Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

ist die Zahl der Taufbewerber in der letzten Zeit 
auf ungefähr 60 gestiegen, und auf den beiden bis 
jetzt zu Okahandja gehörenden Filialen Otjiseva und 
Otjituesu befinden sich zusammen reichlich 80 Personen 
im Taufunterricht. Das sind für Hereroland ganz 
bedeutende Zahlen, und wir haben viel Ursache, für 
solchen Segen dankbar zu sein.“ 
  
Aus der wieder errichteten Missionsstation St. 
Antonius von Urundi, oapostolisches Vikariat 
Unyanyembe, schreibt P. van der Burgt in einem 
vom „VAfrikaboten“ veröffentlichten Briefe vom 
11. Februar d. Is.: 
„Die Mission des hl. Antonius ist wieder errichtet 
worden, nachdem wir dieselbe vor ungefähr einem 
Jahre hatten ausgeben müssen. Am 3. Januar d. Js. 
erhielt ich von Bischof Gerboin den Auftrag, mich 
reisefertig zu machen. Nach 15 Tagemärschen traf 
ich dort ein, nämlich am 18. Januar. Meine Freude 
war ungemein groß, als ich vernahm, daß die St. 
Antoniusmission aufs Neue eröffnet werden sollte, 
und daß ich abermals zur Neugründung mitberufen 
wurde. Zu meiner noch größeren Freude waren 
schon alle Anstalten zur Abreise getroffen, und es gab 
keinerlei Verzögerung mehr. Schon am 20. Januar 
konnten wir die Weiterreise antreten. Pater van 
der Bom, der den Pater van der Wee in Muyaga 
(Osturundi) ersetzen sollte, ging bis dahin mit uns. 
Wir langten dort an nach elf Tagen und hatten 
also eine überaus glückliche Reise gehabt. In Muyaga 
aber gingen uns 50 Träger durch und, obgleich sie 
uns nichts entwendet hatten, bereiteten sie uns doch 
eine nicht geringe Verlegenheit, denn es vergingen 
vier Tage, ehe wir für diese treulosen Ausreißer 
hinreichenden Ersatz gefunden hatten. Samstags, den 
4. Februar, gings weiter nach Urundi hinein. Unsere 
Karawane zählte 125 Mann, P. Desoignies, 
P. v. d. Wee und meine Wenigkeit miteinbegriffen. 
Einige 15 Kinder, die wir im vorigen Jahre aus 
dem von uns verlassenen Usige mitgenommen hatten, 
kehrten mit uns in ihr Vaterland zurück. 
Auch dieser zweite Theil unserer Reise hatte einen 
glücklichen Verlauf. Innerhalb acht Tagen kamen 
wir heute um 11 Uhr im besten Zustande hier an. 
Wir wohnen hier sozusagen in der Mitte des 
Urundilandes, auf dem halben Wege zwischen Muyaga 
und Usige. Auf diese Weise wird es viel leichter 
sein, mit Usige in Verbindung zu bleiben, wenn die 
dort angefangene Mission nächstens wieder aufge- 
nommen wird. Mugera ist eine Provinz, benannt 
nach einer Gebirgskette dieses Namens, und liegt 
nicht nur im Centrum des Landes, sondern ist auch 
in mancher Hinsicht eine der schönsten Gegenden von 
Urundi. # 
Entfernung von den anderen Stationen wegen, nur 
schwer wieder besetzt werden konnte, empfahl ich 
meinen Mitbrüdern diese Gegend. 
Genau vor einem Jahre lagerte ich auf meiner 
Rückreise von Usige nach Uschirombo in dreistündiger 
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Weil Usige selbst einstweilen, der großen 
  
Entfernung nordwestlich von hier, in Kazozi Kawuye. 
Der Punkt, an welchem wir uns augenblicklich 
befinden, und wo wir uns aller Wahrscheinlichkeit 
nach niederlassen werden, ist in jeder Hinsicht prächtig: 
erstens ist Alles ringsum gut bevölkert. Ueberall, 
. wohin sich das Auge wenden mag, zeigen sich riesig 
große Bananenpflanzungen, Hütten der Warundi und 
üppige Felder. Unsere Wohnung, wenn ich diesen 
Namen gebrauchen darf, ist auf der Südspitze des 
Mugeragebirges, hoch und trocken und wenigstens 
2500 m über dem Meere gelegen. Das Fieber 
kommt auf einer solchen Höhe kaum vor. Es kann 
hier allenfalls kalt und windig werden, allein einem 
solchen Klima ist man schon eher gewachsen. Hart 
am Fuße des Berges fließt der Luvironso vorbei, 
der etwa 25 m breit ist, und den wir heute Morgen 
auf dem Rücken eines riesigen Mugundanegers über- 
schritten. Gleich hinter dem Fluß erheben sich die 
Kisagaraberge, und in südlicher Richtung ragt der 
Ihigiro empor. Nach Osten und Süden schweift 
das Auge über eine Fläche von nicht weniger als 
15 Stunden und erblickt am äußersten Horizonte die 
eigenthümlichen Gestalten der Gebirge Südurundis. 
Eine Stunde unterhalb unserer künftigen Residenz 
vereinigt sich der Luvironso mit dem maojestätischen 
Ruvuvuflusse. Nach Nordwest ist die Aussicht noch 
entzückender. Dort sieht die Landschaft schon mehr 
einer Reihe nebeneinander liegender Hochebenen ähnlich 
und nährt zweifelsohne eine noch stärkere Bevölkerung. 
P. Desoignies, der zum ersten Male Urundi betritt, 
gestand mir, er habe nie ein schöneres Land gesehen. 
Welch ein Unterschied zwischen Urundi und dem ver- 
hältnißmäßig menschenarmen Unyamwesi! 
P. v. d. Wee, der mit Recht stolz darauf sein 
darf, die Muyagamission gegründet zu haben, wird 
doch bald — ich zweifle keinen Augenblick daran — 
diese Mission seinem vorigen Standorte vorziehen. 
Welch ein Unterschied, heute und vor zweieinhalb 
Jahren! Wie mußten wir uns damals herumquälen, 
und jetzt finden wir den Weg überall geebnet. Woher 
das Alles?' Während der letzten zwei Jahre ist 
Urundi so ziemlich nach allen Richtungen von den 
deutschen Holonnen durchkreuzt worden. Selbstver- 
ständlich mußten an einzelnen Orten Widerspenstige 
gezüchtigt werden. So z. B. nahm Hauptmann Bethe 
im Mai v. Is. dem großmächtigen Mutwale Seru- 
Shanya (in dreistündiger Entfernung von hier) einige 
hundert Ochsen und ungefähr tausend Schafe und 
Ziegen weg. Es läßt sich nicht leugnen, daß die 
Herren Warundi seit dieser Zeit viel besser mit sich 
verhandeln lassen, denn eine solche unzweideutige Aus- 
übung der Macht der Deutschen hat ihnen einen 
heilsamen Schrecken eingeflößt. 
Wir reisten also zehn Tage in Urundi umher, 
und allenthalben zeigten sich die Eingeborenen uns 
gegenüber friedfertig, ja sogar gefällig. Bei der 
Abreise aus einer und dem Einzug in eine andere 
Ortschaft gaben uns zahlreiche Menschenmassen das 
Geleite, und dabei trugen sie ihre zierlichsten langen
	        
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