Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Dieser Einfluß konnte mir nicht gleichgültig sein; 
denn blieb derselbe heidnisch, so hatten wir im ganzen 
Land dagegen zu kämpfen, gelang es uns aber, ihn 
zu christianisiren, so mußte uns das überall zu gute 
kommen. Und so wünschte ich, dort eine Erziehungs- 
anstalt zu haben, in der begabte junge Leute, die 
die Volksschule durchlaufen haben, eine weitere Aus- 
bildung von drei bis vier Jahren erhalten könnten, 
um sich, hauptsächlich auch durch Erlernen des Deut- 
schen, für den Dienst bei Europäern vorzubereiten. 
Die Schule sollte kein Vorseminar, auch keine Kost- 
schule, sondern eine Freischule sein, in welcher jeder 
Tag eine Stunde Bibelunterricht, die übrigen Vor- 
mittagsstunden aber auf Erlernung des Deutschen 2c. 
verwendet werden sollten. Am Nachmittag sollten die 
Schüler für die Erwerbung ihres Unterhalts sorgen, 
aber angehalten werden, im Schulhause zu schlafen, 
überhaupt dasselbe als ihre Heimath zu betrachten. 
Durch das Letztere würden die Schüler zugleich an 
europäische Ordnung gewöhnt und am nächtlichen 
Herumschwärmen verhindert. 
Da das Missionskomitee fast immer mit einem 
Defizit zu kämpfen hatte, erließ ich einen Nothschrei 
an den evangelischen Afrikaverein, worin ich die Ver- 
hältnisse darlegte, die Nothwendigkeit einer solchen 
Schule betonte und um Unterstützung bat. Die 
Korrespondenz ging durch Herrn Pastor Müller in 
Groppendorf, und wir erhielten dann auch von diesem 
die Antwort, daß der evangelische Afrikaverein bereit 
sei, vor der Hand für die nächsten zwei Jahre eine 
solche Schule mit je 2600 Mk. in halbjährigen Raten 
zu unterstützen. Die Folge dieser freundlichen Zu- 
sage war, daß unser Komitee im April 1898 einen 
Missionar (Gutekunst) mit der Bestimmung nach 
Kamerun sandte, eine solche Schule zu beginnen. Zu 
gleicher Zeit gelang es mir, in Belldorf eine billige 
und doch brauchbare Wohnung für Missionar Gute- 
kunst zu erwerben, und da schon einc aus Wellblech 
gebaute Kapelle sich dort befand, so konnte im August 
1898 die Schule eröffnet werden. Sie befindct sich 
zur Zeit mit 60 Schülern im schönsten Gedeihen. 
Ebenso hat das Missionskomitee selbst zu gleicher 
Zeit in Bethel (Bonaku) eine Mädchenanstalt errichtet, 
und die Weiterführung der zweiten Regierungsschule 
in Bonebela übernommen, so daß die Unterstützung, 
die der evangelische Afrikaverein uns zu Theil werden 
läßt, doppelt wohlthätig ist. 
Daß die Erbauung eines Schulhauses mit der 
Zeit nothwendig werden würde, habe ich, soviel ich 
mich erinnere, seinerzeit schon in meinem Nothschrei 
erwähnt, und diese Nothwendigkeit fängt nun an ein- 
zutreten. Zunächst macht sie sich beim Schulzimmer 
geltend. Dieses bildet eine von Blech, ohne innere 
Verschalung gebaute Kapelle, und ist zum Schule- 
halten für den Europäer nur ein Nothbehelf; denn 
scheint die Sonne, so ist es drinnen unerträglich heiß, 
und regnet es, so versteht man wegen des Geplät- 
schers sein eigenes Wort nicht. Zudem erhält die 
Schule bald eine dritte Klasse, so daß ein Raum 
  
nicht mehr genügt. Es ist deshalb wahrscheinlich 
schon eine Bitte um Erbauung eines Schullokals an 
das Komitee unterwegs. 
Aber auch eine bessere Wohnung für den Schul- 
vorsteher wird mit der Zeit nöthig werden, denn die 
Zimmer der jetzigen sind sehr niedrig und winkelig. 
Die „Rheinischen Missionsberichte“ melden aus 
Deutsch-Südwestafrika: Die Konferenz des Groß- 
namalandes fand vom 30. Juli bis 6. August in 
Bethanien statt, verbunden mit Einweihung der neuen 
stattlichen Kirche daselbst. Die Konferenz des Herero- 
landes tagte vom 22. bis 29. August in Otjimbingue. 
In Otjimbingne wurde die Konferenz verbunden mit 
der Feier des 50 jährigen Bestehens der Station 
(gegründet 9. Juli 1849 durch Rath). Die Aeltesten 
der Gemeinde überreichten bei dieser Gelegenheit vor 
dem Altar eine Jubelgabe für die Mission von 
2055 Mk. (davon 458 von den Weißen, 1597 von 
der farbigen Gemeinde; letztere zählt nach dem letzten 
Jahresbericht 752 Glieder). « 
Missionar Riechmann schreibt, daß von April 
bis Mai in Franzfontein leider wieder eine rechte 
Fieberzeit geherrscht habe; er habe 25 seiner Ge— 
meindeglieder zu Grabe tragen müssen, doch seien 
manche von ihnen still und friedlich heimgegangen, 
darunter auch der alte Schulmeister Timotheus, 
„mein alter Freund und Mitarbeiter am hiesigen 
Missionswerk“, schreibt Riechmann. 
Die neue Station der „Neuendettelsauer Missions- 
gesellschaft“ (vergl. Kol. Bl. S. 108) hat den Namen 
Deinzerhöhe erhalten. 
Die „Kirchlichen Mittheilungen“ schreiben darüber: 
Was zunächst den Namen der neuen Station be- 
trifft, so sei zu seinem Verständniß bemerkt, daß die 
zahlreichen Schüler und Freunde des seligen Missions- 
inspektors Johannes Deinzer in Nordamerika be- 
schlossen haben, dem verehrten Lehrer zum Ehren- 
gedächtniß damit ein Denkmal zu setzen. Doch nun 
zur Gründungsgeschichte der Station selbst! Zwei 
Thatsachen insonderheit sind es, in denen wir eine 
kräftige Ermunterung zur Erweiterung unseres Arbeits- 
gebietes nicht übersehen oder überhören konnten, 
wollten wir uns nicht den Vorwurf der Blindheit 
oder Taubheit zuziehen. 
Erstlich hatte sich unseren Brüdern draußen je 
länger desto klarer die Erkenntniß aufgedrängt, daß 
der Jabimstamm und der südlich von ihm am Huon- 
golf wohnende Bukauastamm hinsichtlich des Balums- 
kultus, in welchem das ganze papuanische Heidenthum 
seinen Mittelpunkt hat, aufs Engste zusammenhängen. 
Erst wenn bei den Bukauas der Balum stürzt, stürzt 
er auch bei den Jabims. Da nun von Simbang 
aus dieser Stamm wegen zu großer Entfernung nicht 
ständig mit Gottes Wort versorgt werden kann, vor
	        
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