Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

kolonialen Thätigkeit Deutschlands in Neu-Guinea 
und Nachbarschaft zu geben. Der Verfasser kennt 
die Verhältnisse aus eigener Anschauung und bringt 
mancherlei neues Material, besonders hinsichtlich der 
Thätigkeit Englands und Hollands in jenen'Gegenden, 
bei. In verschiedenen Punkten dürften die An- 
schauungen des Verfassers allerdings nicht allseitig 
gelheilt werden, und Widerspruch im Einzelnen wird 
kaum ausbleiben. 
R. v. Uslar: Mit S. M. S. „Nixe" nach Kamerun. 
Mit 29 Illustrationen, davon 19 nach Original- 
aufnahmen, und einer Karte der Reiseronte. Alten- 
burg, S-. A. 1899. Stephan Getibel. 
Landrath v. Uslar in Apenrade nahm infolge 
der ihm gnädigst ertheilten Erlaubniß Sr. Majestät 
des Kaisers an der Winterreise 1897/98 an Bord 
des Kriegsschiffes „Nixe“ nach Kamerun theil. So 
lernt er eine unserer Kolonien aus eigener Anschauung 
kennen und betrachtet und prüft sie mit den Augen 
des Verwaltungsbeamten und des Landwirths. Seine 
Schilderungen des Lebens und Treibens auf der 
„Nixe“, des in den Häfen Gesehenen und Erlebten 
und vor allen Dingen seine Bemerkungen über Kamerun, 
seine Bevölkerung, unsere Kolonialbeamten und über 
die dieser Kolonie aller Wahrscheinlichkeit nach blühende 
Zukunft sind von großem Interesse. Die Verlags- 
handlung hat, um den Werth des Buches zu erhöhen, 
Bilder nach Originalaufnahmen anfertigen lassen und 
außerdem bereits vorhandene Abbildungen aus Ka- 
merun (aus dem Kolonialkalender 2c.) ausgenommen. 
Nicht nur der heranwachsenden Jugend, sondern allen 
denen, die sich für unsere Marine und für unsere 
Kolonien interessiren, also Kaufleuten, Landwirthen, 
überhaupt jedem patriotischen Deutschen ist das hübsche 
Buch sehr zu empfehlen. 
  
A. Engler und L. Diels: Monographien afrika- 
nischer Pflanzensamilien und -gattungen. I1I. 
Combrataccae. Leipzig 1899. W. Engelmann. 
Der mit 30 schönen Tafeln ausgestattete, mit 
Unterstützung der Akademie der Wissenschaften her- 
ausgegebene Band stellt eine werthvolle Bereicherung 
der botanischen Wissenschaft dar. Die Herbarien 
verschiedener ausländischer Universitäten haben neben 
den Sammlungen deutscher Gelehrter das wichtigste 
Material geliefert. 
Frieda Freiin v. Bülow: Im Lande der Ver- 
heißung. Dresden und Leipzig 1899. C. Reißner. 
Die Verfasserin, welche zu den ersten Pionieren 
von Dentsch-Ostafrika gehört, hat in dem neuen 
Kolonialroman ihre Erlebnisse und Eindrücke aus den 
ersten Jahren deutscher Kolonialpolitik wiederzuspie- 
geln versucht. In leicht zu lüftender Maskirung 
sieht der der Verhältnisse kundige Leser eine Reihe 
von einst vielgenannten Persönlichkeiten vor sich auf- 
tauchen. An feiner Beobachtung und drastischem 
Humor erreicht das Buch indessen den vor wenigen 
779 
  
Jahren erschienenen „Tropenkoller“ der Verfasserin 
nicht. Immerhin wird es den Freunden und Kennern 
Deutsch-Ostafrikas eine willkommene Gabe sein. 
Dr. G. Roloff: Die Lolonialpolitik Napolcons I. 
München und Leipzig 1899. R. Oldenbourg. 
Der Verfasser schildert auf Grund von Studien 
im französischen Kolonialarchiv die Versuche Napo- 
leons I., den französischen Kolonialbesitz in Westindien 
gegen die Aufständischen und England zu behaupten. 
Er bietet besonders für die verwickelten Kämpfe auf 
Hayti eine Menge schätzbaren Materials. Die für 
Napoleons überseeische Politik wirklich entscheidenden 
Vorgänge, die Siege Englands bei Abukir und 
Trafalgar, seine vergeblichen Versuche, mit Hülfe 
Hollands und Spaniens und später durch Sperrung 
des kontinentalen Marktes der Engländer Herr zu 
werden 2c. werden dagegen leider nur flüchtig gestreift. 
  
„Ueberall“, Deutsche Flotten- Zeitung, Heft X, 
Verlag von E. S. Mittler & Sohn in Berlin, bringt 
reich durch Bilderschmuck erläuterte Aussätze über 
Iytschau, die französische Marine, Matrosenartillerie, 
das neue Trockendock in Bremerhaven, die Ost- 
karolinen 2c. 
Dr. Reismann-Grone: Die deutschen Reichshäfen 
und das Zollbündniß mit den Niederlanden. 
München 1899. J. F. Lehmann. 
Der Verfasser giebt zunächst einen Ueberblick 
der Entwickelung der niederländischen und deutschen 
Häfen. Er zeigt, wie die ersteren absolut auf den 
Handel mit Deutschland angewiesen sind und wie 
eine Sperre der Durchfuhr oder die Schaffung einer 
deutschen Mündung für den Rhein-, wie sie durch 
den Emskanal geplant ist, Holland aufs Allerschwerste 
schädigen würde. Um dies zu verhüten, wird in 
Belgien und Holland in vielen Kreisen für einen 
Zollanschluß Propaganda gemacht, da jetzt, so lange 
der Kanal nicht gebaut ist, die Niederlande noch 
viel mehr bieten und demgemäß auch mehr verlangen 
können als in einer Zeit, wo Deutschland nicht mehr 
auf sie angewiesen ist. 
L. Robecchi Bricchetti: 
Ing. Somali e Be- 
nadir. Voyage d'’'exploration dans l'Afrique 
Orientale. Première traversée de la Somalic, 
faite par ordre de la Société Italienne de Géo- 
graphie. Milano 1899. Carlo Aliprandi. 
Das außerordentlich reich und schön ausgestattete 
Werk schildert die Reisen seines Verfassers über 
Sansibar und die Benadirküste nach dem Somali- 
lande. Das Letztere, in dem so viele Reisende schon 
den Tod unter den Händen der wilden Bewohner 
gefunden haben, ist von Bricchetti nach mehreren 
Richtungen hin durchstreist und eingehend studirt 
worden. Besonders eingehend werden die Sultanate 
Obbia, Uebi und Ogaden geschildert. Bei dem 
wenigen zuverlässigen Material, welches über jenec
	        
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