Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

abgesehen von 50 000 Pfd. Sterl., welche die South 
West Africa-Gesellschaft erhält. Der genannte Be- 
trag wird als genügend erachtet, die Mittel für die 
Inbetriebsetzung der Minen, für die Herstellung von 
Eisenbahnverbindungen mit den Küsten und für den 
Bau der Hafenanlagen 2c. durchzuführen. Der South 
West Africa Company werden auch 200000 Gründer- 
aktien überwiesen. Vor einigen Monaten hat eine 
Expedition unter der Führung von Mr. Christopher 
James zur Erforschung der South West Africa- 
Territorien Europa verlassen, ausgerüstet mit den 
nothwendigen Maschinen für die Betriebseröffnung 
der Minen. Von einem Ingenieur, welcher dieser 
Expedition angehörte, ist ein vorläufiger Bericht er- 
schienen, der die früheren günstigen Informationen 
bestätigt. Dr. Hartmann, der Vertreter der South 
West Africa Company in Berlin, begleitete diese 
Expedition. Die Direktoren beabsichtigen, sobald als 
möglich einen großen Theil des Gebietes für Pro- 
spektoren zu eröffnen, denen Licenzen für die Aus- 
kundung werthvoller Metalle gegeben werden sollen. 
Die Gesellschaft besitzt ungefähr 4500 englische Qua- 
dratmeilen von „Freeholdland“. Hiervon werden 
500 Quadratmeilen von der Otavi-Gesellschaft über- 
nommen werden, im Falle sie die oben erwähnte 
Option auszuführen im Stande ist. Die South 
West Africa Company ist auch in der Lage, Farmen 
an Ansiedler zu verkausen. Eine kleine Anzahl ist 
bereits verkauft worden. 
Nach einem Vertrage, der im April 1899 mit 
den Debeers-Minen abgeschlossen wurde, haben diese 
ein Vorrecht auf die Ausbeute von diamanthaltigen 
Territorien gegen Zahlung entsprechender Abgaben 
an die Sonth West Africa Company. Die Unter- 
nehmungen der letzteren Gesellschaft in Südwestafrika 
haben bereits eine beträchtliche Entwickelung erfahren, 
so daß es sich als nothwendig herausgestellt hat, 
einen ständigen Vertreter dorthin zu senden und 
Amtsgebäude in Windhock, dem Hauptort des Pro- 
tektorats, zu erbauen. Zum Vertreter ist Herr Karl 
Kaiser ernannt worden. Die Auseinandersetzung 
mit den Rehoboth= und Khauas-Minenkonzessionen, 
welche die Hanseatische Landminen= und Handels- 
gesellschaft besitzt und an welchen die South West 
Africa Company zur Hälfte interessirt ist, hat nun- 
mehr stattgefunden und die Genehmigung der deutschen 
Regierung erhalten. Die Hanscatische Gesellschaft hat 
das Recht, ungefähr 4000 Quadratmeilen Freehold- 
land in dem Khauasterritorium für sich auszuwählen. 
Verhandlungen bezüglich dieser Auswahl sind mit der 
deutschen Regierung und den Lokalbeamten im Gange. 
Die Hanseatische Gesellschaft hat auf den Rath des 
Bergraths Schmeißer im Mai 1899 eine Expedition 
unter der Führung des Bergmeisters Eichmeier 
ausgesandt zwecks Auskundung der Gegend um Re- 
hoboth. Die genannte Gesellschaft hat ihr Aktien- 
kapital um ungefähr 12 000 Pfd. Sterl. erhöht, um 
die für die Entwickelung ihres Eigenthums noth- 
wendigen Mittel in Bereitschaft zu haben. 
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nächsten Monaten beabsichtigt die South Africon 
Territories, deren gesammtes Aktienkapital durch die 
South West Africa Company erworben ist, eine Ex- 
pedition auszusenden behufs Information über die 
Minenkonzession in dem ihr überwiesenen Territorium 
von ungefähr 33 000 engl. Quadratmeilen in den 
südlichen Theile der portugiesischen Provinz Angolo. 
Die South West Africa Company hat ferner ein 
großes Interesse an der Companhia de Mossamedes 
erworben, die ein Charter von der portugiesischen 
Regierung erhalten hat, durch welche ihr Mineral 
gerechtsame in ausgedehnten Gebieten der Provinz 
Angola zugesichert sind. 
Deutsch-Reu-Guinea. 
Allgemeiner Bericht über ponape. 
Der Kaiserliche Vicegouverneur Hahl sandte aus 
Ponape unter dem 8. März 1900 einen Berricht, 
dem wir Folgendes entnehmen: 
Die Ausgestaltung der Beziehungen zu den Ein- 
geborenen hat einen erfreulichen Anfang gemacht. 
Das Vertrauen der Leute zu der Regierung darf als 
begründet erachtet werden. Einen Beweis hierfür 
bildet die außcrordentlich starke Inanspruchnahme 
der Rechtshülse. Bei Uebernahme der Geschäfte 
wurde als Grundsatz aufgestellt, daß Strafthaten, 
welche unter der früheren Herrschaft begangen worden 
waren, nicht verfolgt werden sollten. Sie hatten 
ihren Ursprung meist in den kriegerischen Wirnissen. 
Hinsichtlich der bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten habe 
ich eine Beilegung oder Entscheidung der aus früherer 
Zeit stammenden Ansprüche versucht und bin auch 
zu einem großen Theile hiermit zu guten Ergebnissen 
gelangt. Die eigenartige Versassung der Eingeborenen 
selbst nöthigte ebenso wie die Rücksichtnahme auf die 
erwünschte Heranziehung derselben zu den Geschäften 
der Verwaltung ihnen eine Antheilnahme an der 
Rechtspflege einzuräumen. Eine Abgrenzung der Rechts- 
pflege ist in einer Art von Vertrag versucht worden. 
Wenn die Durchführung sich stets in so glücklicher 
Weise vollzieht, wie bisher, so wird die Einrichtung 
sich als gut erweisen. 
Die Beziehungen der Eingeborenen untereinander 
haben eine Besserung insofern erfahren, als es nach 
vielsachen Bemühungen gelungen ist, die streitenden 
Theile des Stammes U, welche 1898 unter Antheil- 
nahme der Spanier und der übrigen Stämme im 
Kriege gelegen hatten, zu versöhnen. Die Feier des 
Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers vereinigte 
die sämmtlichen Stammeshäupter der Insel und einen 
großen Theil des Volkes in der Niederlassung. Die 
einzelnen Stämme führten unter Leitung ihrer Häupter 
Tänze auf. Ich bin gebeten worden, eine Anzahl 
der bei den Tänzen gebrauchten und danach über- 
In den reichten Ruder nach Deutschland zu übersenden. Ich
	        
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