Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

hierauf der Begründung der neuen deutschen Kolonial- 
macht durch Bismarck zu und schildert dann die 
einzelnen Schutzgebiete nach Bodengestaltung, Klima, 
Flora, Fauna, Bevölkerung, Handel und Verkehr und 
läßt es sich schließlich angelegen sein, auf alles das 
aufmerksam zu machen, was Handels= und Plantagen- 
gesellschaften, Missionen und Verwaltung auf diesem 
Boden bisher geschaffen haben. Selbstverständlich 
haben dabei auch die neuesten überseeischen Erwer- 
bungen des Reiches, Kiautschou, die Karolinen, Palau- 
Inseln und Marianen volle Berücksichtigung gefunden. 
Der vielgereiste Autor, Redakteur der „Deutschen 
Kolonial -Zeitung“, Herausgeber des „Kolonial= 
Jahrbuches“ und in Ostafrika an wirthschaftlichen 
Unternehmungen mehrfach betheiligt, war in der Lage, 
überall den neuesten Stand der Dinge zu buchen. 
Gegen zweihundert an Ort und Stelle skizzirte Ab- 
bildungen lassen instruktive Einblicke in die Natur 
der beschriebenen Länder und das Leben und Treiben 
der eingeborenen Bevölkerung wie der europäischen 
Pioniere thun, wobei reichhaltige und dennoch über- 
sichtliche Karten schnellste Orientirung ermöglichen. 
An empfehlenswerthem Material, betreffend die 
südafrikanischen Angelegenheiten, liegt vor: 
Karte von Natal und der angrenzenden Gebiete. 
1: 800 000. Berlin 1899. Dietrich Reimer. 
N. J. Hofmeyr (Pretoria): Die Boeren und 
Jamesons Einfall in Transvaal. Mit einer 
Spezialkarte der südafrikanischen Republik. 
Bremen 1897. K. Ed. Müller. 
Während die Karte für Würdigung der vom 
Kriegsschauplatze eingehenden Nachrichten von Werth 
ist, dürfte Hofmeyrs lesenswerthes Buch heute ein 
neucs Interesse bei allen Personen beanspruchen, 
welche die politische Lage näher würdigen wollen. 
  
Transvaal. Die Leidensgeschichte der niederdeutschen 
Kap-Ansiedler unter englischer Herrschaft. Von 
P. J. Joubert. Wiesbaden 1899. Heinrich Staadt. 
Die Broschüre bictet eine getreue deutsche Ueber- 
setzung einer vor Kurzem in einer Johannisburger 
englischen Zeitung abgedruckten Flugschrift, welche der 
bekannte Generalkommandant Joubert an die Königin 
von England richtet. Sie bietet zunächst einen Ueber- 
blick über die Schicksale der aus der Kolonie seiner- 
zeit ausgewanderten holländischen Ansiedler und be- 
handelt vom Standpunkt der Transvaaler die Gründe, 
welche zu den jetzigen schweren Zerwürfnissen zwischen 
England und Transvaal geführt haben. 
Smith, Arthur H.: Chinesische Charakterzüge. 
Deutsch frei bearbeitet von F. C. Dürbig. Mit 
28 Titelvignetten von Fritz Tersch und 18 Voll-- 
bildern nach Originalphotographien. Würzburg 
1899. A. Stubers Verlag (C. Kabictzsch). 
Mit der Erwerbung von Kiantschou hat das 
Deutsche Reich dem Reich der Mitte gegenüber einen 
  
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ausgeprägteren Standpunkt eingenommen. Deutscher 
Einfluß macht sich in Ostasien mehr und mehr geltend, 
und der deutsche Handel ist in schnellem Wachsthum 
begriffen. Je enger wir aber mit den Chinesen in 
Beziehungen treten wollen, je mehr drängt sich das 
Bedürsniß auf, chinesische Anschauungen und Bedürf- 
nisse kennen zu lernen. Nicht selten haben Zeitungs- 
nachrichten die Merkwürdigkeit chinesischer Charakter= 
eigenschaften im hellsten Lichte erscheinen lassen, und 
deshalb ist es zu begrüßen, daß auf dem deutschen 
Büchermarkte ein weiteres Werk erschienen, welches 
geeignet ist, uns in eingehender Weise mit dem chine- 
sischen Volkscharakter bekannt zu machen. Nach der 
Lektüre dieses interessanten Buches verstehen wir erst 
so Manches, was uns bisher nicht begreiflich war. 
Der Verfasser des Werkes, Arthur H. Smith, hat 
während seiner 22jährigen Missionsthätigkeit im 
Innern Chinas mit den Bewohnern im engsten 
Verkehr gestanden, sein Beruf hat ihm einen tiefen 
Blick in das seelische Leben des Chinamannes gestattet, 
und so ist es begreiflich, daß das Smithsche Buch 
zum Besten gezählt wird, was überhaupt über die 
Chinesen geschrieben wurde. Das Werk bildet eine 
zweckmäßige und willkommene Ergänzung zu chine- 
sischen Reisewerken, Länder= und Völkerkunden. 
Alfred Hillebrandt: Alt-Indien. Breslau 1899. 
M. & H. Marcus. 
Der als Sanskritforscher bekannte Verfasser 
hat im vorliegenden Bande eine Reihe von Studien 
aus dem geistigen Leben des alten Indien zusammen- 
gestellt. Bei der ungeheueren Bedeutung, welche die 
Litteratur Indiens auf das geistige Leben der Welt 
ausgeübt hat, dürfte die Schrift allseitiges Interesse 
erwecken. 
  
Krahmer: Rußland in Ostasien. Mit einer Skizze. 
Leipzig. Zuckschwerdt & Co. 
Die auf Grund bester Quellen verfaßte Arbeit 
beansprucht nicht allein wegen der darin behandelten 
chinesischen Verhältnisse, sondern auch wegen der 
Schilderung der russischen Kolonialpolitik größtes 
Interesse. 
E. v. Hesse-Wartegg: Siam, das Reich des weißen 
Elefanten. Mit 18 Tafeln, 120 Textbildern und 
einer Karte. Leipzig 1899. J. J. Weber. 
Den großen Chinawerken des bekannten Reisen- 
den folgt hier ein stattlicher Band über Siam. Das 
Buch ist, wie zu erwarten war, voll interessanter 
und meist im Publikum wenig bekannter Materialien. 
Es standen bei seiner Abfassung dem Verfasser die 
bestinformirten Rathgeber, die europäischen Beamten 
der siamesischen Regierung, zur Seite. Gegenüber 
den vielen Fabeln, die gerade über Siam in Umlauf 
sind, ist es doppelt erwünscht, hier zuverlässige Auf- 
schlüsse über die Zustände in dem interessanten hinter- 
indischen Reiche zu erhalten. 
–G
	        
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