Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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daß die Produktion nicht mehr in demselben Maße 
wird gesteigert werden können, wie dieses in den 
letzten 20 und 30 Jahren der Fall gewesen ist. 
Wie oben gesagt worden ist, wurden im letzten Jahre 
43 pCt. der gesammten Samenernte verarbeitet. Man 
nimmt an, daß 35 pPéCt. des Samens jährlich zur 
Saat verwendet werden und da ferner immer ein 
gewisser Theil des Samens verloren geht, so würden 
etwa 60 pCt. der Gesammternte für die Oelindustrie 
zur Verfügung stehen. Nach dem jetzigen Stand 
werden also etwa 17 pCt. dieser Samenernte noch 
nicht nutzbar gemacht. Der Samen wird theilweise 
an Ort und Stelle als Dünger verwendet, wird 
vielfsach weggeworfen, wenn keine Oelfabriken in 
erreichbarer Nähe sind, oder verkommt auf irgend 
eine Weise auf den Negerwirthschaften des Südens. 
Wenn also, was in wenigen Jahren geschehen kann, 
der Verbrauch der Baumwollsamenernte von 43 auf 
60 péCt. gestiegen ist, so werden die Vereinigten 
Staaten auf dem höchstmöglichen Punkt ihrer Pro- 
duktion und ihrer Ausfuhr angelangt sein und die 
Vermehrung der Baumwollsamenöl= und -Kuchen- 
produktion wird dann gleichen Schritt halten müssen 
mit der Zunahme der Baumwollernte überhaupt. 
Das deutsche Institut für Schiffs= und Tropenkrankheiten 
in damburg. « 
Am 1. Oktober d. Is. soll in Hamburg ein neues 
wissenschaftliches Institut für Schiffs= und Tropen- 
krankheiten ins Leben treten. Die Kolonial-Abtheilung 
des Auswärtigen Amts hatte anfänglich ein derartiges 
Institut begründen wollen. In der Einsicht jedoch, 
daß in Berlin das dafür geeignete Krankenmaterial 
fehlen würde, wurde dieser Plan dahin geändert, 
daß die Kolonialverwaltung die in gleicher Richtung 
gehenden gleichzeitigen Pläne des Hamburger Staats 
unterstützte und sich an dessen neubegründetem Institut 
vertraglich eine Mitwirkung und Betheiligung sicherte. 
Der Hamburger Staat erweitert das Seemanns- 
Krankenhaus und wandelt es in eine Heilanstalt für 
innerlich erkrankte Seeleute und Tropenkranke um, 
während die jetzigen Patienten des Seemanns- 
Krankenhauses, die durch Unfälle im Hafen Verletzten, 
dem besonderen Hafenkrankenhaus überwiesen werden. 
Das Seemanns-Krankenhaus wird nunmehr der 
Leitung des Hafenarztes unterstellt, ein wissenschaft- 
liches Institut für Schiffs= und Tropenkrankheiten 
mit wissenschaftlich gebildetem Personal damit ver- 
bunden, beide Anstalten werden dem Hamburger 
Medizinalkollegium untergeordnet. 
Wenn so das Seemanns-Krankenhaus zu einer 
Stätte ausgebildet werden soll, in der die Besonder- 
heiten der Krankheiten der Seeleute nicht nur beob- 
achtet und behandelt, sondern auch miteinander 
verglichen, gesammelt und zur Weiterbildung der 
Schiffshygiene benutzt werden, so ergeben sich daraus 
in unmittelbarer Folge zwei wichtige Aufgaben: zu- 
nächst die Vorbildung von Schiffsärzten der Handels= auf chinesischem Boden vor. 
  
marine für ihren Beruf, sodann die Förderung der 
Kenntniß und der Erforschung der Tropenkrankheiten. 
Hamburg hat einen sehr großen Verkehr mit den 
Tropen, und unter den krank hier ankommenden 
Seeleuten bilden die mit tropischen Krankheiten Be- 
hafteten eine Anzahl und Auswahl, wie sie kaum in 
einem anderen Hafen des europäischen Festlandes 
und sicher nirgends in Deutschland reichhaltiger zu 
finden ist. Zum Studium dieser Krankheiten und 
auch zur Vorbildung von Aerzten für unsere tropi- 
schen Kolonien und Handelsniederlassungen giebt es 
in Deutschland keinen geeigneteren Platz als Hamburg. 
Die deutsche Kolonialverwaltung hat sich ver- 
traglich die Möglichkeit gesichert, für die Vorbildung 
ihrer Tropenärzte und die gutachtliche Beurtheilung 
hygienischer Fragen in unseren Kolonien sich an dem 
Institut in geeigneter Weise betheiligen zu können. 
Sie wirkt bei der Aufstellung der Beamten mit und 
hat sich eine Reihe von Arbeitstischen und Kranken- 
betten ausbedungen, über die sie von sich aus dis- 
poniren kann. (Aus der Nordd. Allg. Ztg.) 
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Tikterakur. 
Közle, Neuer Wegzeiger durch die deutschen Schutz- 
gebiete in Afrika, der Südsee und Ostasien. Nach 
amtlichen Quellen mit einer großen Uebersichtskarte. 
Stuttgart 1900. Verlag von Max Kielmann. 
Dieser auch äußerlich sehr schmuck ausgestattete 
Führer durch unsere Kolonien kommt einem Bedürfniß 
entgegen, da er der einzige ist, der sämmtliche deutsche 
Besitzungen berücksichtigt. Die Benutzung der amt- 
lichen Quellen bürgt außerdem für die Genauigkeit 
der Angaben. Für jeden Zeitungsleser, der angesichts 
der häufigen Nachrichten aus unseren Kolonien, so 
gegenwärtig aus China, sich näher über die geographi- 
schen und kulturellen Verhältnisse derselben unterrichten 
möchte. Besonders brauchbar dürfte die Schrift für 
Lehrer und Schulbibliotheken sein. 
Eine sehr lesenswerthe Abhandlung hat der Lehrer 
am orientalischen Seminar Dr. C. Velten der Frage 
der Spitznamen der Europäer bei den Suaheli ge- 
widmet. Die lehrreiche Arbeit ist im III. Jahrgang 
der Mittheilungen des Seminars, Abtheilung 3, 
erschienen. 
  
Karte des Kriegsschauplatzes der deutschen 
Truppen in China. 1:1.000 000. Von Paul 
Langhaus. Mit Begleitworten: Deutsche In- 
teressen und deutsche Streitkräfte in China. Gotha 
1900. Justus Perthes. 
Im Augenblick der Einschiffung des deutsch- 
chinesischen Expeditionskorps in Bremerhaven legt der 
bekannte Kriegskartograph Prof. Paul Langhans 
dem deutschen Volke eine Spezialkarte zum Verfolg 
der bevorstehenden Operationen der deutschen Truppen 
Während desselben
	        
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