Christen oder Katechumenen sind in Hatias Dörfern
noch keine, da vor meiner Ankunft Hatia mit der
Mission in keinen Beziehungen gestanden hatte, aber
wenn es so vorangeht, so werde ich, wenn Gott will,
im nächsten halben Jahre wohl an hundert Katechumenen
zu verzeichnen haben. Die Schule des schwarzen
Katecheten ist täglich von 30 bis 35 Knaben besucht.
Ein gleiches Vorgehen habe ich diesen Monat in
dem Wayaodorfe Mawelewele begonnen. Leider ist
der dortige Häuptling ein Anhänger Mohammeds, und
viele seiner Leute nennen sich „Islam“ (Gläubige
des Propheten), doch bin ich auch dort auf Grund
gekommen, und Schule wie Kapelle sind im Bau
begriffen. Auch dort werde ich einen schwarzen
Katecheten hinsetzen, den ich wöchentlich einmal
visitire und durch eine Unterrichtsstunde unterstütze.
Eine dritte Außenmission wäre mir gleichfalls
nach Wunsch, und ich werde auch diese im dritten
Monat meiner Arbeit zur Ausführung bringen, wenn
der liebe Gott mir die bisherige Gesundheit und
Arbeitsfreude läßt. So säße ich dann auf der
Hauptstation Nyangao im Centrum und werde von
hier aus durch wöchentliche Ausritte die Außen-
missionen, welche alle nur zwei bis drei Wegstunden
von der Hauptmission entsernt sind, in der Leitung
behalten.
Die Missionszeitschrift „Das Heidenkind“ giebt
solgende Uebersicht über den Stand der Benediktus-
mission in Deutsch-Ostafrika:
In Dar-es-Salam befindet sich das Missions-
kloster St. Jofef mit einem Kirchlein. Hier sind der
Apostolische Präfekt und drei Brüder. Die große
Kirche, die gegenwärtig gebaut wird, ist im Rohban
fertig. Bis zur Vollendung werden aber noch immer
einige Jahre vergehen. Zum Bau werden nur Leute
der Mission verwendet, weshalb man verhältniß-
mäßig billig arbeitet. Trotzdem werden noch manche
Tausende nöthig sein.
Ferner ist in Dar-es-Sälam das Schwestern-
kloster St. Maria. Es sind dort in der Regel neun
bis zehn Schwestern. Ihre Aufgabe ist es, das
Mädchen-Waisenhaus zu leiten, in dem etwa 140 Mäd-
chen Pflege und Unterricht erhalten, bis sie sich ver-
heirathen und einen eigenen Hausstand gründen.
Ferner haben die Schwestern ein Negerspital, in
dem sie unentgeltlich die Kranken verpflegen, die dort
Hülfe suchen. Im letzten Jahre herrschte an der
Küste eine große Hungersnoth, der Tausende zum
Opfer fielen. Für solche Unglücklichen bot das Spital
eine Freistätte. 512 Personen suchten dort Hülsfe,
aber 126 davon konnten nicht mehr gerettet werden.
87 halbverhungerte oder von den Eltern verlassene
Mädchen fanden im Waisenhause Aufnahme, 80 Knaben
in Kollasini. Auch von weiterher kamen Leute und
holten Getreide. Von der Kolonialgesellschaft erhielt
unsere Mission 10 000 Mk. zur Linderung der
Hungersnoth, die auch sehr gut verwendet werden
konnten.
116
Die Schwestern haben etwa eine Stunde land-
einwärts von Dar-es-Sälam eine Oekononie mir
Gartenwirthschaft eingerichtet, die sogenannte Sim-
basi-Schoamba. In der Nähe siedeln sich immer
mehr Negerfamilien an.
In den nahe gelegenen Dörfern Yombo, Kitunda
und Kivule werden schwarze Lehrer angestellt, die in
der Katechetenschule zu Kollasini herangebildet worden
sind und jetzt in den Dörfern Religionsunterricht
ertheilen.
In Kollasini, etwa eine Stunde südlich von
Dar-es-Salam, ist eine hübsche Kirche gebaut, ein
großes Waisenhaus mit 163 Knaben sowie eine
Katechetenschule, eine Reihe von Werkstätten und
größere Pflanzungen. Ein Pater (P. Anselm:,
ein Lehrer (Fr. Simon) und zwei bis drei Brüder
leiten dort das Missionswerk. In der Nähe befinden
sich auch die Christendörfser St. Maurus und Placidus,
in denen christliche Familien angesiedelt werden.
Weiter im Süden, landeinwärts von Lindi, sind
zwei Stationen, Nyangao und Lukuledi. In Ny-
angao ist jetzt P. Alfons und ein Bruder. Im
Schwesternhaus befinden sich drei bis vier Schwestern.
Das Klima ist dort ziemlich ungesund, und deshalb
mußte öfters Personenwechsel eintreten. Christen sind
dort jetzt etwa 90. In Lukuledi ist Pater An-
tonius mit einem Bruder. Die Zahl der Christen
beträgt jetzt 450. Im letzten Jahre hat dort der
Apostolische Präfekt 115 Christen die heilige Firmung
gespendet. 30 Knaben und 40 Mädchen erhalten in
der Schule Religionsunterricht. Gartenbau und Vieh-
zucht entwickeln sich dort vortrefflich. Im nächsten
Jahr soll auch hier eine Kirche gebaut werden.
Nyangao liegt zwei Tagreisen von Lindi entfernt,
Lukuledi noch zwei Tagereisen weiter.
Weiter im Innern ist Uhehe. Dort ist die Herz-
Jesu-Mission auf dem Hügel Tosamaganga, wo
P. Severin und zwei Brüder wirken. Die Mission
ist dort manchen Schwierigkeiten begegnet. Zuerst
waren viele Kriegsunruhen, und jetzt sind es die
harten, stolzen Wahehe selbst, die sich nicht an einem
Tage bekehren lassen; doch geht es auch dort immer
voran; P. Severin will jetzt in der alten Haupt-
stadt Iringa eine Schule errichten. Fr. Chilian
hat auch in Mapogoro eine Niederlassung gegründet.
Von den vier Schwestern, die vor zwei Jahren nach
Iringa gezogen sind, ist im vorigen Jahren eine
gestorben, die gute Schwester Gabriela.
I. Ambrosius, der im vorigen Jahre längere
Zeit in Malangali war, ist jetzt in Madibira und
beschäftigt sich eben mit Anfertigung von Lehmziegeln
für einen Bau.
Im Südwesten der Präfektur ist das Land
Ungoni; dort hat P. Cassian mit Bruder Lau-
rentius, einige Stunden von der kaiserlichen Station
Songea entfsernt, die Mission Peramiho gegründet,
die sich sehr gut zu entwickeln scheint. Er hat es
verschiedentlich mit wilden Thieren zu thun gehabt,
und hat schon manchem dieser gefährlichen Geschöpfe