Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

nach allen Erfahrungen auf das Lebhafteste unter- 
stützen. Aus diesem Grunde haben wir eine gemein- 
same Arbeit begonnen, welche den streng wissenschaft- 
lichen Beweis der Identität bei den Erkrankungen 
würdigen soll. Welche Perspektive die Bearbeitung 
dieser Frage eröffnet, bedarf keiner besonderen Aus- 
einandersetzung. 
Einen weiteren Erfolg sehe ich in der Besorgung 
von Skeletten der Eingeborenen sowohl des reinsten 
Buschmannstammes der Kung wie der Heikum und 
ferner reiner Bergdamaras und Hereros. Die 
Anthropologen werden den Werth dieser Errungen- 
schaft in genügender Weise würdigen und für die 
der Wissenschaft geleisteten Dienste dankbar sein. 
Hin und wieder mag ja der eine oder andere 
Reisende, wie Schinz z. B., mit mehr oder weniger 
Lebensgefahr Skeletttheile heimgebracht haben, jeden- 
falls reichte das Gebotene auch nicht im Entferntesten 
hin, um auch nur die hauptsächlichsten wissenschaft- 
lichen Fragen zu erledigen. Der Werth meiner 
Errungenschaft liegt vor Allem darin, daß ich ver- 
sprechen kann, alles nur Wünschenswerthe zu liesern. 
Diese Möglichkeit verdanke ich eigenthümlichen Um- 
ständen. In Waterberg wohnte ich einer Gerichts- 
sitzung bei, welche Herr Leutnant Eggers in 
fließender Hererosprache mit den dortigen Ein- 
geborenen erledigte. Aus der ganzen Art und Weise 
der Verhandlung, daraus, daß die Eingeborenen 
freiwillig ihre intimsten, selbst heidnisch-religiöse An- 
gelegenheiten dem Richtspruch des weißen Distrikts- 
chefs unterwarfen, entnahm ich ein Vertrautsein mit 
den Eingeborenen, welches ich meinen Bestrebungen 
nutzbar machen wollte. Nachdem ich eine gleiche 
Erfahrung in Grootfontein mit Herrn Oberarzt 
Dr. Kuhn gemacht hatte und wußte, daß der Ver- 
folg der vom Gouvernement eingeschlagenen „Ein- 
geborenen-Politik“ jene Erfolge gezeitigt hatte, so 
beschloß ich beiden Herren Distriktschefs meine 
Wünsche vorzutragen. Nachdem wieder an ver- 
schiedenen Plätzen längere Unterhaltungen in der 
Eingeborenensprache gefolgt waren, erklärten mir die 
Herren Kuhn und Eggers, daß Hereros und 
Bergdamaras bereit seien, Skelette ihrer Angehörigen 
zu verschaffen mit der ausdrücklichen Erklärung, daß 
sie dies thäten, um der für sic besorgten Regierung 
einen Gefallen zu thun. Selbst die Kung-Busch- 
männer im Sandselde, die man als die scheuesten 
Mensehen bezeichnen muß, weil sie außer von 
Dr. Hartmann und wenigen anderen Reisenden 
bisher überhaupt nicht gesehen worden sind, kamen 
mit Frauen und Kindern herbei, ließen Messungen 
an sich ausführen und brachten schließlich vollständige 
Skelette an. Alle diese Thatsachen möchte ich als 
einen hervorragenden Erfolg der „Eingeborenen- 
Politik“ um so mehr hervorheben, als diese es nun- 
mehr ermöglicht hat, auch wissenschaftlich bedeutsame 
Errungenschaften zu zeitigen. 
Von dem mitgebrachten ethnographischen Material 
dürften das Hauptinteresse die dem Bericht beigefügten 
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Käserlarven haben, mit denen die Buschleute im 
Sandfelde bei Otjituo ihre aus Thierknochen ge- 
sertigten Pfeilspitzen vergiften. 
Herr Leutnant Eggers, der sich mit der Busch- 
mannssprache beschäftigt, wird eine Arbeit über die 
Kong-Buschleute, wie schon gemeldet, in Bälde ab- 
geschlossen haben, so daß ich die von mir gesammelten 
Erfahrungen an dieser Stelle übergehen kann. Er- 
wähnen möchte ich schließlich noch, daß Herr Leutnant 
Eggers im Norden unseres Schutzgebietes das Vor- 
kommen der Tsetsefliege festgestellt hat. Auf Grund 
einer Reihe von Feststellungen glaube ich annehmen 
zu können, daß sich ein Mittel gegen die durch das 
Thier hervorgebrachte Erkrankung wird finden lassen, 
und würde ich gern bei meiner nächsten Dienstreise 
an Ort und Stelle nähere Studien in dieser Be- 
ziehung machen. 
Von Interesse dürfte es sein, zu erfahren, daß 
eingeborene Hereros ein Mittel gegen Schlangenbiß 
besitzen, welches sowohl heilende als immnnisirende 
Kraft hat, wovon ich mich bei einem von mir beob- 
achteten Falle überzeugen konnte. 
Sur Rinderpest in Südwestafrika. 
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Gouverneurs 
für Südwestafrika haben sich im Bezirk Windhoek 
im April d. Is. wieder zwei Rinderpestherde gezeigt. 
Die Krankheit hat nur Jungvieh befallen, während 
sich die nach KHochscher Methode geimpften Thiere 
auch jetzt noch immun gezeigt haben. Eine Weiter- 
verbreitung der Senche ist den vorliegenden Mel- 
dungen zufolge nicht zu erwarten, da dieselbe durch 
die früher bewährten Maßnahmen sofort energisch 
bekämpft worden ist. 
South West Africa Company. 
Nach dem Bericht der Direktoren der Sonth West 
Africa Company ist zur Verwerthung der Minen- 
gerechtsame der Gesellschaft auf Grund einer Ver- 
einbarung zwischen der South West Africa Company, 
der Diskonto-Gesellschaft in Berlin und der Explo- 
ration Company in London mit Zustimmung der 
deutschen Regierung in Berlin, eine neue Gesellschaft, 
die „Otavi-Minen= und Eisenbahn-Gesellschaft“, er- 
richtet worden. Diese Gesellschaft besitzt ein Aktien- 
kapital von zwei Millionen Pfund Sterling. 
Die Otavi-Gesellschaft hat bis zum 5. April 
1902 die Option auf die Minengerechtsame inner- 
halb 1000 englische Quadratmeilen, einschließlich 
der Otavi= und Tsumcbminen unter der Voraus- 
setzung, daß bis zu dem genannten Zeitpunkte 
das Aktienkapital gezeichnet und als Betriebs- 
kapital der Gesellschaft überwiesen worden ist, 
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