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zeit ziemlich zu Ende, weiter gebaut. Das dritte
kleine Backsteinhaus wird jetzt aufgeführt.
Der Gesundheitszustand der Geschwister schwankte.
Schwester Enkelmann lag lange in hohem Fieber
und ist erst in den letzten Tagen in den Zustand
der Besserung eingetreten. Schwester Johanssen
lag auch eine Woche mit sehr schweren Kopsschmerzen.
Gott Lob! kann auch hier von Genesung berichtet
werden.
Unter dem 29. März d. Is. wird dem „Missions-
blatt der Brüdergemeinde"“ von Rutenganio ge-
schrieben: Acußerlich breitet sich die Station sehr aus.
Bruder Zickmantel hat jetzt eine Kaffeeplantage
von 2300 Pflanzen angelegt. Weiter wird viel ge-
baut: eine Kirche, Ställe und Schuppen. Auch der
Viehstand vergrößert sich. Daneben haben wir jetzt
einen schönen Garten, aber leider noch wenig Pflanzen
und Blumen darin. Wir haben jetzt 13 Christen auf
der Station. Am Sonntag wurden wieder sechs
getauft, unter denen die ersten vier Frauen hier.
(In Rungue giebt es schon mehrere.) Auch sind
noch einige Leute im Taufunterricht. So wächst das
Häuflein der Gläubigen allmählich heran. Möchte
der Herr geben, daß ihm allmählich große Mengen
zur Beute werden. Eine Stunde von hier ist jetzt
eine Militärstation errichtet. Da wohnt ein Deutscher
mit einer Anzahl Soldaten. Die Leute sollen Stenern
geben, und zwar für jede Hütte drei Rupien im
Jahre, oder sie müssen sechs Wochen arbeiten. Viel-
leicht ist das ein gutes Mittel gegen die hier übliche
Vielweiberei, denn hat ein Mann viele Frauen, so
muß er eben viel Steuern zahlen, weil jede Frau
ihre eigene Hütte hat.
Eine Druckerei in Moschi. Die Leipziger
Mission hat auf ihrer Station am Kilimandjaro eine
Druckerei ausfstellen lassen, die seit Kurzem in Betrieb
gesetzt ist. Ein Schüler der Kostschule, Namens
Marco, hat unter Anleitung der Missionare das
Setzen erlernt und kleine Lesestücke in der Mamba-
und Madschame-Mundart gedruckt.
(Ev.-luth. Missionsblatt 1899, S. 306.)
Den „Marien-Monatsheften“ entnehmen wir fol-
gende Nachrichten aus einem Briese des hochw.
P. Joh. Eberlein, Missionar vom hh. Herzen Jesu
in St. Otto (Neupommern):
Seit fünf Monaten befinde ich mich im Innern
der Gazellehalbinsel, um an der Bekehrung der Ein-
geborenen zu arbeiten. Die Station, die mir der
hochw. apostolische Vikar anvertraut hat, habe ich
auf den hl. Otto getauft und somit meine Neupommern
unter den Schutz des Apostels der Pommern gestellt.
St. Otto liegt vier Stunden von der Hauptstation
Vuna--Pope und zwei Stunden vom Ufer der Weißen
Bucht entfernt. Die Station erhebt sich auf einer
Anhöhe, von der das entzückte Auge hinüberschweifen
kann auf die hohen Gipfel von Neumecklenburg und
einen Streifen des St. Georgskanals einerseits, anderer-
seits auf jene geheimnißvollen Baininger Berge, die
die ganze Gazellchalbinsel durchziehen.
Die Eingeborenen, welche um St. Otto her zer-
streut wohnen, sind sehr zahlreich; es wäre aber
schwierig, ihre genaue Zahl abzuschätzen. Es sind
Kanachen, wie die übrigen Einwohner der Geazelle.
Ihre Hautfarbe ist dunkelbraun, bei einigen jedoch
neigt der Teint mehr ins Gelbe, bei anderen ins
Schwarze. Ihr Körperbau ist regelmäßig, ihre
Gestalt reicht über das Mittelmaß hinaus, und in
diesem Punkte unterscheiden sie sich von den Ufer-
leuten, die durchschnittlich mittelgroß sind. Die
kräftigere Entwickelung der Buschleute mag wohl
daher rühren, daß im Busch mehr und kräftigere
Nahrung zu finden ist als am Ufer; denn fast alle
Pflanzungen sind in den Händen der Buschleute;
vielleicht auch daher, daß die Buschleute nicht so
häufig vom Fieber zu leiden haben. Auch die Frauen
aus dem Busch kennzeichnen sich durch ihren kräfti-
geren Körperbau und ihren Kindersegen. Während
am Ufer auf eine Frau höchstens zwei Kinder zu-
treffen, so ist es im Busch keine Seltenheit, noch
rüstige Frauen anzutreffen, die fünf bis sechs Kindern
das Leben geschenkt haben.
Der Gesichtsausdruck der Kanachen wäre gewiß
nicht unschön, wenn sie sich bemühten, ihren Körper
stets reinlich zu halten und wenn sie ihr Gesicht
nicht durch allerlei unsinnigen Firlefanz entstellten.
Die Europäer, welche die Waisenanstält in Vuna-
Pope besuchen, sind ganz entzückt nicht nur vom
Wissen und Können dieser kleinen Kanachen und
Kanachinnen, sondern sie bewundern nicht selten die
Anmuth dieser Kinder der Wildniß. Das vermag
eben nur die Reinlichkeit und das geregelte Leben
zu erreichen, und dann spiegelt sich ia auch die
Reinheit des Gewissens auf der Stirne wieder.
Ganz anders ist es bei den Buschkanachen, d. h. den-
jenigen, die in der Wildniß ein unstätes, träges
Leben führen. Das Laster hat ost tiefe Furchen
in die Stirne gegraben, und der vielfach wüste Blick
läßßt auf eine sehr bewegte Vergangenheit schließen.
Doch der eigenthümliche bei ihnen beliebte Kopf-
und Halsschmuck trägt oft dazu bei, ihre sonst regel-
mäßigen Gesichtszüge zu entstellen. Das gekräuselte
Haupthaar wird fürs Gewöhnliche auf zweierlei Weise
gefärbt; entweder mit Kalkpulver (und dabei ist es
auch auf das Ungeziefer abgesehen), und dann er-
scheinen Haar und Bart in silberweißem Gewande,
oder mit einer röthlichgelben Thonmasse, die sich auf
der Insel Matupi vorfindet, dann nimmt das Haar
eine dunkelgelbe Färbung an; endlich mischen sie den
aus verbrannten Kokosblättern gewonnenen Ruß mit
Kokosöl, und die klebrige Masse färbt das Haar
glänzend schwarz. Bei Tänzen findet auch Roth
und Blau Verwendung. Sehr oft stecken sie einzelne
Federn oder ganze Büschel davon in das dichte Haar.
Bei großen Tänzen kann man zahlreiche Kunstwerke
dieser Art bewundern.