Mücke einen Menschen sticht, dann entleert sie ihre
Giftdrüse und infizirt ihn dadurch.
Da wir nun wissen, wodurch die Malaria beim
Menschen entsteht, wie die Krankheit übertragen wird
und wie der Kranke wieder von seiner Krankheit be-
freit werden kann, sollte man annehmen, daß wir
auch die Mittel und Wege finden müßten, um die
Malaria überhaupt auszutilgen.
Wir können den ganzen Weg, den die Parasiten
machen, mit einem Kreis vergleichen. Der Malaria=
parasit geht von dem Menschen auf die Mäücke über
und von der Mücke auf einem gewissen Umweg
wieder zum Menschen zurück. Könnte man den Kreis
an irgend einem Punkte durchschneiden, dann müßte
es gelingen, die Malaria in ihrem Fortbestehen zu
unterbrechen. Also es kommt nur darauf an, den
richtigen Punkt zu finden, an welchem der Kreis
unterbrochen werden muß.
Das Nächstliegende wäre, die Mücken zu be-
seitigen. Alle Mücken zu vernichten, wird wohl nie-
mals gelingen, das ist aber auch nicht nothwendig,
weil nämlich nicht alle Mücken im Stande sind, die
Malaria zu übertragen. Es handelt sich nur um
einige bestimmte Arten von Mücken, und da wäre
es doch nicht ganz unmöglich, dieselben auszurotten.
Es könnte in der Weise geschehen, daß man ihre
Larven, die bekanntlich im Wasser leben, tödtet, indem
man das Wasser mit Petroleum übergießt. Ich kann
mir wohl denken, daß es ausführbar ist, an einzelnen
Punkten, wo nur wenige kleine Tümpel vorhanden
sind, die Mückenlarven durch Petroleum zu vernichten.
Aber im Großen kann man nicht viel von dieser
Art und Weise der Malariabekämpfung erhoffen.
Jeder, der in den Tropen gewesen ist, weiß, wie un-
endlich viel große und kleine Wasserbehälter es dort
außer den Sümpfen giebt. Die Blattwinkel der
Palmen, ebenso die Bananen, die Bambus, bilden
viele Wasserbehälter, in denen Mückenlarven sich ent-
wickeln können. Es ist unmöglich, die Mücken in
diesen versteckten Wasserbehältern auszurotten. Also
von einzelnen beschränkten Stellen abgesehen, möchte
ich annehmen, daß auf diesem Wege nichts zu er-
reichen ist.
Nun kann man aber, wenn man nicht im Stande
ist, die Mücken selbst wegzuschaffen, versuchen, den
Menschen gegen den Stich der Mücken zu schützen.
Man kann das z. B. thun durch starkriechende
Mittel, die man auf die Haut bringt. Ich habe mit
einer Menge solcher Mittel Versuche angestellt und
mich überzeugt, daß einzelne derselben wohl dazu
geeignet sind, den Menschen zeitweilig gegen Mücken
zu schützen, aber nur für kurze Zeit. Es hält
höchstens ein paar Stunden vor, dann muß man sich
von Neuem einreiben. Sie wissen aber, daß die
Mücken nicht nur einige Stunden lang stechen, sondern
die ganze Nacht hindurch. Außerdem sind diese
Mittel nicht ganz unbedenklich; es sind ätherische
Oele, die, wenn man sich öfter damit einreibt,
gesundheitsschädlich wirken können.
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Nun besitzen wir aber ein ganz vorzügliches
mechanisches Hinderniß, das wir den Mücken ent-
gegensetzen können. Das ist das Mosquitonetz. Ich
habe schon von jeher das Mosquitonetz empfohlen
und möchte es auch jetzt noch thun trotz aller seiner
Schwächen. Wer in den Tropen gewesen ist, der
kennt diese Schwächen zur Genüge. Ein Mosqutto-
netz ist nicht immer in tadelloser Verfassung, oft hat
es Löcher — und ein richtiger Mosquito findet diese
stets. Das Netz wird auch vielfach nicht richtig be-
festigt; kurz und gut, es ist ein etwas unsicheres
Schutzmittel. Hauptsächlich aber auch deswegen,
weil der Mensch in den Tropen nicht die ganze Zeit,
wo er gestochen werden kann, unter dem Mosquito-
netz zubringen wird. Die Mücken fangen an zu
stechen, wenn die Sonne im Begriff ist, unterzugehen,
etwa 6 Uhr abends, und sie hören nicht eher auf,
bis die Sonne wieder aufgegangen ist und einen ge-
wissen Höhestand erreicht hat, etwa nach 6 Uhr
morgens. Aber mit 6 Uhr abends beginnt die an-
genehmste Zeit in den Tropen, da erfrischt man sich
an der kühlen Luft und hat keine Neigung, sich schon
in sein Mosquitonetz zurückzuziehen. Also Sie er-
sehen daraus, daß das Mosquitonetz theoretisch ein
sicherer, praktisch aber ein unsicherer Schutz ist. Ich
will noch bemerken, daß dies ganz besonders für die
eingeborenen Arbeiter gilt. Ein sehr ängstlicher und
gewissenhafter Mensch achtet auf sein Mosquitonetz
und hat deshalb auch einen gewissen Schutz davon;
aber der Arbeiter wird es nicht thun. Ich habe ge-
sehen, daß in Stephansort jeder Arbeiter sein Mos-
quitonetz hat und dasselbe auch benutzt; trotzdem ist
die Malaria außerordentlich stark unter den Arbeitern
vertreten und zwar deswegen, weil sie am Abend ihrem
Vergnügen im Freien nachgehen und ihn nicht im
Mosquitonetz zubringen.
Genau denselben Standpunkt wie gegenüber dem
Mosquitonetz nehme ich auch dem neuesten Vorschlag,
der mit außerordentlichem Enthusiasmus gemacht
worden ist, dem mosquitosicheren Hause gegenüber ein.
Ein mosquitosicheres Haus ist weiter nichts als ein
erweitertes Mosquitonetz. Auch in einem solchen
Hause müßte man von abends 6 bis morgens
6 Uhr verweilen, was, wie ich glaube, in den Tropen
Niemand durchführen wird. Man muß auch sicher
sein, daß die schützenden Drahtgitter immer gut im
Stande sind und keinen Defekt haben. Vor allen
Dingen soll man sich während der Flugzeit der
Mücken, wenn man das mosguitosichere Haus etwa
verlassen muß, nicht dem Stich der Mosquitos aus-
setzen. Zu diesem Zweck ist vorgeschlagen, einen
Schleier und Handschuhe tragen zu lassen. Aber
wer diesen Vorschlag gemacht hat, der ist wohl nie
in den Tropen gewesen oder er hat wieder vergessen,
wie es dort zugeht.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß Jemand, der
außerordentlich gewissenhaft ist, fortwährend die
Einrichtung eines solchen Hauses kontrollirt und dafür
sorgt, daß Alles schließt und gut im Stande ist, der