Besitze. Ich nahm daher von weiterem Vorgehen,
da Verhandlungen unmöglich waren, zur Zeit Ab-
stand und sorgte nur dafür, daß den Pom-Mandrian-
Leuten mitgetheilt wurde, daß sie, wenn sie sich noch
irgend etwas zu Schulden kommen ließen, schwer
bestraft werden würden.
Wir durchwanderten die Insel Pom--Lin, die
besonders interessant ist, weil sie mit ihrem überall
in großen Felsblöcken zu Tage tretenden Obsidian
das Speerspitzenmaterial für einen großen Theil der
Admiralitäts-Inseln liefert. Die Inselbewohner, im
Ganzen wohl auch nur höchstens 50, wohnen in
unansehnlichen Hütten. Sie leben von Schweinen,
Bananen, Kokosnüssen und einer kartoffelartigen Erd-
knolle, die über der Erde als rankendes Gewächs an
Holzstielen gezogen wird. Ihre ausgedehnten, sorg-
fältig gehaltenen und mühsam mit Steinmauern ein-
gefaßten Knollenpflanzungen erinnern sehr an unsere
heimischen Weinberge und beweisen, daß dieser Stamm
sich vor den übrigen Admiralitäts-Insulanern durch
Fleiß auszeichnet. Er liefert einen großen Theil der
Verpflegung für die Leute des Händlers Molde.
Nach unserer Rückkehr setzte der „Seeadler“ die
Fahrt nach den Seppessa-Inseln (Fehdarb) fort.
Hier wollten wir anhalten, weil die Seppessaleute
sich stets freundschaftlich zu den Europäern gestellt
hatten. Gegen 1 Uhr gingen wir in Begleitung
des Häuptlings Kewenu, der uns während der
ganzen Expedition begleitet hatte, an Land und
ließen uns zunächst von ihm seine große, auf Pfählen
am Meeresstrande stehende, schön gebaute und aus-
gerüstete Hütte zeigen. Dann durchstreifte ich in
Begleitung einiger Eingeborenen und eines Polizei-
jungen den nächsten Theil der Insel, um ein Bild
von der Fruchtbarkeit derselben zu erlangen. Von
der Bodenkraft der wahrhaft tropischen Insel zeugten
große Blattpflanzen und riesenhafte Laubbäume.
Abends ward die Insel Komuli erreicht, auf der
uns zu Ehren, beleuchtet von den Scheinwerfern des
„Seeadler“ die befreundeten Admiralitäts-Insulaner
einen nächtlichen wilden Kriegstanz aufführten. Am
25. morgens trat der „Seeadler“ die Rückreise nach
Herbertshöhe an, und in der Mitternacht zum Ge-
burtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs
gingen wir vor Herbertshöhe zu Anker.
Ich hoffe, daß die gelegentlich dieser Expedition
durchgeführte Bestrafung der Hauptübelthäter der
Admiralitäts-Insulaner guten, bleibenden Erfolg
haben wird und die dauernde Erschließung der viel-
versprechenden Inselgruppe zunächst für den Handel
und in einiger Zeit auch für Plantagenbau zur
Folge haben wird.
Für die Küstenbewohner der Admiralitäts-
Inseln ist unser Vorgehen, das lediglich einige aus
Räubern und Mördern sich zusammensetzende
Stämme getroffen hat, als ein Glück zu bezeichnen,
da fie, wohl unzweifelhaft mit der intelligenteste
Theil der Bewohner des alten Schutzgebietes
Neu-Guinea, im Begriffe standen, durch ewige
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Kriege vollständig aufgerieben zu werden. Die Ueber-
fälle auf Europäer sind in erster Linie darauf zurück-
zuführen, daß die einzelnen Stämme auf jede Weise
versuchen wollten, in Besitz von Feuerwaffen und
Munition zu gelangen, um durch diesen Besitz
anderen Stämmen bei den ewigen Fehden überlegen
zu sein. Unbedingt nöthig wird für die Zukunft
sein, daß man allen Ereignissen innerhalb der Gruppe
ein wachsames Auge leiht, jedes Vorgehen gegen
Europäer nachdrücklich und schleunigst bestraft und
auch den Stämmen, die in erster Linie die anderen
Insulaner durch Angriffe belästigen, zum Ausdrucke
bringt, daß das Kriegführen ein Sonderrecht des
Gouvernements ist. Den Händler Molde habe ich
gebeten, über den Erfolg unseres Vorgehens und die
Beurtheilung desselben durch die Eingeborenen genaue
Erkundigungen einzuziehen und mir darüber schrift-
lich zu berichten. S. M. S. „Seeadler“" habe ich
ersucht, auf der Rückkehr von der Rundfahrt nach
den Karolinen, Palau und Marianen die Admiralitäts-
Inseln wieder anzulaufen und eventuell, falls Gefahr
im Verzuge ist, innerhalb der Inselgruppe gegen
verbrecherische Eingeborene sofort wieder vorzugehen.
Das glückliche Gelingen der Expedition nach den
Admiralitäts-Inseln ist in erster Linie S. M. S.
„Seeadler“ zuzuschreiben, dessen Kommandant, Offi-
ziere und Mannschaften sich in der aufopferndsten
Weise bemüht haben, die Gouvernementsbeamten in
der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen.
Herr Dr. Schnee verließ uns bei Komuli mit
der Polizeitruppe an Bord der „Mascotte“, um
noch in Neu-Mecklenburg einige nothwendige An-
gelegenheiten zu erledigen. Ueber sein weiteres Vor-
gehen berichtet derselbe Folgendes:
„Am 25. Januar fuhr die Mascotter von
Komuli, wo zum Schutz der Händlerstation sechs
Polizeisoldaten zurückgelassen wurden, zunächst in
der Richtung auf Neu-Hannover, an dessen Nordost-
küste kürzlich ein mit vier farbigen Arbeitern be-
manntes Händlerboot von den Eingeborenen unter
Ermordung der Insassen genommen war. Am
Nachmittag des 26. Januar wurde die Insel Kung,
Station des Händlers Gangloff, erreicht. Hier
wurden einige mit den Verhältnissen vertraute Ein-
geborene an Bord genommen. Am Abend wurde
bei der kleinen Insel Ungalik geankert und am
anderen Morgen die Insel Zoi, deren Bewohner
der Theilnahme an der Mordthat verdächtig waren,
angelaufen. In Zoi wurde durch Vernehmung einer
großen Anzahl von Eingeborenen und des dort an-
sässigen chinesischen Händlers festgestellt, daß die
Mordthat bei Buka-Buka auf Neu-Hannover gegen-
über Zoi von sieben Eingeborenen des Dorfes
Mamiou auf Zoi ausgeführt war. Die Mörder
waren nach vollbrachter That unter Mitnahme eines
bei dem Ueberfall erbeuteten Gewehrs in das Innere
von Neu-Hannover zu befreundeten Stämmen ge-
flüchtet. Eine Betheiligung der auf Zoi verbliebenen
Eingeborenen hatte nach dem Ergebniß der Er-