Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Die Arbeit begann am 25. April 1895, die 
ersten 45 Saatbeete mit trockenen Brutknospen aus 
Ceylon wurden etwa im Juni 1895 angelegt, und 
Anfang 1896 wurden die ersten Pflanzen ins Freie 
gesetzt. Bis zum Frühjahr 1897 waren 27 ha be- 
pflanzt, und bis zum 26. März 1898 war die alte 
Pflanzung von 150 ha ganz bestellt worden. Die 
neuen 70 ha derselben dürften jetzt ebenfalls in der 
Regenzeit ferrig geworden sein. Gebaut wird aus- 
schließlich der sogenannte Mauritiushanf (Fourcroya 
gigantea), dessen Fasern zwar weniger werthvoll 
als die vom Sisalhanf sind, dessen Saatgut aber 
bedeutend leichter zu beschaffen ist. Jetzt könnte die 
Gouvernementspflanzung in kurzer Zeit an Privat- 
unternehmen große Mengen Saatgut liefern.?) 
Die Pflanzen sind in der Entfernung von 3: m 
eingesetzt, so daß auf den Hektar 1111 Pflanzen 
kommen. 
Die Maschine ist seit dem 1. Dezember 1898 in 
Betrieb, wurde aber am 13. März 1899 zeitweise 
in Ruhe gesetzt, weil die Unterbauten für drei neue 
Maschinen hergestellt werden mußten. Es hat sich 
nämlich herausgestellt, daß mit einer Entfaserungs- 
maschine die Ernte auch nicht annähernd bewäliigt 
werden kann, da sie höchstens 140 Pfund Fasern 
pro Tag liefern kann, daß die Kraft der 10 pferdigen 
Lokomobile mit einer Maschinc nicht ausgenützt wird, 
und daß die Barracloughmaschinen — wenigstens 
für Mauritiushanf — manchen Fehler haben. Es 
waren z. B. die Quetschmaschine und die Bürste 
unbrauchbar, und von der Entfaserungsmaschine 
mußte die zu langsam arbeitende automatische Zu- 
führung abgenommen werden. Außerdem mußte 
man die Zahl der Schlagmesser verdoppeln. Es 
sind jetzt noch zwei Grattes von Mauritius (von 
den Forges & Fonderies in Port Louis) sowie 
eine Bürste bestellt, die gut arbeiten, so daß im 
August die ersten 45 Ballen à 2½ Ctr. verladen 
werden konnten. ) Diese Maschinen sind auch viel 
billiger als die englischen (sic kosten nur 250 bezw. 
500 Rup.) Die Zuführung der Blätter zur Maschine 
geschieht mit der durch einen groben Handschuh ge- 
schützten Hand, indem nach Breitklopfen des dicken 
Blattendes erst dieses und dann — nach Umdrehen 
— die andere Hälfte des Blattes in die Maschine 
geführt wird. Abends kommen die Fasern in ein 
Cementbassin mit lauwarmem Seifenwasser und 
werden am folgenden Morgen zwei Mal mit reinem 
Wasser gewaschen, um darauf auf Gerüsten getrocknet 
zu werden. 
Es sind jetzt etwa 60 000 Pflanzen erntereif. 
Die ersten Pflanzen waren zum Theil, da die 
*) Wie der Redaktion des „Tropenpflanzers“ mit- 
etheilt wird, sind in Lewa auch schon 60 000 aus Kurasini 
tammende Brutknospen ausgepflanzt. 
*#) Neuerdings ist noch eine Doppelentfaserungsmaschine 
in Maurttius bestellt sowie eine stärkere Presse, um die 
Ballen auf ein kleineres Volumen zu bringen. Auch eine 
seenbahn wird gebaut, von der schon 1½ km in Benutzung 
ind. 
  
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Lieferung der Maschinen sich verzögert hatte, schon 
ganz überreif, so daß ein großer Theil Grundblätter 
verdarb und manche Blüthenschäfte schon ausgetrieben 
waren. In letzterem Falle kann man durch Aus- 
schlagen des ganz jungen Schaftes wenigstens die 
Blätter der Pflanze retten. Es hat sich gezeigt, 
daß die geköpften Pflanzen nach der Aberntung der 
Blätter keine Blätter mehr entwickeln, daß sie dafür 
aber eine enorme Menge großer Seitenschüsse treiben, 
die abgebrochen, sofort als Pflanzgut zu verwenden 
sind, so daß jetzt die ganzen Saatbeete erspart bleiben. 
Bei der Ernte läßt man die Herzblätter stehen, 
von denen aus die Pflanze sich wieder zu entwickeln 
scheint. Wie viel Mal man diesen Errnteprozeß 
wiederholen kann, ist noch nicht bekannt. Damit 
aber kein Absterben der Plantage eintreten kann, 
sind schon jetzt in den Lücken zwischen den ab- 
geernteten Pflanzen neue Schößlinge im Verband 
eingepflanzt, so daß nach Erschöpfung der alten schon 
junge Pflanzen vorhanden sein werden. 
Man kann rechnen, daß nach Beginn der Pflanzung 
und Anlage von Saatbeeten die Pflanzen in drei 
Jahren erntereif sind, die oben erwähnten Schöß- 
linge werden wahrscheinlich schon nach 2 bis 2⅛ 
Jahren reif sein. 
Beim Abernten der weiter von den Maschinen 
entfernten Theile der Pflanzung wird eine Feldbahn 
nöthig sein, denn jedes Blatt wiegt etwa 2 kg. 
Es hat sich herausgestellt, daß jede Pflanze bei 
der ersten Ernte gut 70 bis 80 Bilätter liefert. 
1000 Blätter ergeben durchschnittlich 40 Pfund 
trockene Fasern, so daß bei der ersten Aberntung 
der Hektar 1000 bis 1250 kg (1 bis 1½ Tonnen) 
trockene Fasern liefert. Die Fasern werden durch- 
schnittlich 1 bis 1½ m lang sein und sehen sehr 
schön weiß aus. 
Die Tonne Fasern hat in den letzten Jahren in 
Hamburg 400 bis 500 Mark gekostet.“) 
Es scheint, daß man nach drei Jahren, wenn 
gleich im ersten Jahre Alles bepflanzt wird, von 
240 Hektar 300 Tonnen Fasern erhalten kann, die 
einen Ertrag von rund 120 000 Mark geben werden. 
Im Verhältniß zu anderen ist die Agavenkultur sehr 
einfach und billig. Wenn durch Ueberproduktion 
der Preis nicht zu sehr heruntergeht, so sollte ich 
denken, daß ein Gewinn erzielt werden muß. 
Wistsenschaftliche Lammlungen. 
Dem Berliner Königlichen Museum für Natur- 
kunde, zoologische Sammlung, hat der Bezirksamts- 
sekretär Fritz Langheld in Bagamoyo eine von 
*) Die erste Sendung von Kurasini erzielte in Ham- 
burg einen Preis von 31 Mark pro Zentner, die zweite 
Sendung, die gleichmäßiger und weißer ausfiel, erzielte 
sogar den enorm hohen Press von 33 Mark. Sie wurde 
außerordentlich gut beurtheilt und bei starkem Wettbewerb 
schlank verkauft.
	        
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