Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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das Vieh bieten die reichen Grasbestände in den 
lichten Wäldern und den kleineren oder größeren 
Savannen. Die dortigen Buschleute sind sehr dienst- 
willig, dabei sehr genügsam, so daß sie gute und 
billige Arbeitskräfte abgeben würden. Sovweit ich 
es beurtheilen kann, würde man in diesem Gebiet 
dieselben Nutzpflanzen anbauen können wie am Oka- 
vango und müßte auf dem jungfräulichen Boden 
dieselben großen Erträge erzielen können wie dort. 
Zum Hausbau liefern die Wälder ein dauerhaftes, 
sestes Material. 
Einen Umstand möchte ich noch erwähnen, in dem 
mir eine große Gefahr für den prächtigen Baum- 
bestand zu liegen scheint. Wie im südlichen Theil 
des Distrikts die Buschleute alljährlich zu Beginn der 
kalten Jahreszeit das Gras anzuzünden und abzu- 
brennen pPflegen, so thun sie es auch hier. Ihre 
Gründe sind, wie sie mir auf Befragen angaben, 
dafür folgende: Einmal wollen sie dadurch das 
zahllose Ungeziefer, Schlangen, Skorpione und die 
vielerlei lästigen Insekten und ihre Brut, vernichten. 
Dann benutzen sie das Feuer auch zu Jagdzwecken, 
indem sie dasselbe im Halbkreis anlegen und das 
davon vertriebene Wild nach einer bestimmten Rich- 
tung treiben, wo sie ihm auflauern. Dann pflegt 
sich das Wild auch bald nach erfolgtem Brande 
wieder einzustellen, um das überall hervorschießende 
Grün zu äsen. Auch so bietet sich dem Buschmann 
Jagdgelegenheit. Mit unermüdlicher Ausdauer ver- 
solgt er das mit dem Pfeil verwundete Thier, bis 
dieses, immer wieder ausgehetzt, schließlich vor Er- 
mattung zusammenbricht und eine willkommene Beute 
des Buschmannes wird. Das nicht abgebrannte hohe 
Gras würde die Entwickelung des jungen Frühjahrs- 
grüns beeinträchtigen. Schließlich, glaube ich, kommt 
auch ein gewisster Uebermuth als Grund für das 
Abbrennen dazu. Im siüdlichen Theil des Distrikts, 
also um Grootsontein herum, machen aber die trotz 
aller Maßregeln immer wiederkehrenden Brände 
weniger Schaden, weil sie in dichten Busch nicht 
weit einzudringen vermögen, da es ihnen an 
trockener Nahrung fehlt. In lichteren Beständen aber 
treibt der während der kalten Jahreszeit beständig 
herrschende scharfe Ost das Feuer so schnell vor sich 
her, daß es nicht Zeit findet, die grünen Zweige des 
Gebüsches zu vernichten. Anders hier. Der scharfe 
Wind fehlt meist, und da hat das Feuer Zeit, ge- 
nährt von dem hohen und dichten Grase, die meist 
moosbewachsene Rinde des Baumes im lichten Walde 
zu erfassen. Gerade die ältesten und darum am 
wenigsten saftreichen Bäume werden ein Opfer dieser 
Grasbrände. Der Baum leidet und krankt; was der 
Brand eines Jahres nicht vermocht, vollendet der des 
anderen, und die Zahl der verdorrten und ihre kahlen 
Aeste zum Himmel streckenden Baumriesen ist gewaltig. 
Die Buschleute haben zwar auf meine Vorstellungen 
versprochen, nur noch das Gras auf freien Flächen 
abzubrennen, die Wälder aber zu schonen, aber cs 
wird einstweilen wohl bei der alten Gewohnheit 
bleiben. 
  
Schulunterricht für Eingeborene in Windheoek. 
Der Seelsorger der evangelischen Kirchengemeinde 
in Windhoek, Pastor Anz, welcher zur Förderung 
der deutschen Sprache unter den Eingeborenen aus 
Mitteln des Schutzgebietes eine jährliche Unter- 
stützung erhält, hat seit über Jahresfrist in Windhoek 
eine Schule eingerichtet, in welcher erwachsene, im 
Dienste der Weißen stehende Eingeborene in deutscher 
Sprache unterwiesen werden. Der Unterricht findet 
dreimal wöchentlich in den Abendstunden statt und 
umfaßt Schreiben, Lesen und Rechnen. Er wird in 
zwei Gruppen ertheilt. Die eine besteht aus den 
eingeborenen Soldaten, die andere aus den eingeborenen 
Polizisten und Dienern. Insgesammt besuchen zur 
Zeit dreißig Eingeborene diesen Unterricht. Die 
Lehrstunden erfreuen sich, abgesehen von durch die 
dienstliche Thätigkeit der Schüler verursachten Un- 
regelmäßigkeiten, eines durchaus befriedigenden Zu- 
spruches. Dementsprechend sind auch die bisher 
erzielten Erfolge zufriedenstellend. Die Diener, 
welche meist in jüngerem Alter stehen, erweisen sich 
naturgemäß gelehriger als die älteren Soldaten und 
Polizisten. 
Der Unterricht verfolgt das Ziel, den Geist der 
Eingeborenen zu wecken, sie zur schnelleren und 
klareren Erfassung der von ihren Vorgesetzten und 
Dienstherren gegebenen Aufträge zu befähigen und 
ihre Verwendung als Dolmetscher zu ermöglichen. 
Frachtersparnisse durch die Bahn Swakopmund—Winobeek. 
Die kürzlich erfolgte Inbetriebnahme der Bahn- 
strecke Swakopmund —Windhoek im deutsch-südwest- 
afrikanischen Schutzgebiete legt einen Vergleich nahe 
zwischen den früheren und jetzigen Frachtkosten bei 
Beförderung von Gütern nach dem Hinterlande. 
Als Grundlage für diesen Vergleich mag am 
besten die Menge der für die Regierung zu beför- 
dernden Güter dienen. Angestellte Ermittelungen 
haben ergeben, daß während der letzten Jahre durch- 
schnittlich regierungsseitig pro Jahr verfrachtet 
worden sind: 
1. 1085 Tonnen von Swakopmund nach Windheoek, 
2. 55 - - - Okahandja, 
3. 445 - - - -Karibib, 
4. Außerdem 200 Tonnen an Munition und Vieh. 
Die Fracht per Ochsenwagen, auf welches Be- 
förderungsmittel man in früheren Zeiten ausschließlich 
angewiesen war, betrug: 
1. Von Swakopmund nach Windhoek Mk. 20 pro 
Zentner = 400 Mk. pro Tonne, 
2. Von Swakopmund nach Okahandja Mk. 17 pro 
Zentner = 340 Mk. pro Tonne, 
3. Von Swakopmund nach Karibib Mk. 14 pro 
Zentner 280 Mk. pro Tonne. 
Es waren daher durchschnittlich pro Jahr von 
der Regierung an Frachtlosten auf den erwähnten 
Strecken zu zahlen:
	        
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