Hoffmann-Pflanzung in Useguha. Es wurde alsdann
das Panganithal besucht und die Besichtigung der
Pflanzungen Lewa, Kikogwe, Buschirihof vorgenommen.
Von Pangani begab sich der Verfasser mit Dampfer
nach Bagamoyo, besuchte die Vanillenpflanzung Kito-
peni sowie die Anlagen der katholischen Mission und
reiste dann nach Dar-es-Saläm. Diese Stadt war
der Ausgangspunkt für Besichtigung der Mauritius-=
Hauf-Pflanzung Kurasini, des Rufiyi-Deltas, der
Mtotiberge und der Pflanzung Mohorro. Auch die
Viehstation Pugu und die Kokospflanzung Auleb
wurden besucht. Auf der Rückreise berührte Professor
Wohltmann von Tanga aus nochmals die Plan-
tagen der Westdeutschen Gesellschaft, um sich vom
Ergebniß dort angestellter Düngeversuche zu über-
eugen.
. Sein Urtheil faßt der Berichterstatter auf Grund
seiner Beobachtungen und Forschungen, wie folgt,
zusammen:
Ich muß gestehen, daß der Eindruck, welchen ich
überall von den Arbeitsleistungen empfing, ein über-
wältigender war. Was in dieser kurzen Spanne
Zeit sowohl seitens der Kaiserlichen Beamten wie
seitens der Privatunternehmungen hergestellt ist, muß
als geradezu staunenswerth hingestellt werden. Es
wird auch rückhaltslos nicht nur von Deutschen,
sondern auch von Engländern und Portugiesen, welche
die Kolonie auf der deutschen Dampferlinie berühren,
angestaunt.
Freilich dürfen wir uns nicht verschweigen, daß
in Ostafrika überall mit großen Mitteln gearbeitet ist.
Die Gesellschaften nicht minder wie die Regierung
haben es niemals an den nöthigen Bewilligungen
fehlen lassen, und für die etwa 70 000 000 Mark,
welche bis jetzt seitens Reich und Privaten wohl
bereits in Deusch-Ostafrika untergebracht sind, kann
man auch schon etwas erwarten!
Was wir mit Sicherheit aus der bisherigen Ent-
wickelung Deutsch= Ostafrikas entnehmen können, ist,
daß wir, msbesondere auch die Kaiserliche Regierung,
gezeigt haben, m hohem Grade zur Kolonisation be-
säyigt zu sein. Das belegen die Errungenschaften
und Kulturförderungen, welche vorliegen, und dieses
Bekenntniß fühle ich mich berechtigt und verpflichtet
offen auszusprechen auf Grund dessen und nachdem
ich auf meinen fünf übersceischen Reisen die Koloni-
sationsbestrebungen und Erfolge viceler fremder Völker
studirt habe. Wenn dabei in Deutsch-Ostafrika bis
jetzt das Beamtenthum und die Schutztruppe den
überwiegend größeren Theil der Arbeit leisteten, und
wenn diese auch die Mehrzahl der deutschen Bevöl-
kerung ausmachen, so liegt das in den eigenartigen
Verhältnissen dieser Kolonie. Diese werden es auch
in der nächsten Zukunst bedingen, daß Militär und
Beamte vorwiegen; sie sind zur Beherrschung und
Leitung der starken einheimischen Bevölkerung, welche
wir uns wirthschaftlich zu Nutz machen müssen, stets
erforderlich. Insofern unterscheidet sich auch in der
Zukunft Deutsch-Ostafrika wesentlich von unseren
6
anderen Kolonien, die weniger bevölkert sind und
die, abgesehen von Südwestafrika, über andere und
reichere natürliche Produktionsfaktoren versügen.
Man hat nun wohl, angesichts dieser Verhältnisse,
die Frage aufgeworfen, und ich selbst habe sie mir
angesichts der schönen Bauten und Anlagen in Dar-
es-Saläm, Bagamoyo 2c. des öfteren vorgelegt:
„Werden sich nun auch unsere Wirksamkeit und die
Millionen, welche das Reich bereits in diese Kolonie
gesteckt hat, dereinst lohnen?" Die Frage ist bereits
heute mit einem „Ja“ beantwortet, zwar nicht in
dem Sinne, daß die ausgewandten Kapitalien bereits
reiche Zinsen in Gold und Silber abgeworfen haben,
wohl aber in dem Sinne, daß die etwa 30 Millionen,
welche von Reichswegen, abgesehen von der Zoll-
einnahme, in Deutsch-Ostafrika bereits stecken, uns zu
einem kolonial denkenden Volke gemacht haben, welches
nunmehr fühlt, daß wir ohne Kolonialpolitik in der
Zukunft nicht mehr existenzsähig und existenzberechtigt
sind. Keine unserer deutschen Kolonien hat so sehr
dazu beigetragen, in Deutschland den kolonialen Ge-
danken zu wecken und auch in den untersten Schichten
des Volkes den Begriff und Werth kolonialen Handels
und kolonialen Besitzes zu lehren, als gerade Deutsch-
Ostafrika mit seiner bewegten Geschichte.
Diese Förderung und Erweiterung des Gesichts-
kreises des ganzen Volkes, welche sich nicht durch
weise Lehren, sondern nur durch die Gewalt der
Thatsachen erzwingen läßt, wiegt jenes Geldopfer
reichlich auf. Zudem dürfen auch die kolonialen
Erfahrungen, welche wir und besonders auch unsere
Beamten und Offiziere in Deutsch-Ostafrika gesammelt
haben, nicht unterschätzt werden. Auf Grund dieser
sind wir weit mehr denn bisher befähigt, überall in
der Welt schnell und sicher zu kolonisiren, wenn und
wo in der Zukunft diese Aufgabe weiter an uns
herantritt.
Bericht über einen Zug nach Ruanda.
Ueber einen im Laufe des Frühjahrs 1898 nach
Ruanda ausgeführten Zug berichtet der Bezirkschef,
Hauptmann Bethe, aus Usumbura unter dem
22. Juni 1898 Folgendes:
Am 13. März brach ich aus dem Lager bei
vyarugenji auf. Meine Absicht war, die Nordgrenze
von Ruanda nach Mpororo (nach der Aussprache der
Eingeborenen müßte man „Mphôöroro“ schreiben) fest-
zustellen, dann westwärts zu marschiren, um durch
Erreichung eines geeigucten Peilpunktes an frühere
Routen womöglich einen Anschluß zu erhalten und
dann südöstlich durch Kisakka nach Urundi, der Mis-
sionsstation Missugl, Usumbura, Uha nach Udjidji
zurückzukehren.
Ich wollte Ruanda noch weiter kennen lernen,
um den Einfluß des Kigeri und die Entweckelungs-
fähigkeit des Landes beurtheilen zu können, da ich
bei der großen Längenausdehnung meines Bezirkes