Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

mit sechzig Mann Soldaten zurück. Dies war unsere 
Rettung. Die kampfeslustigen Soldaten stürzten so- 
fort in die Town und verfolgten die Bule bis tief 
in die Nacht. Diese hatten aber schon einen großen 
Vorsprung, so daß die Soldaten nur noch zwei 
Feinde niedermachten, ein Buleknabe winde ein- 
gefangen. 
In „Krenz und Schwert“ wird ein Brief des 
P. Erdweg aus Tumleo-Berlinhafen veröffentlicht, 
woraus wir Folgendes entnehmen: 
Tumleo, bisher irrthümlich oft Tamara genannt, 
ist eine kleine Insel von etwa 80 bis 90 ha. Auf 
der Insel leben etwa 290 Menschen, die sich auf 
vier Dörfer vertheilen. Die Zahl der Kinder auf 
der Insel ist 116; es sind darin alle Kinder ohne 
Ausnahme bis etwa zum 14. oder 15. Lebensjahre 
eingerechnet. Zunächst beschränkten wir uns darauf, 
die Kinder der drei in der Nähe der Station ge- 
legenen Dörfer zum Unterrichte heranzuziehen. Diese 
Dörfer haben etwa 215 Bewohner, darunter 83 
Kinder. Von diesen besuchten in der Folge 63 
unsere Schule. Nur 50 davon haben das schul- 
pflichtige Alter, die 13 anderen sind Knaben und 
Mädchen von 2½ bis 3½⅛ Jahren. Die größeren 
Kinder, 50 an der Zahl, kommen auch recht fleißig 
in die Schule, keines von ihnen hat sich ganz von 
derselben serngehalten. Unter den Kindern befinden 
sich acht Knaben und zwei Mädchen von etwa 
12 bis 15 Jahren. Sobald diese den hinlänglichen 
Religionsunterricht empfangen hatten und auch zuletzt 
zur heiligen Kommunion gegangen waren, wurden 
sie aus der Schule entlassen. Nur des Sonntags 
kommen sie noch in die Katechese, und auch sonst 
bemühen wir uns, stets in näherer Verbindung mit 
ihnen zu bleiben. Die übrigen 34 Kinder sind 
Knaben und Mädchen von 5 bis 12 Jahren. 
Dieselben kommen im Allgemeinen fast so regelmäßig 
in die Schule, wie Kinder in Deutschland, wo ja 
Schulzwang herrscht. 
Die Tumleoleute betreiben einen ziemlich schwung- 
haften Töpferhandel, die Frauen verfertigen die 
Waare und die Männer suchen dieselbe abzusetzen. 
Zu diesem Zwecke machen sie in der ruhigen Jahres- 
zeit (April bis November) lange Reisen zu den um- 
wohnenden Stämmen. Doa die hiesige Jugend auch 
sehr reiselustig ist, so war oft ein großer Theil der 
Kinder mit abwesend, und wenn der arme Lehrer 
die Namensliste in der Schule abrief, so mußte er 
oft hören „raus tamin marahes Arop.“ der ist 
mit seinem Vater nach Arop gefahren. In diesem 
Jahre ist das Gott sei Dank anders geworden, nur 
zwei Kinder waren auf längere Zeit abwesend, einige 
andere nur auf wenige Tage. 
Im Anfange dieses Jahres konnten wir auch in 
dem Dorfe Ali, das wir bis dahin noch wenig in 
den Bereich unserer Thätigkeit gezogen hatten, eine 
Schule gründen. Das Dorf hat etwa 75 Ein- 
wohner. Darunter sind 33 Kinder von etwa 1 bis 
852 
  
15 Jahren. Die Schulverhältnisse sind dort noch 
nicht so günstig wie hier, das Reisefieber hat manches 
der Kinder mächtig in die Fremde hinausgezogen, 
aber wir hoffen, daß es auch da mit der Zeit 
besser wird. 
Eine dritte Schule haben wir Januar 1898 auf 
unserer Station am gegenüberliegenden Festlonde er- 
öffnet. Auch dort betheiligen sich sämmtliche Kinder 
am Unterrichte, und zwar mit großer Pünktlichkeit. 
Erwähnen muß ich auch noch, daß es uns ge- 
lungen ist, eine größere Anzahl Kinder zu bewegen, 
für längere Zeit ihren dauernden Aufenthalt bei der 
Mission zu nehmen. Bereits sieben Monate nach 
unserer Ankunft hierselbst baten zwei ältere Knaben 
von 12 bis 13 Jahren, hier arbeiten zu dürfen. 
Die Zahl dieser Kinder mehrte sich mit der Zeit, 
augenblicklich haben wir zwölf Knaben hier, sieben 
auf unserer Station am Festlande; bei den Schwestern 
wohnen ebenfalls zehn Mädchen. Die Kinder bleiben 
in der Regel mindestens zehn Monate hier, die 
meisten auch wohl noch länger. Während der Zeit 
wohnen, essen und schlasen sie auf der Missions- 
station in einem für sie bestimmten Hause. Sie 
wohnen morgens der heiligen Messe bei, nehmen am 
Schulunterrichte theil und haben ihre bestimmte Er- 
holungszeit. Den übrigen Theil des Tages werden 
sie mit leichter Arbeit beschäftigt. Wenn die Kinder 
ihre Eltern und Verwandten besuchen wollen, müssen 
sie vorerst um Erlaubniß nachsuchen. Dieses Institut 
ist unseren Absichten äußerst förderlich, wir gewinnen 
damit den größten Einfluß auf unsere Kinder, können 
in ihnen ein festes Fundament des Glaubens und 
der Tugend legen, und durch die Kinder gewinnen 
wir auch die Eltern. 
Missionar N. Lauffer von der Basler Missions- 
gesellschaft berichtet im „Evong. Heidenboten“: Die 
interessanteste Reise, die ich in letzter Zeit machte, 
war die nach Ndgobesol. Auf derselben besuchte ich die 
drei Außenstationen: Yabi I, Njokdumbe und Eboka. 
Sie brachte mir manches Neue, von dem ich bisher 
keine rechte Vorstellung hatte. Ich wußte, daß dort 
der „Mungi" noch in sehr großem Ansehen stehe, 
seine Herrschaft noch ungebrochen sei, und das Gist- 
mischen zur Tagesordnung gehöre. Was ich mir 
aber unter diesem „Mungi“ vorstellen sollte, das 
wußte ich nicht. Nun sollte ich es erfahren. Der 
Mungikultus ist gleich dem des „isango“ grauen- 
hast. Er ist wohl identisch mit letzterem. Meine 
Reisebegleiter sogten: „Mungi ist nur ein andrer 
Name sfür isango, er ist ihr Gott.“ Charakteristisch 
am Mungikult ist das, daß derselbe nur bei Nacht 
ausgeführt wird. Mit Vorliebe benützen sie die Zeit 
des Vollmonds dazu. Der ganze Apparat, der 
hierzu erforderlich ist, wird wie bei den Bakundu 
sorgsältig in eigens dazu erbauten Hütten, die ge- 
wöhnlich für sich allein stehen, verborgen gehalten 
bezw. der Eingang des „Götzenhauses“ gut ver- 
schlossen. Die Mungilente sehen sehr darauf, daß
	        
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