Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

gangenen „La Veloce“-Dampfer 15 Wardsche Kästen, 
enthaltend Pflänzlinge der besten Varietäten Kakao 
und anderer Nutzpflanzen, direkt nach Kamerun 
überführt. » 
Schon vorher hatte Dr. Preuß von Surinam, 
Demerara und Caricas Samen von Nutzpflanzen 
gesandt, welche von der botanischen Zentralstelle für 
die Kolonien in Berlin ausgepflanzt sind und großen- 
theils schon keimen. Zur Zeit befindet sich Herr 
Dr. Preuß in Ecuador zum Studium der dort 
hochentwickelten Kakaokultur. 
In Vorbereitung sind ferner: 
Eine Expedition nach Deutsch-Ostafrika 
zur Untersuchung der Steppengebiete in Bezug auf 
wirthschaftlich ausnutzbare Rohstoffe, insbesondere 
Gerbstoffe und Gummiarabicum. « 
Ein chemisch vorgebildeter Botaniker mit speziellen 
Erfahrungen in Bezug auf die hier in Betracht 
kommenden Produkte ist bereits für die Expedition 
gewonnen. Die Ausreise ist für März 1900 in 
Aussicht genommen. 
Eine Expedition nach den Südsee-Kolonien 
zur Feststellung und Untersuchung der Guttapercha 
und Kautschuk liefernden Pflanzen sowie zur Ueber- 
führung der schon in Niederländisch= und Britisch- 
Indien in Kultur genommenen Guttapercha= und 
Kautschukbäume. 
Gerade die Guttaperchafrage ist augenblicklich 
besonders aktuell, da die in den Wäldern Sumatras 
und Borneos wachsenden besten Sorten schon an- 
fangen, auf die Neige zu gehen, und die Guttapercha- 
kultur noch nicht soweit ist, um den durch dic Zu- 
nahme der Kabel fortgesetzt steigenden Bedarf auch 
nur annähernd zu decken. 
Die Boden- und Rlimaansprüche des Kolabaums.“") 
Von Professor Dr. F. Wohltmann-Bonn. 
Bei der Bedeutung, welche die Kolanuß für die 
Negervölker hat, und bei der Zunahme ihrer Ausfuhr 
ans. Kamerun und Togo nach Europa ist der Anbau des 
Kolabaumes besonders für gewisse Gegenden, welche 
nahe der Meeresküste liegen und nur geringe Trans- 
portkosten verursachen, von Werth. Freilich ermuthigen 
zur Zeit die geringe Nachfrage und der niedrige 
Preis der Nüsse in Europa gerade nicht besonders 
zum Anbau, aber die Verhältnisse des Marktes 
können sich leicht ändern. Es ist daher immerhin 
von Wichtigkeit, zu wissen, welche Ansprüche dieser 
Baum an Boden und Klima stellt, um reiche und 
gute Erträge zu liefern. 
Diese Frage in unseren Kolonien kürzlich auf- 
geworfen zu haben, ist das Verdienst des Grafen Zech, 
Stationsvorstehers in Kete-Kratschi in Togo, welcher 
an zwei Plätzen, „von denen man sagen kann, daß 
Kola daselbst sehr gut gedeiht“, Bodenproben nebst 
Stücken des dort anstehenden feinkörnigen Sandsteins 
*) Aus dem „Tropenpflanzer“ Nr. 11, 1899. 
  
817 — 
entnahm, die mir durch die Kolonialabtheilung des 
Auswärtigen Amtes zur Untersuchung übermittelt 
wurden. 
Nach den Angaben des Grafen Zech entstammt 
die eine Probe einem Galeriewald bei der Ortschaft 
Tapa in der gleichnamigen Landschaft — welche 
etwa 400 m über dem Meere gelegen ist —, die 
andere einem Walde bei den Ruinen des alten Kwawu 
zwischen Kagyehi und Ahamansu. Die Proben sind 
jedesmal dort, wo Kolapflanzungen standen, und 
zwar 30 cm tief unter der Oberfläche aufgenommen, 
in welcher Tiefe der Boden wohl als naturwüchsig 
anzusehen ist. 
Das Ergebniß der Untersuchung dieser Böden ist 
nun folgendes: 
Die Böden sind sehr sandiger Beschaffenheit, von 
schmutzig-gelber bezw. hellbrauner Färbung. Sie 
scheinen sehr durchlässig zu sein und häufiger Nieder- 
schläge zu bedürfen, um sicher zu tragen. Sie sind 
vergleichbar unseren Kiefern= und Akazienböden, was 
ihre mechanische Zusammensetzung und physikalische 
Beschaffenheit betrifft. Auch in ihrem Nährstoff- 
gehalt zeigen sich die eingesandten Proben unseren 
Kiefernböden sehr verwandt. Die von Herrn 
Dr. Mehring in meinem Laboratorium ausgeführte 
Analyse ergab sehr niedrige Werthe. Es hatte der 
Boden: 
von Tapa von Kwawu 
(hellbrauner (schmutzig- 
Boden) gelber Boden) 
an Feinerde (— 2mm) 99.9 pCt. 96.5 PéCt. 
Die Feinerde enthielt: 
Feuchtigkit 0.800 pCt. 0.512 pCst. 
Glühverlust. . .. . . ... 0.300 = 1.952 
Sticksto ... 0.050 = 0.046 = 
in kalter Salzsäure löslich nach 48 stündigem 
Digeriren: 
Eisen und Thonerde. 1.789 pCt. 1.356 pCt. 
davon Eisenoxyd 1.227 0.987 - 
Thonerde 0.562 = 0.369 - 
Kallc 0.005 = 0. 004 -- 
Magnesia . . . .. .. ... nur geringe Spuren. 
Phosphorsäure . . . . ... 0.011 pCt. 0.010 pCt. 
in heißer Salzsäure löslich bei einstündiger 
Erhitzung auf dem Sandbade: 
0.044 pCt. 0.116 péCt. 
Böden von einer chemischen Zusammensetzung wie 
die aufgeführten sind als äußerst dürftig zu bezeichnen 
und dem ärmsten märkischen Sandboden vergleichbar. 
Auch im Humusgehalt sind die eingesandten Proben 
gering, es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß die 
Oberkrume des Waldbodens reicher ist an Humus 
— der erläuternde Bericht geht auf diese Frage 
nicht ein. 
Ich möchte hierzu bemerken, daß die eingesandten 
Proben weder in Farbe noch sonstwie identisch sind 
mit jenem Kolaboden, den Leutnant Plehn im 
„Tropenpflanzer", Bd. II, S. 53.54 beschreibt, 
welcher ebenfalls sich in der Landschaft Tapa findet.
	        
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