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Handel keine neuen Hülfsquellen und ohne daß nach
einer besonderen Richtung hin ein Aufschwung oder
eine Verbesserung der Verhältnisse eingetreten wäre,
wickelten sich die Geschäfte in altgewohnter Weise ab.
Die plötzliche und andauernde Entwerthung der
portugiesischen Valnta bis zu fast 33⅛ pCt. des
Vorjahres muß als eine der Hauptsachen hervor-
gehoben werden, welche eine weitere Entfaltung des
Handels nicht zuließ.
Im Kleinverkehr mit dem Neger bestehen mit
Bezug auf die Preise, welche er für diesen oder
jenen Artikel anzulegen gewillt ist, fast feste Usancen,
so daß es den Händlern unmöglich ist, bei höheren
Einkaufspreisen ihre Waaren demgemäß besser ver-
kaufen zu können und wodurch nothgemäß die Ein-
fuhr derjenigen Artikel sehr beschnitten wird, welche
nicht durchaus nöthig für den Handel sind.
Nochmals den Werth der im Jahre 1898 ein-
geführten Waaren anlangend, so bleibt hervorzuheben,
daß sich derselbe, in portugiesischer Münze ausgedrückt,
vergrößern muß, indem der Werth der Mark von
225 Reis allmählich auf 400 und mehr Reis ge-
stiegen war und zu welch letzterem Kurse das Zoll-
haus die Fakturenwerthe zeitig umrechnete, obgleich
man an den öffentlichen Kassen dem Kurssturz keine
Rechnung trägt und offiziell goldene Pfunde nur
zum alten Parikurs von 4500 Reis empfängt.
Allerdings liegt in Mozambique keine Verpflichtung
vor, wie z. B. in Beira, einen Theil der Abgaben
in Gold zahlen zu müssen. Immerhin ergiebt sich
aus dieser Berechnung ein weiterer Beweis für die
Annahme, daß sich der effektive Werth der Einfuhr
nicht vergrößert hat.
Die seit 1893 bestehenden hohen Zollsätze, in
welchen trotz mannigfacher Vorstellungen seitens der
Kaufmannschaft keine Aenderungen getroffen wurden,
die enormen Vergünstigungen derjenigen Artikel, welche
portugiesischen Ursprungs sind, sind wenig geeignet,
den fremdländischen Handel zu fördern, und werden
hauptsächlich Nahrungsmittel jeglicher Art für Euro-
päer in größeren Quantitäten vom Mutterlande
importirt, während Portugal infolge seiner nicht viel-
seitig entwickelten Industrie den Markt mit den zum
Negerhandel benöthigten Artikel nicht versehen kann.
Der größere Theil dieser Waaren wird von den
indischen Händlern direkt von Bombay importirt und
sind dieselben theilweise europäischen Ursprungs oder
auch Produkte der indischen Industrie, welche in
Europa nicht so billig hergestellt werden können,
wohl infolge billigerer Anschaffung der Rohstoffe und
billigerer Arbeitslöhne. Außerdem sind die Dampfer-
frachten nach Indien bedeutend billiger als diejenigen
nach den afrikanischen Küstenplätzen, so daß sich die
Verschiffung nach Bombay und die Weiterverladung
der Waaren mit Dhaus nach Mozambique sehr
gut lohnt.
Im Laufe der Jahre hat das indische Element
im Distrikt Mozambiqne und wohl auch in den
übrigen Theilen der Kolonie immer mehr und mehr
festen Fuß gefaßt und aus der vermittelnden Stellung
heraus, welche der indische Händler wohl in früheren
Jahren fast ausschließlich zwischen dem Europäer und
dem Neger einnahm, hat er sich heute dem·Europäer
gegenüber zu einer fast unabhängigen Stellung empor-
gearbeitet. Er beschränkt sich nicht mehr allein auf
den Import indischer Waaren, sondern deckt seinen
Bedarf an europischen Artikeln auch schon theilweise
durch direkte Bezüge. Die hieraus entstehende Kon-
kurrenz ist nicht zu unterschätzen. Es sind nicht so
sehr die einzelnen Kaufleute der verschiedenen euro-
päischen Nationen, welche sich untereinander das
Geschäft erschweren, die wirkliche Gefahr droht ihnen
von Osten, von Indien, her. Wenn da nicht finanzielle
Verhältnisse gelegentlich dem Europäer zur Hülfe
kommen, würde sich sein Antheil an dem Geschäfte
auf ein Minimum beschränken.
Bei den bekannt geringen Lebensbedürfnissen der
indischen Völker, der größeren Widerstandsfähigkeit
derselben gegen die Unbilden des tropischen Klimas
und endlich bei Gleichstellung derselben mit Bezug
auf die staatlichen Abgaben befindet sich der Europäer
sehr im Nachtheil und er muß schließlich im Kon-
kurrenzkampf unterliegen, wenigstens in solchen Gegen-
den, wo sich das Geschäft fast ausschließlich auf den
Handel mit den Eingeborenen beschränkt.
Pulver= und Waffenverkauf wurde gegen Mitte
des Jahres, bald nach der Rückkehr des Königlichen
Statthalters Mozinho d'Albuquerque wieder
freigegeben, doch haben die Händler von dieser Er-
laubniß keinen Gebrauch gemacht, da man allgemein
befürchtete, sich später in Schwierigkeiten verwickelt
zu sehen, da die Unruhen im Innern andauerten
und gelegentlich Pulver und Gewehre in unrechte
Hände gelangt sein würden.
Die Läger in Steinschloßgewehren sind ziemlich
beträchtlich, während ein großer Thell des vor-
handenen Pulvers Abzug ins Gebiet der Companhia=
de Nyassa nach Ibo gefunden hat. .
NeueZufuhrensindinbeidenArtikelnnichtzu
verzeichnen gewesen und werden in Pulver auch
wohl kaum wieder stattfinden, sobald die in Beira
errichtete Pulvermühle erst einmal mit ihren Fabrikaten
an den Markt tritt.
Diese Pulvermühle, welche unter der Firma
Societée des explosils africains ins Leben gerufen
wurde und hauptsächlich mit französischem Kapital
(1 Million Franken) arbeitet, hat von der portu-
giesischen Regierung das Monopol für die Pulver-
fabrikation für den Distrikt Mozambique erhalten.
Dieselbe wird außer gewöhnlichem Pulver noch das
sogenannte poundres Faviér, eine Art Dynamit,
fabriziren. Die Fabrik wird. natürlich später ihre
Erzeugnisse billiger verkaufen können, als es bei
einer Einfuhr von Europa möglich ist. Deutschland
lieferte früher jährlich ein Größeres Cuantum Pulver
für Mozambique. ·-
Das Münzsystem ist in der Provinz seit dem
Jahre 1896, in welchem das portugiesische Silber