Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

ich auf längeren Wanderungen die Insel Deslaes 
kennen. Sie ist sehr schwach bewohnt, da die Pocken 
vor einigen Jahren hier fürchterlich gehaust haben. 
Der reiche Ertrag derselben an Kopra beruht darauf, 
daß überall im Busch als Spuren früherer, durch 
das Aussterben der Menschen vernichteten Ansiedelungen 
herrenlose Kokospalmen stehen, deren Früchte Einge- 
borene oder die für Hansen von der Neu-Guinea- 
Kompagnie angeworbenen Arbeiter zu Kopra schneiden. 
Die Insel birgt in ihrem hohen Urwalde auch manches 
  
Eingeborener von Merite. 
nutzbare Holz. Einige Dutzend großer Stämme 
sind schon mit Nutzen nach Europa verschifft worden. 
Die schöne Insel wird später, wenn ihre regelrechte 
Kultur in Angriff genommen ist, einen hohen Ertrag 
an Kopra liefern können. 
Deslaes ist rein vulkanisch und giebt für das 
  
Auffinden werthvollen geologischen Materials keine 
Hoffnung. Die Malaria ist daselbst unter den Ein- 
geborenen nach Feststellung von Herrn Geheimrath 
Dr. Koch allgemein verbreitet. 
Von den French-Inseln fuhren wir hinüber nach 
der Insel Mérite, auf welcher Hansen vor Kurzem 
eine mit einem Europäer besetzte Zweigstation angelegt 
hat, die nach dem bisherigen Resultate etwa 6 Tons 
besten Trepang und 10 Tons Kopra im Jahre liefern 
wird. Mérite (Unea) ist verhältnißmäßig stark be- 
— — * völkert, besitzt aber keine 
  
größeren Palmenbestände, 
da die Eingeborenen die 
Kokosnüsse als Nahrungs- 
mittel nicht besonders 
schätzen. Die Anseglung 
der Insel, die mit lang- 
gestreckten, den Lagerplatz 
des Trepangs bildenden 
Riffen umgeben ist, ist 
schwierig. 
S. M. S. „Möwe“ 
fruhr aber innerhalb des 
ersten Riffes verhältniß- 
meäßig nahe gegenüber der 
Haoandelsstation an die In- 
sel heran, ohne wegen des 
schlechten Grundes ankern 
zu können. 
Die Mériteleute traten 
mit uns in regen Tausch- 
verkehr, ließen sich photo- 
graphiren und führten uns 
in ihre Dörfer. Dort 
fanden wir auch Weiber 
und Kinder, so daß Herr 
Geheimrath Koch die be- 
äeits früher gelegentlich 
eEeines Anlaufens mit dem 
„Johann Albrecht“ von 
ihm begonnene Malaria- 
untersuchung fortsetzen 
konnte. Das Resultat 
derselben ist für die Insel 
Eeein ungleiches, da an eini- 
gpggen Stellen die Malaria 
stark auftritt, während 
andere Punlte fast ganz 
frei von derselben sind. 
DiieEingeborenenhütten 
waren unter Benutzung 
von Bambus sorgsam und 
zierlich gebaut. Vielfach 
hatten dieselben einen 
nach zwei Seiten offenen Vorraum, der als Küche 
und Vorrathsraum diente. Die Speere und 
Wursschleudern zeigten mit denen der French- 
Inseln große Aehnlichkeit. Klingen von Steinwerk- 
zeugen, die seit langer Zeit schon außer Gebrauch 
sind und früher hauptsächlich von der Villaumez- 
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