Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

könnten aber höchstens auf dem Manplateau gezogen 
werden, da sie einen wirklichen Winter zu ihrem 
Gedeihen verlangen. 
Vom Thierreich kommt zunächst der Elefant in 
Betracht. Er findet sich fast überall im Schutz- 
gebiet, mit Ausnahme vom Königreich Uganda, wo 
er durch die besser bewaffnete Bevölkerung aus- 
gerottet ist. Der Elefant kommt insbesondere in 
großer Zahl vor im Toru-Distrikt, in Unyoro, am 
Elgonberg, auf den Hügeln und Hochländern des 
Ostens, rund um den Rudolf-See, und im Rift- 
Valley ebenso wie in Naivasha. 
Das Elfenbein ist erstklassig. Die Zähne des 
männlichen Elesanten sind oft gewaltig an Größe 
und Gewicht. — Ob sich der dortige Elefant ebenso 
wie der indische wird zähmen lassen, ist noch nicht 
sestgestellt. 
Die Eingeborenen sollen noch im Besitz von 
großen Mengen alten Elfenbeins sein. 
Nindvieh wird von den Eingeborenen in Herden 
gehalten, und zwar überall im Schutzgebiete mit 
alleiniger Ausnahme der unbewohnten Distrikte, wie 
der Manwälder, der Gipfel der hohen Berge und 
vielleicht eines Theiles des wüsten Landes in der 
Nähe des Rudolf-Sees. — Das Vieh gehört zwei 
sehr verschiedenen Gattungen an. Im Osten und 
in der Milte, sowie in den Schuli-, Madi= und 
Barigegenden des Nil haben die Ochsen den Typus 
des indischen Zebu, einen Höcker, eine beträchtliche 
Wamme und kurze Hörner. — Im nördlichen Theile 
des Landes am Rudolf-See, auf den Hochländern 
im Osten des Nil und im Südwesten in Ankole, 
herrscht der mit ungeheuren Hörnern ausgestattete 
Gallaochse vor, welcher, von geringen Abweichungen 
abgesehen, dem im südlicheren Afrika — südlich vom 
Zambesi — vorkommenden Vieh gleich ist. — Belde 
Viehgattungen haben ihren Ursprung in Asien. 
Pferde gedeihen fast überall im Schutzgebiet; 
auch ist das Land frei von gistigen Gräsern und 
Kräutern. Doch scheint die Tsetsefliege vorzukommen, 
wenn auch in einer weniger gefährlichen Abart als 
im übrigen Afrika. 
Der wilde Esel, welcher sehr leicht zähmbar ist, 
ist einheimisch in den wüsten Gegenden der nörd- 
lichen Ufer des Rudolf-Sees und vielleicht zwischen 
dem Rudolf-See und dem oberen Nil. Dies sind 
große, starke und hübsche Thiere, die sich zur 
Kreuzung mit Somali= und arabischen Pserden eignen 
würden. 
Das Zebra ist ein häufig vorkommendes Thier 
im Schutzgebiet. Versuche, es zu zähmen, sind 
seitens der Eingeborenen nicht gemacht worden. 
Das Land westlich des Rudolf-Secs bringt auch 
Kamcele hervor, die aber nur in den trockenen 
Gegenden der östlichen Theile des Schutgebiets ge- 
braucht werden könnten, da anderwärts das Klima 
zu feucht ist. 
Die Eingeborenen halten große Heerden von 
Ziegen und Schasen. 
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In den meisten Theilen des Landes kommen 
wilde Bienen vor, die Wachs liefern, welches in 
Zukunft ein Ausfuhrartikel werden kann. 
Auf Mineralien ist das Land bislong so wenig 
durchsucht, daß sich über die vorhandenen Schätze 
noch kein Urtheil bilden läßt. — Eisen ist in den 
meisten Theilen des Schutzgebiets vorhanden und 
wird von den Eingeborenen leicht gewonnen. Un- 
sicheren Gerüchten zufolge, soll Kupfer in den Nil- 
gegenden, Gold im Sande der Flußbette an der 
Nordwest-Seite des Rudolf-Sees und Kohle an den 
Abhängen des Elgonberges gefunden sein. 
Die gegenwärtige Lage. 
Die Man-, Baringo-, Nandi-, Kavirondo= und 
Busoga-Distrikte, das Königreich Uganda, die 
Distrikte von Ankole, Toru und Unyoro, ein kleiner 
Theil von Bukedi und die Länder in der Nachbar- 
schaft des rechten oberen Nilufers, stehen völlig 
unter der Gewalt der britischen Beamten. — Diese 
Länderstrecken bieten mit Ausnahme des westlichen 
Theiles des Man-Distrikts einen sicheren Ausenthalt 
für europäische Reisende, Kaufleute und Ansiedler. 
Das Königreich Uganda ist das civilisirteste dieser 
Länder und bezeugt am deutlichsten, daß cs unter 
der Herrschaft einer europäischen Macht steht. Der 
Dank hierfür gebührt nicht nur dem Regiment der 
früheren Könige, sondern auch dem Wunsche der 
zeitigen Häuptlinge, ihr Land sich gemäß den in 
Europa herrschenden Auffassungen ordnen und ent- 
wickeln zu sehen. 
Zur Zeit ist das Königreich Uganda in ver- 
schiedenen Richtungen von gut angelegten, breiten 
Straßen durchkreuzt. 
Die Baganda bereisen die Küsten des Victoria 
Nyanza in Kanus von einer sehr originellen Bau- 
art, die bis 100 Menschen aufnehmen können. Sie 
sind ein wissensdurstiger Volksstamm, und es ist 
überraschend, welche Zahl von Männern, Knaben 
und auch Frauen in den Missionsschulen Lesen und 
Schreiben gelernt hat. Mehrere ihrer Häuptlinge 
haben Schreibmaschinen im Gebrauch. 
Die Suaheli= und Ki-Suahell-Sprache ist im 
Schutzgebiele nicht so verbreitet, wie im sonstigen 
Ost= und Mittel-Afrika. Nur innerhalb des alten 
Kaiserreichs Uganda bedient man sich dem Li- 
Suaheli verwandter Sprachen. 
Nördlich von Unyoro in der Nilprovinz (zur 
Zeit ein Streisen, ungefähr 30 Meilen (miles] breit, 
der parallel mit dem Ostufer des oberen Nil 
zwischen dem Rudolf= und Lado-See läuft) sollen 
die Eingeborenen völlig sriedlich sein. — Die in der 
Nähe des Nil wohnenden Shuli und Madi scheinen 
sehr glücklich veranlagt zu sein; die Bari, welche mehr im 
Norden wohnen, sind rastloser. Auch die Bewohner 
des schönen und bergigen Latukalandes sind fried- 
liebend. - 
In einer Entfernung von ungefähr 30 Meilen 
nordnordöstlich von Toweira haust noch eine kleine
	        
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