Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

erster Linie für die Durchführung der Aufgabe in 
Betracht kam, durch die in Dar-es-Saläm stehende 
Kompagnie zu verstärken. Nach einem jetzt vor- 
liegenden Telegramm des Gouverneurs Liebert ist 
Machemba nach leichtem Kampf vertrieben, die Ruhe 
wieder hergestellt und die 5. Kompagnie nach Dar- 
cs-Saläm zurückgerufen worden. 
—–· — 
Vereinigung von Bezirksämtern. 
Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch-Ostafrika 
hat wegen des ungünstigen Gesundheitszustandes 
Mikindanis durch Verfügung vom 26. Mai d. Is. 
das Bezirksamt Milindani aufgelöst und den Bezirk 
Mikindani mit dem Bezirksnebenamt Lindi zu einem 
Bezirksamt Lindi vereinigt. 
Bei der Auflösung des Bezirksamts Milindani 
ist der Regierungsarzt Dr. Schilling nach Kilwa 
versetzt. In Mikindani bleiben für die Folge als 
einzige Europäer ein Zollamtsassistent 2. Klasse und 
einm Steuererheber. 
dem benachbarten Lindi aus jeder Zeit ärztliche Hülfe 
telegraphisch oder telephonisch erbitten. 
  
Ramerun. 
Ueber die Gründung der Station am AUgoko und 
Bereisung der Flüsse Agoko, Bumba und Dscha 
berichtet Forstassessor Dr. Plehn Folgendes: 
Ende März d. Is. waren die Arbeiten auf dem 
für die neu zu gründende Station ausersehenen Hügel 
so weit vorgeschritten, daß das Lager der Expedition 
auf denselben verlegt werden konnte und am 1. April, 
dem Geburtstage Bismarcks, wurde die deutsche 
Flagge dortselbst im Beisein der Agenten des Hollän- 
dischen Hauses und der Societé Anonyme Belge 
geheißt. 
Es war zunächst nur ein etwa 25 m langer 
Bambusschuppen für die Arbeiter und Soldaten vor- 
handen, die Europäer wohnten in den Zelten. Es 
wurde nun eifrig an der weiteren Einrichtung der 
Station gearbeitet, das Niederschlagen des dichten 
Busches und das Aufräumen der abgeholzten Fläche, 
sowie das Herbeischaffen des Bambus, aus dem die 
ersten Wohnungen und Vorrathshäuser hergestellt 
wurden, nahm viel Zeit und Arbeitskraft in Anspruch. 
Am Fuß des Hügels, an dem Landungsplatz der 
Station, wurde eine Ziegelei errichtet, um die weiteren 
Gebäude massiv aufführen zu können. Die Lebens- 
mittel mußten zunächst von den mehrere Stunden 
entsernt wohnenden NzZimus eingekauft werden und 
hierzu waren beständig acht Leute der Station 
unterwegs. 
Gegen Ende April waren die Arbeiten bereits 
erheblich gefördert, ein Vorrathshaus und ein Wohn- 
haus aus Bambus waren fertig, eine Fläche von 
etwa 200 m im Durchmesser freigehauen und größten- 
510 
Diese können nöthigenfalls von 
  
theils geräumt, ein Garten von etwa 50 m im Durch- 
messer angelegt und mit Ananas, Bananen, Papaia 
sowie europäischen Gemüsen, die trefflich gedeihen, 
vollgepflanzt. Da die Lebensmittel von den Nzimu 
regelmäßig und ohne Schwierigkeiten eingingen und 
die umwohnenden Ortschaften sich ruhig und der 
Station gegenüber durchaus freundlich und entgegen- 
kommend verhielten, so konnte ich daran denken, die 
Station auf einige Zeit zu verlassen, um in dem 
neuen Bezirke Umschau zu halten. Es schien mir 
am wichtigsten, zunächst alle schissbaren Flußläufe und 
ihre nächste Umgebung zu ersorschen und zwar beschloß 
ich, mit dem Ngoko und seinen Nebenflüssen zu be- 
ginnen, da er zweifellos für uns wichtiger ist als 
der Sanga und es auch ganz besonders geboten 
schien, über die unsicheren und verwickelten Grenz- 
verhältnisse im Süden des Bezirkes vor Allem Klar- 
heit zu verschaffen. Am 28. April übergab ich die 
Station an den Assistenten v. Lüdinghausen und brach 
mit dem Sanitätsunteroffizier Peter, 1 Dolmetscher, 
15 Soldaten und 5 Bangallaarbeitern der Société 
Anonyme Belge, die wenigstens einige Strecken 
des Ngoko kannten, in 2 Kanus vom Landungs- 
platz der Station auf und fuhr den Ngoko berg- 
wärts. Es ging an dem großen Misangadorf 
Tibundi am linken Ufer vorbei, dann nach etwa 
1 ½ Stunden an einer kleineren Misanganiederlassung 
am rechten (französischen) Ufer. Von da ab ging 
es 2½ Tage durch völlig unbewohntes Land, nur 
zahlreiche Jagdhütten, einfache Blätterschirme, am 
Ufer zeigen an, daß diese Wildniß zuweilen vorüber- 
gehend von Jägern und Fischern bewohnt wird; so 
trasen wir auch eine Jagdgesellschaft aus Kodiu am 
Bumba an, die sich anfangs sehr scheu zeigte, sich 
jedoch beruhigen ließ und eine Menge geräuchertes 
Elefantenfleisch an uns verkaufte. Am 1. Mai er- 
reichten wir den Zusammenfluß des Bumba und des 
Dscha, die von Norden und von Westen zusammen- 
fließend den Ngoko bilden. Ich möchte hier gleich 
bemerken, daß die Angaben der Flußläufe auf der 
Karte des großen Kolonialatlas vollständig falsch 
sind; die Darstellung beruht wohl auf unklaren Er- 
zählungen der Kaufleute. Der Dscha ist zweifellos 
der Hauptfluß, der den von Norden kommenden nur 
wenig kleineren Bumba in sich aufnimmt. Vom 
Zusammenfluß ab wird der Fluß Ngoko genannt, 
ein Name, der oberhalb desselben niemals angewandt 
wird. Ich glaube, es ist zu empfehlen, daß diese 
Nomenklatur beibehalten wird. 
Der Bumba ist an seiner Mündung etwa 100, 
der Dscha an derselben Stelle etwa 150 m bereit. 
Der außerordentlich reißende Bumba, der viele 
Schnellen hat, ist bei den Bangalla nur unter dem 
Namen mayi makassi (reißendes Wasser) im Gegen- 
satz zu dem ruhiger fließenden Dscha bekannt. 
Ich fuhr zunächst den Bumba hinauf und er- 
reichte am 2. Mai das Dorf Kodin, ein kleines 
Misangadorf, das sich aus Furcht vor dem einige 
Tagemärsche entfernt auf der linken Seite des
	        
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