Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Der Häuptling Ngutte sandte mir am 6. Juli 
sechs kleinere Elfenbeinzähne mit dem Versprechen, 
bei meinem Rückmarsch sich zur Unterwerfung in der 
Ngillastadt einzufinden. Desgleichen versichern häufige 
Gesandtschaften von Ngane, daß er mich zur Unter- 
werfung erwarte und daß seine Kriegsentschädigung 
(60 Elfenbeinzähne) zum Zahlen bereit liege. Alle die 
Ngillastadt passirenden Weißen haben diese Versicherung 
Nganes bestätigt. Der Weg von Ngilla bis Joko 
ist vollständig gereinigt. 
Am 10. Juli und am 18. Juli kamen Boten des 
Lamido von Tibati, welche die Verzögerung der 
Zahlung entschuldigten, und am 20. Juli erschien eine 
Gesandtschaft, welche zehn Stück Rindvieh brachte, 
mit der Erklärung, daß der Lamido nicht mehr be- 
sitze. Desgleichen habe er auch kein Elfenbein. Diese 
offene Lüge veranlaßte mich, die Gesandtschaft um- 
gehend zurückzusenden mit der Eröffnung, daß ich im 
Nichtzahlungsfall in nächster Zeit die Feindseligkeiten 
beginnen würde. 
Um nun einen größeren Druck auszuüben, mar- 
schirte ich am 27. Juli mit Leutnant Buddeberg, 
Oberarzt Kerksieck, Sergeant Jonczick und 160 
farbigen Soldaten nach Cheme. Cheme ist nur zwei 
Tagemärsche von Tibati entsernt. Hier fanden sich 
am 2. August eine Gesandtschaft des Lamido und 
eine Gesandtschaft der übrigen angesehenen Tullas 
ein, welche um Gnade baten und ungesäumte Zah- 
lung versprachen. Die Gesandtschaft der Tullas 
sagte aus, alle Tullas würden den Lamido wieder 
verlassen, wenn er sich nicht unterwerfe. 
Am 4. August kamen wiederum Leute aus Tibati 
und brachten einen großen Elfenbeinzahn. Diese ver- 
sicherten, die Bevölkerung von Tibati würde den 
Lamido mir ausliefern, wenn er nicht zahle. Wenn 
auch dieses nicht wörtlich zu nehmen ist, so besteht 
aber thatsächlich unter den Tullas und angesehenen 
Raburras eine starke Strömung gegen den Lamido 
zu Gunsten seines Halbonkels, des Jerima Mengeri, 
die vor der Hand darin Ausdruck gefunden hat, daß 
viele Leute mit ihrem gesammten Anhang Stadt und 
sogar Land Tibati verlassen haben. 
Am 12. August kamen wiederum Gesandte aus 
Tibati. Desgleichen wurden am 17. August zwölf 
Stück Buckelrind hierher gebracht. Dem Vernchmen 
nach soll die Mutter des Lamido diese Zahlung ge- 
leistet haben. Der Lamido hingegen soll gesagt 
haben: „Er werde standhalten und wolle in seiner 
Stadt Tibati sterben.“ Wall und Graben von Tibati 
sind neu in Stand gesetzt. 
Am 19. August traf der Transport des Haupt- 
manns v. Dannenberg wohlbehalten hier ein. In 
den nächsten Tagen beabsichtige ich, trotz der Regen- 
zeit, gegen Tibati zu marschiren und die wieder auf- 
gebaute Stadt abermals zu zerstören. Ich halte die 
nochmalige Züchtigung des Lamido für durchaus 
nothwendig, um das errungene Ansehen des deutschen 
Gouvernements bei den übrigen Fullastaaten zu er- 
halten. Zur Verfügung hierzu stehen mir Haupt- 
735 
  
mann v. Dannenberg, die Leutnants v. Madai, 
v. Lottner, Oberarzt Kerksieck, Sergeant Jonczick, 
Unteroffizier Karnatz und 245 farbige Soldaten, in 
drei Kompagnien eingetheilt. Oberleutnant Nolte 
verbleibt mit einer Kompagnie in Joko. 
Daß es dem Hauptmann v. Kamptz gelungen ist, 
seinen beabsichtigten abermaligen Einmarsch in Tibati 
erfolgreich durchzuführen, ist inzwischen bereits tele- 
graphisch gemeldet worden. 
  
––- 
Landwirthschaftliches. 
Der Senner Hipp hat auf der Station Bußa 
die ersten Probekäse hergestellt, welche in Qualität 
ganz vorzüglich ausgefallen sind. Die zwei Sorten, 
eine nach Limburger, die andere nach Romadour- 
Art zubereitet, werden mit Busakäse Nr. 1 und 2 
bezeichnet und zu 80 Pf. pro Pfund (18 kg) verkauft. 
Vor einigen Tagen ist in Bu5a das erste 
Kreuzungskalb, von einer einheimischen Kuh und 
einem Allgäuer Stier, geboren worden. Das Kalb 
ist kräftig und gesund und ist in Farbe und Form 
dem Stier ähnlich. 
RAus dem PBereiche der Wissionen und 
der Ankiskhlaverei-Bewegung. 
Die „Allgemeine Missionszeitschrift“ von Professor 
D. Warneck (Verlag Berlin, Linkstr. 4) bringt in 
ihrem September= und Oktoberheft (Nr. 9 und 10) 
einen Aufsatz des bekannten Forschers afrikanischer 
Sprachen, Pastor Meinhof, betitelt „Im Kampf 
mit den Sprachen Afrikas“. Dieser Aufsatz stellt in 
einer für Nichtfachleute berechneten Form die wich- 
tigsten Aufgaben der afrikanischen Sprachforschung 
dar. Alle Diejenigen, welche sich in den Kolonien 
praktisch mit afrikanischer Sprachforschung befassen, 
werden von den Ausführungen des Verfassers mit 
besonderem Interesse Kenntuß nehmen. Uebrigens 
hat derselbe (wie auch auf Seite 453 des Aufsatzes 
bemerkt wird) in einem für Fachleute berechneten 
Werke weitere Forschungen veröffentlicht. Dasselbe 
ist unter dem Titel „Grundriß einer Lautlehre der 
Bantusprachen“ auf Kosten der Deutschen Morgen- 
ländischen Gesellschaft gedruckt und von F. A. Brock- 
haus in Leipzig zu beziehen. Auch dieses Werk sei 
hiermit der Aufmerksamkeit der Fachkreise empfohlen. 
Die Missionare Spelmeyer und Hanefeld von 
der Rheinischen Mission haben die Reise nach Deutsch- 
Südwestafrika angetreten. 
  
Am Mittwoch, den 28. Juni d. Is., hat die 
Bremer Norddeutsche Mission in Ho (Togo) ihr 
neues Schulhaus eingeweiht. Oberleutnant Wegner 
wohnte der Feier bei.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.