Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

natürlich die Koralle noch mehr in den Vordergrund. 
Auch Djaul ist anscheinend ein böser Malariaherd. 
Die untersuchten Kinder, welche über das Säuglings- 
alter hinaus waren, hatten fast sämmtlich eine ver- 
größerte Milz. Für mich war diese Reise besonders 
lehrreich, da ich gelegentlich derselben die Arbeiter- 
anwerbung in der Praxis kennen lernte und mich 
davon überzeugte, daß aus einem größeren Theile 
des Schutzgebietes die Eingeborenen wieder gern und 
leicht nach Kaiser Wilhelmsland als Arbeiter gehen. 
Es kann nur als geradezu bewunderungswürdig 
bezeichnet werden, daß Herr Geheimrath Koch noch 
in seinem Alter sich im Dienste der Wissenschaft zu 
einer längeren Reise einem so unbequemen kleinen 
Schiffe wie dem „Johann Albrecht“ anvertraut und 
sich in fast noch unbekannten Gebieten der Südsee 
nicht allein großen Anstrengungen, sondern zweifellos 
auch Gefahren aussetzt. 
Am 30. abends ging der „Johann Albrecht"“ 
wieder auf der Rhede von Herbertshöhe vor Anker. 
Bericht über eine Dienstreise des Raiserlichen Gouver- 
neurs von Deutsch-Neu-Guinea. 
Der Kaiserliche Gonverneur zu Herbertshöhe be- 
richtet über eine an Bord S. M. S. „Seeadler“ 
ausgeführte Dienstreise Folgendes: 
Nachdem ich die Nachricht bekommen, daß 
S. M. S. „Seeadler“ baldigst sich nach Samoa 
begeben solle, richtete ich am 27. April d. J. an 
den Kaiserlichen Kommandanten die nachstehende Re- 
quisition: 
„Dem Kommando beehre ich mich, nachdem ich 
erfahren habe, daß der „Seeadler“ den Befsehl er- 
halten hat, in nächster Zeit nach Samoa zu dampfen, 
in Erwägung zu stellen, ob nicht vorerst einige im 
Interesse des mir unterstellten Schutzgebietes sehr 
nothwendige Touren erledigt werden können. 
I. Der alsbaldige Besuch der Nordostküste von 
Neu-Mecklenburg ist im Allgemeinen erforderlich, da 
dort eine größere Anzahl von Händlern sitzt, deren 
Leben nicht vollständig gesichert erscheint und denen 
der Eindruck, welchen das Erscheinen eines deutschen 
Kriegsschiffes auf die Eingeborenen machen wird, 
für einige Zeit wieder größere Sicherheit verleihen 
wird. 
Insbesondere sind daselbst: 
1. Zwischen den in der Umgebung der Händler- 
stationen Lanau (Lassua) und Towarneling wohnenden 
Eingeborenen Kämpfe ausgebrochen, durch welche 
die Sicherheit der Händler gefährdet erscheint. 
2. In Nusa waren Eingeborenenkämpfe ausge- 
brochen, die Ende Januar durch den Keiserlichen 
Richter mit der „Mascotte“ beigelegt sind. Zu 
weiterer Beruhigung ist hier das Zeigen bewaff- 
neter Macht erwünscht. 
3. In Kabien sind die Eingeborenen durch Ex- 
pedition mit „Mascotte“ Ende Januar bestraft. 
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Zur Sicherung des in Kabien sitzenden Hänudlers 
muß dort nochmals die Truppe gezeigt werden. 
II. Neu-Hannover. 
1. In Luka-Luka auf Neu-Hannover gegenüber 
Insel Loi sind Ende vorigen Jahres vier Arbeiter 
eines Händlers von den Eingeborenen ermordet 
worden. Von dem Richter waren Preise auf die 
Einbringung der Mörder ausgesetzt. Nur einer 
wurde bislang eingeliefert. Eine weitere Bestrafung 
ist noch nicht erfolgt. 
2. Das Anlaufen der beiden auf den Inseln 
bei Neu-Hannover liegenden Händlerstationen ist er- 
wünscht, um denselben bessere Sicherheit für Leben 
und Eigenthum zu geben. Mir selbst war es über- 
haupt bisher nicht möglich, Neu-Hannover zu be- 
suchen. 
III. In der Inselgruppe St. Matthias sind 
die handeltreibenden Europäer noch in ständiger 
Lebensgefahr. Da troßdem in letzter Zeit wieder 
in sehr dankenswerther Weise seitens hiesiger Fir- 
men der Versuch gemacht worden ist, diese werth- 
volle Gruppe zu erschließen, so ist es erforderlich, 
dort zum Schutze des deutschen Handels alsbald die 
Flagge zu zeigen. 
Gegebenenfalls würde ich bitten, mich mit etwa 
20 Polizeisoldaten oder in Begleitung des hiesigen, 
bezw. des Richters in Friedrich-Wilhelmshafen auf 
dem „Secadler“ einschiffen zu können.“ 
Nach Annahme dieser Regquisition seitens des 
Kriegsschiffkommandos schiffte ich mich am 3. Mai 
morgens mit 22 Polizeijungen (unter Polizeimeister 
Soelle) auf dem „Seeadler“ ein. Wir liesen zu- 
nächst die Station der Neu-Guinea-Kompagnie, Wa- 
rangoi an, weil hier vor Kurzem ein farbiger 
Arbeiter der Kompagnie, welcher im Busche auf der 
Schildkrötenjagd sich befand, von Kanakern mit einem 
Speer verwundet worden war. Die Kanaker hatten 
sich nicht wieder sehen lassen, aber ich gab dem bis 
hierher mitgekommenen Administrator Geisler zur 
Sicherung der Station gegen etwaige Ueberfälle 
zehn Polizeisoldaten mit und ertheilte ihm die Er- 
mächtigung, gegen in der Umgegend sich herum- 
treibendes räuberisches Gesindel eventuell vorzugehen. 
Von Warangoi wurde der Kurs auf die dem 
Nordosten von Neu-Mecklenburg vorgelagerten Sand- 
wich-Inseln genommen, die stets gute Polizeijungen 
und Arbeiter geliefert und früher auch, als die 
Trepangausbeute sich noch lohnte, zwei Händler- 
stationen erfolgreiche Thätigkeit ermöglicht hatten. 
Wir landeten am 4. morgens am Orte Karie auf 
der Insel Djaul. Die Leute waren sehr freundlich 
und zutraulich, und unsere Polizeijungen fanden 
manchen alten Bekannten unter ihnen. Nach einigem 
Zureden gelang es auch, drei gut aussehende Leute, 
darunter ein Mitglied der angesehensten Häuptlings- 
familie, für die Polizei anzuwerben. Nachdem hier 
einige photographische Aufnahmen gemacht waren, 
durchquerten wir in halbstündigem Marsche die Insel. 
Wir fanden im Innern einen fettigen Lehmboden
	        
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