Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

zurũckgekehrt ist und woselbst auch Br. Keyßer 
seinen Wirkungskreis gefunden hat, war krankheits- 
balber Niemand anwesend. Br. Decker ging zu 
Br. Bamler nach Deinzerhöhe. Er soll mit dem 
Genannten die neue Station ausbauen und dann 
auch gleich auf derselben bleiben. Bei seinem Abschied 
von den Sartelbergleuten durfte er merken, daß er 
nicht umsonst auf dem Berg gearbeitet habe. Bruder 
Pfalzer ist gut in Deutschland angekommen. 
— — 
Aus fremden Kolonien. 
Ebinarindenkultur auf Java. 
Aus Java liegt uns folgender Bericht vor, der 
diesen Gegenstand unter andern Gesichtspunkten be- 
bandelt als der im „Deutschen Kolonialblatt“ vom 
1. September v. Is., Seite 599 und 600 abgedruckte, 
von anderer Seite herrührende Bericht: 
Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts blieb Süd- 
amerika das einzige Produktionsland der Chinarinde. 
Um diese Zeit führten der hohe Preis der süd- 
amerikanischen Rinden sowie der Umstand, daß sie 
bäusig mit den Rinden verwandter Rubiaceen 
(Ladenbergia, Remijia, Nauclea u. A. m.) ver- 
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fälscht in den Handel gelangten, zur Aufnahme der 
Cmchonenkultur im tropischen Asien auf Java, Ceylon 
mi in Britisch-Indien. Diese Kultur nahm infolge 
des guten Fortkommens der Bäume bald einen der- 
artigen Umfang an, daß sie in kurzer Zeit die süd- 
awerikanischen Rmden nahezu vom Markte verdrängte, 
Deselben jedenfalls für den Chininfabrikanten ent- 
behrlich machte. 
Noch Java gelangte der erste Chinarindenbaum, 
eine Cinchona Calisaya-Pflanze im Jahre 1852. 
Terselbe zeitugte 1865 seinen ersten Samen in dem 
zum Ressort des Botanischen Gartens zu Buitenzorg 
gehöngen Berggarten zu Tjibodas. Mit diesem 
Samen wurde die erste Regierungs Chinarinden= 
plantage zu Tjinjiroean angelegt. Inzwischen waren 
don dem nach Südamerika entsandten Botaniker 
Haßkarl 75 weitere lebende Chinapflanzen nach 
Java gebracht worden, die gleichfalls gut gediehen. 
Späler wurde außerdem noch keimfähiger Cinchona- 
samen beschafft und die Chinarindenkultur nun, zu- 
nächst ausschl. seitens der niederländisch -indischen 
Nezierung, energisch und mit gutem Erfolge in die 
Hand genommen. Besonders gut gedieh die 1856 
im Prcanger zu Pengalengan angelegte Plantage. 
Ddem höchst verdienstvollen Gründer derselben, Jung- 
huhn, wurde ein Chemiker, der Kinologe J. E. 
De Bry beigegeben, welcher die Rinden der ver- 
schiedenen in Kultur genommenen Cinchonaarten auf 
ihre Qualität chemisch zu untersuchen hatte. Diesem 
zeitigen Heranziehen der Wissenschaft, insbesondere 
dem Ersatz der bis dahin für die Beurtheilung des 
Werthes der Chinarinden in Europa üblichen 
  
  
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3 — 
für den Fabrikanten viel praktischere chemische Analyse, 
ist wohl mit in erster Linie der große Erfolg zu- 
zuschreiben, den gerade Java mit dieser Kultur ge- 
habt hat. 
Die Chinarinden enthalten bekanntlich als medi- 
zinisch wirksame Bestandtheile im Wesentlichen vier 
an Chinagerbsäure gebundene Alkaloide, Chinin, 
Chinidin, Chinchonin und Chinchonidin in sehr ver- 
schiedenem nach Art der Bodenbeschaffenheit, der 
Kulturmethoden und des Klimas wechselndem Ver- 
hältniß. Während es nun dem Chininfabrikanten 
lediglich darauf ankommt, eine Rinde von möglichst 
hoheem Chiningehalt zu bekommen, fordert der 
Apotheker eine Sorte, in welcher der Chiningehalt 
zu Gunsten der übrigen Chinaalkaloide zurücktritt, 
weil eine solche Drogue sich wei besser für die 
offizinelle Verwendung eignet. 
Java hat es nun vortrefflich verstanden, den 
Ansprüchen Beider gerecht zu werden. Nach langen 
Experimenten mit dem Anbau verschiedener Cinchona- 
arten fand man in der von Chimborozo stammenden 
Cinchona Succirubra eine Spezies, deren Rinde 
sich für die offizinelle Verwendung vorzüglich eignet, 
wogegen man in der Cinchona Ledgeriana aus 
Caupolican in Nord-Bolivien, deren Same 1865 
nach Java gelangte, eine Art mit besonders chinin- 
reicher Rinde (bis 14 pCt.) entdeckte. Dieser Baum 
gedeiht im Preanger in Bergeshöhe von 3000 Fuß 
ab trefflich. Gegenwärtig wird fast kaum eine 
andere Art als diese und in zweiter Linie die aus 
Peru und Ecuador stammende Cinchona ofticinalis 
angebaut. Letztgenannte Spezies wächst noch auf 
6000 Fuß und höher gelegenen Plantagen, wo die 
übrigen Cinchonen nicht mehr fortkommen. Der 
Chiningehalt ihrer Rinde schwankt sehr, zwischen 
½ bis 10 pCst. 
Die Chinarindenkultur Javas machte anfangs 
nur langsame Fortschritte. Im Jahre 1877 wurden 
die ersten Privatplantagen im Preanger angelegt, 
die sich dann schnell vergrößerten und mehrten, aber 
gleich einen schwercn Kamuof gegen die in Bruisch- 
Indien und auf Ceylon ins Leben gerufene Konkurrenz 
zu bestehen hatten. Dort hatte man im Jahre 1859 
zwecks Erlangung von Chinarindenpflanzen und 
Samen ebenfalls eine Expedition nach Südamerika 
entsandt und mit Erfolg Regierungsplantagen in den 
Nilgherriebergen bei Octacamund sowie in Sitkim 
im Himalaya angelegt. Zu großer Blüthe ist aber 
diese Kultur in Brinssch- Jndien nic gelangt, vielleicht 
deshalb, weil die Engländer sich nicht genügend 
der wissenschaftlichen Hülfsmittel, insbesondere der 
chemischen Analyse, bedienten. 
Einen größern Ausschwung nahmen die Cinchona- 
Pflanzungen auf Ceylon. Hier entstanden um die 
Mitte der 70er Jahre viele große und ausgedehnte 
Plantagen, so daß 1880 Ceylon bereits 526 381 kg 
Rinde auf den Weltmarkt brachte, d. h. weit mehr 
als Java, dessen Export damals erst 123 941 kg 
betanisch-pharmakognostischen Bestimmung durch die betrug. Britisch-Indien brachte in demselben Jahre
	        
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