Zum Schluß möchte ich noch auf eine rein wirth-
schaftliche Frage zu sprechen kommen, die meines
Wissens auch noch nicht mit Bezug auf Eisenbahn-
unternehmungen erörtert ist. In der Nähe der
Küste entwickelt sich in erfreulicher Weife der Plan-
tagenbau mehr und mehr. Die Küstenbezirke sind
aber im Vergleich zu den Landschaften im Innern
verhältnißmäßig menschenarm. Schon jetzt hört man
die Plantagenleiter über Arbeitermangel klagen und
dementsprechend auch über zu hohe Arbeitslöhne.
Dieser Zustand wird sich bei der Weiterentwickelung
der Plantagenunternehmungen selbstverständlich stei-
gern, und es ist zu befürchten, daß in geraumer Zeit
Neugründungen von Plantagen wegen Mangels an
Arbeitskräften unterbleiben müssen, oder aber, daß
die Arbeitslöhne so hoch steigen, daß die Plantagen-
produkte auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurriren
können. Durch Eisenbahnbauten wird hierin gründ-
licher Wandel geschaffen. Sie werden eine Art
Sachsengängerei zur Folge haben. Durch im Innern
inmitten der menschenreichen Stämme angesessene
Agenten werden dann dort Plantagenarbeiter zu
günstigen Bedingungen angeworben und je nach dem
Bedarf mittelst der Eisenbahn in die Plantagen-
bezirke geschafft, von wo sie nach Abschluß der Ernte-
arbeiten oder in den Monaten, in denen die Plan-
tagen weniger Hände nöthig haben, in ihre Heimath
zurückkehren. Eine solche Einrichtung würde ganz
und gar der Neigung der Stämme im Innern ent-
sprechen. Die Waniamwesi und Wasekuma find
dafür wie geschaffen. Fleißige Landarbeiter, haben
sie dennoch einen unbezähmbaren Drang zum Reisen.
Jeder Uniamwesi und Msekuma muß wenigstens
einmal im Leben das Meer sehen. Unter den
jetzigen Verkehrsverhältnissen befriedigen sie ihren
Reisedrang als Karawanenträger. Als solche kommen
sie zur Küste, arbeiten hier mehrere Monate und
sind auch bereits auf den Plantagen nicht mehr
fremd. Nach einigen Monaten haben sie sich bei
ihrer großen Genügsamkeit so viel von ihrem Lohn
erspart, daß sie sich eine Last Baumwollenstoff oder
dergleichen Kostbarkeiten kaufen können, und wohl
befriedigt und mit ihren Schätzen beladen, kehren sie
in ihr Land zurück. Das Fatale ist bei den der-
zeitigen Verhältnissen der Umstand, daß diese Leute
gerade dann, wenn auf den Plantagen die Arbeiten
drängen, nicht an der Küste sind, da sie für ihre
mehrmonatige Ueberlandreise an die Monate ge-
bunden sind, in denen an der Karawanenstraße
überall Wasser zu finden ist. Nach dem Bau von
Eisenbahnen fällt die Verwendung dieser reiselustigen
und doch arbeitsamen Leute als Karawanenträger
weg. Dafür werden sie um so lieber sich durch
Agenten, die ihnen bekannt sind, für die Plantagen-
arbeit anwerben lassen, um dort in altgewohnter
Weise durch einige Monate Arbeit sich die Mittel
zur Anschaffung all der herrlichen Handelsprodukte
zu erwerben, und gerade ihre Entlassung in die
Heimath nach Beendigung der Ernte oder der
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sonstigen Plantagenarbeiten wird ihrer Neigung ent-
sprechen.
Alle die anderen Gründe, die für Eisenbahn=
bauten sprechen, die von anderer Seite schon vielfach
in überzeugender Weise erörtert sind, kann ich hier
unerwähnt lassen. Meine feste Ueberzeugung geht
dahin, daß ohne Eisenbahnbauten eine ersprießliche
Entwickelung der Kolonie nicht zu erzielen ist.
Wissenschaftliche Lammlungen.
Der Regierungsarzt Dr. med. Kummer in
Nguelo hat der zoologischen Sammlung des Berliner
Königlichen Museums für Naturkunde eine Naturalien-
sammlung zugehen lassen, die folgende Objekte enthielt:
6 Säugethierbälge,
3 Säugethierstelettea.
19 Säugethiere in Alkohol,
25 Schlangen,
1 Frosch, v
82 Schmetterlinge,
1 größere Kollektion Käfer,
28 Rhynchoten und eine Anzahl Orthopteren,
4 Hymenopteren,
18 Myriapoden,
20 Spinnen,
mehrere Krebse und
4 Würmer.
Die Konservirung der Thiere ist gut.
Die Säugethiere enthalten sieben Arten in
25 Exemplaren. Von diesen ist das Stachelschwanz-
Eichhörnchen besonders werthvoll, weil ein ganzes
Skelett desselben zum ersten Male hierher gelangt
ist. Ferner ist ein Zweifleckroller (Nandinia) be-
merkenswerth. Es ist dies erst das zweite aus
Deutsch-Ostafrika bekannte Stück, vielleicht einer noch
nicht beschriebenen Lokalsorm angehörig. Durch den
Palmen-Flughund (Pterocyon straminens) wird
sein Vorkommen in Deutsch-Ostafrika mit Sicherheit
nachgewiesen. Auch unter den Reptilien befinden sich
einige werthvolle Caecilien, die übrigen waren als
Ersatzstücke willkommen. Ueber die Insekten kann
erst ein Urtheil abgegeben werden, wenn alle präparirt
sein werden. Es wird sich sicher auch hierin manches
Interessante finden.
Ramerun.
Expedition des Leutnants v. Cueis.
Durch Mittheilung des Reisenden Conrau, der
von dem Gouverneur v. Puttkamer der Expedition
Queis zu Hülfe gesandt war, wird leider die