflochtenes 
Dach geschützt. Besondere Pflege läßt man dem 
Baumsamen angedeihen. Auch zu beiden Seiten der 
Straße sind Obstbäume gepflanzt, deren wenn auch 
noch so kärglicher Schatten sehr willkommen sein 
wird. Von großer Wichtigkeit erweist sich vor Allem 
der Lichtnußölbaum, dessen Oel sich zur Speisung 
der Lampen besser eignet als Sesam und Erdnußöl. 
  
Am 20. Mei schifften sich in Marseille 17 Mis- 
sionare der Weißen Bäter ein, die für die Missionen 
am Tanganyika= und Nyassa-See bestimmt sind. Am 
10. Juni folgten ihnen 24 andere, deren Reiseziel 
die Nyansamissionen sind. Von diesen 41 Missionaren 
sind 16 für die deutschen Gebiete bestimmt, welche 
auch zum größten Theil der deutschen Nationalität 
angehören. Mit denselben Dampfern reisten auch 
zehn weiße Schwestern ab. („Afrikabote“.) 
Einem Schreiben des Bischofs Hirth, datirt 
Bukumbi, den 15. März 1899, welches der „Afrika- 
bote“ veröffentlicht, entnehmen wir Folgendes: 
Der Bau unserer Kirche mußte in der trockenen 
Jahreszeit von Juni 1898 bis März 1899 vollendet 
werden, was keine Leichtigkeit war, da man hier nur 
die allerprimitivsten Mittel zur Verfügung hat. Dazu 
kann man am Nyansa nicht bauen, wann und wie 
man will. Kalk giebt es hier überhaupt nicht; wir 
mußten ihn durch Töpferthon ersetzen. Noch vor 
Beginn der Regenzeit konnten wir unsere neue Kirche 
bereits dem Gottesdienste übergeben. Dieselbe ist 
sehr geräumig, 50 m lang, und groß genug, um eine 
beträchtliche Zahl Christen zu fassen. Sie steht aber 
noch ganz im Rohen. Ihre Wände sind mit Erde 
beworfen, die wir möglichst sein und weiß zu tünchen 
suchten. Das Gebälk und Zimmerwerk weist nicht 
wenige Balken auf, die von der geraden Linie ab- 
weichen. Deshalb mußten wir einen Scheinplasond 
schaffen, um das Innere der Kirche ansehnlicher zu 
gestalten: mit Baumwollenstossen wurde das Gebälk 
überspannt und die Wände behängt. Doch verschlang 
dies den sämmtlichen Vorrath, den wir als Tausch- 
artikel besaßen. Unsere Neger waren von der Schön- 
heit der Kirche entzückt; sie sind ja nicht verwöhnt. 
Aber schon jetzt nach wenigen Tagen müssen wir einen 
Behang nach dem andern abnehmen und die ganze 
Eleganz aufs Schleunigste entfernen, denn schon seit 
Monaten herrscht Hungersnoth hier zu Lande, die 
stetig wächst, und brauchen wir nun diese Stoffe, 
um die Hungernden zu speisen und sie dem Tode zu 
entreißen. Es ist fast Nichts mehr hier zu haben, 
und das Wenige, was noch an Nahrungsmitteln vor- 
handen ist, ist überaus theuer. Dadurch sind unsere 
Mittel schon so zusammengeschmolzen, daß wir selbst 
unsere Kirche beranben müssen. 
Auf der Insel Ukerewe bauen wir auch eine 
Kirche, da das Kapellchen für die 600 Neophyten 
zu klein ist. 
484 
  
In den „Berichten der Rheinischen Missions- 
gesellschaft“ lesen wir Folgendes: 
Am 3. Juni waren es 100 Jahre, daß die sog. 
Elberfelder Missionsgesellschaft, die älteste der vier 
Stammgesellschaften, durch deren Zusammenschluß sich 
1828 unsere „Rheinische Missionsgesellschaft“ bildete, 
gegründet wurde. Dieses hundertjährige Jubiläum 
wurde in Elberfeld am Sonntag, 4. Juni, durch zwei 
Festgottesdienste sowie durch eine Festversammlung 
unter sehr großer Betheiligung gefeiert. Zur blei- 
benden Erinnerung hat die Elberfelder Gesellschaft 
beschlossen, ein Erholungshaus für Missionare zu 
errichten. 
Unser Inspektor Dr. Schreiber kam am 27. Mai 
wohlbehalten von seiner großen Inspektionsreise in 
Barmen wieder an. 
Dasselbe Missionsblatt berichtet aus Deutsch-Süd- 
westafrika: Aus allen Theilen des Hererolandes kommt 
die Nachricht, daß es in den Märztagen herrlich ge- 
regnet habe, ein wahres Labsal für das arme, 
hungrige Land. Leider zeigen sich nun auch wieder 
die Heuschrecken. So heißt es in dem Bericht von 
Otjimbingue: „In unzähligen Scharen, dunklen Wolken 
gleich, ziehen sie hin und her durchs Land. Man hat 
versucht, ihnen einen Bazillus einzuimpfen, um sie zu 
vernichten, aber bisher ohne wesentlichen Erfolg. Die 
Bergdamara führen gegen diesen Verderber einen 
wahren Vertilgungskrieg. Heuschrecken sind für sie 
eine Delikatesse; und so sammeln sie sich ganze Säcke 
voll für die Hungerszeit. Im Allgemeinen steht der 
Mensch aber diesen Legionen ohnmächtig gegenüber. 
Nachfolgende Regen haben jedoch den durch sie an- 
gerichteten Schaden wieder gut gemacht.“ 
Ovamboland: Missionar Tönjes ist am 9. Fe- 
bruar eingetroffen und zunächst in Omupanda ein- 
getreten. Auch ihm fiel gleich auf, was Jedem, der 
vom Hereroland her sich dem Ovamboland nähert, 
anssällt, wie grundverschieden beide Länder und Völker 
sind. Die Herero sind eben Nomaden, die Ovambo 
Ackerbauern. — Missionar Stahlhut weilte noch in 
Walfischbai; seine Frau war recht krank. Sie wird 
möglicherweise am Kap Erholung suchen müssen, 
während Missionar Stahlhut auf sein Arbeusfeld 
zurückkehren will. Auch Missionar Ickler weilt im 
Hereroland. 
Endlich veröffentlicht das Blatt folgende Er- 
klärung: Wir sehen uns leider gezwungen, hiermit 
öffentlich zu erklären, daß unser ehemaliger Missionar 
Schröder von Gibeon wegen fortgesetzt anmaßenden 
und widersetzlichen Verhaltens gegenüber seinen dor- 
tigen und hiesigen Vorgesetzten und wegen willkür- 
lichen Verlassens seiner Station und ähnlicher Dinge 
Ende vorigen Jahres bei uns entlassen worden ist. 
Die Deputation 
der Rheinischen Missionsgesellschaft. 
P. Van Wees (Weiße Väter) schreibt in cinem 
Briefe aus Villa Maria, den 14. September 1893, 
Folgendes:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.