es mir gelingt, davon stets einen genügenden Vor-
rath zu erhalten. In Grootfontein ersetzt er voll-
ständig den Plattentabak, und es wäre zu wünschen,
daß er im ganzen Land zu erhalten wäre, denn er
ist entschieden gesunder und billiger als der Platten-
tabak.
Die Mannschaften der Truppe würden sich bald
an ihn gewöhnen und ihn dem Plattentabak vor-
ziehen. Die Station würde mehrere Centner im
Jahr liefern können. Auch die Buren würden gern
bereit sein, Verträge für die jährliche Lieferung von
Tabak einzugehen, so daß auf diese Weise der ganze
Regierungsbedarf aus eigener Landesproduktion ge-
deckt werden könnte. Ich zweifle nicht, daß sich die
bis jetzt erzielte Qualität verbessern ließe, da die
Bodenbeschaffenheit und die klimatischen Verhältnisse
dem Tabakbau günstig sind.
In der Umgebung von Grootfontein befinden
sich einige Ansiedelungen von Deutschen und Buren,
die entweder Land schon gekauft haben oder auf den
Vertreter der Southwest Africa Company warten,
um dies zu thun. Diese Ansiedler sind meistentheils
sehr fleißige und energische Leute, die in der glück-
lichen Lage sind, Groß= und Kleinviehzucht neben
Ackerbau treiben zu können. Letzteren betreiben sie
mit großem Erfolg. Da die Aussichten auf gute
Getreideernten günstig sind, fangen bereits einige
Buren an, Hafer und Weizen auszusäen. Es ist zu
erwarten, daß in nächster Zeit die Landwirthe von
Grootsontein im Stande sein werden, Hafer und
Weizen zu verkausen. Ein solches Ereigniß wird
für die Regierung von großer Bedeutung sein.
Ich habe fast alle Buren, die im Distrikt Groot-
fontein wohnen, besucht und dabei erfahren, daß sie
mit ihren Aussichten, was Landwirthschaft betrifft,
zufrieden sind. Unter deutscher Herrschaft fühlen sie
sich sehr glücklich. Sie sind verständig genug, um
einzusehen, daß in dem Erwerb der Reichsangehörig-
keit für sie ein bedeutender Vortheil liegen würde.
Mit Oobstkultur ist in und bei Grootfontein ein
guter Anfang gemacht worden. Besonders erfolg-
reich erscheint der kleine Obstgarten des Ansiedlers
Vaasch auf Rietsontein. Für Obstkultur ist die
Thatsache sehr günstig, daß der Frost hier nicht
heftig auftritt.
Aussicht auf Erfolg dürften auf der Station
Grootfontein Versuche mit Anpflanzungen von Kaffee,
Zuckerrohr, Kastanien, Walnüssen, Kirschen, Orangen
und Citronen haben. Auch der Weinstock wird hier
fortkommen.
Die Gegend von Grootfontein ist sehr besiede-
lungsfähig; Ackerbau kann stellenweise nach der
Regenzeit betrieben werden, da die Feuchtigkeit lange
vorhält. Auf den Flächen, wo kein Wasser zu Tage
tritt, kann durch Anlage von Brunnen mit Noria-
Becherpumpen für die Trockenzeit Wasser geschaffen
werden.
Während meines Aufenthalts in Grootfontein hatte
ich Gelegenheit, die Gegend des Omuramba-Nama-
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tako bei Orisume und Otjituo, östlich von Groot-
fontein, zu besuchen, wobei ich von Otjituo einen
Abstecher nach Neissas und Eissas machte. Am
Omuramba finden sich Stellen, wo mit geringen
Kosten Erddämme aufgeworfen werden können; da
das Gefälle so sehr gering ist, liegt keine Gefahr des
Wegreißens durch Abkommen des Flusses vor. Das
gestaute Wasser wird zur Berieselung dienen, und
der Boden des Flusses ist solcher Natur, daß der
Stauboden nach Ablauf des Wassers dem Getreide-
bau zu gute kommt.
Nordöstlich von Grootfontein, im sogenannten
Sandfeld, besteht gute Aussicht, Wasser in geringer
Tiefe zu erschließen, was um so mehr in Betracht
kommt, als das Gebiet für Besiedelung geeignet ist.
Der Baumbestand in der Gegend von Groot-
fontein, und besonders auf Neissas und Eissas, ist
schön. Man zählt wenigstens sechs verschiedene Arten
Laubbäume, die als Nutzhölzer zu gebrauchen sind.
Sie erweisen sich als stattliche Bäume mit geraden,
dicken Stämmen. Eine ordnungsmäßige Forstwirth=
schaft erscheint hier aussichtsreich. Erstaunlich war
ess zu sehen, daß selbst die Kalksteinhügel, aus
massigen Kalkfelsen bestehend, von oben bis unten
mit schönen Laubbäumen bedeckt sind. Diese Kalk-
steinhügel kommen auch im Namalande vor, sind aber
dort öde und kahl. Das üppige Wachsthum ist ein
sicherer Beweis des Wasserreichthums der Hügel in
dieser Gegend.
Von Grootfontein reiste ich über die Missions-
station Ganb nach Otavifontein. Zwischen Groot-
fontein und Ganb ist ausgezeichnetes Weidefeld.
Offenes Wasser findet sich unterwegs nicht, es könnte
durch Brunnenanlagen beschafft werden. Auf Ganb
ist viel Wasser, dasselbe ist aber bis jetzt nicht aus-
genutzt worden. Die Mission hat die Absicht, hier
eine größere Ackerwirthschaft anzufangen; dafür ist
der Ort sehr geeignet. Zwischen Ganb und Otavi-
fontein sind mir zwei Stellen aufgefallen, wo die
Aussichten, Wasser zu finden, sehr gute sind. Hier
böte sich Gelegenheit zur Ansiedelung.
Was die Wasserverhältnisse von Otavifontein an-
langt, so sind sie die günstigsten, die ich bis jetzt im
Lande gesehen habe. Das Wasser wird für Acker-
bau nach Kräften ausgenutzt, und die große Garten-
anlage der Station ist in gutem Zustande. Tabak-
bau wird auch hier betrieben, aber das Produkt ist
nicht so gut geworden wie das von Grootfontein.
Durch mangelhafte Behandlung war der mir vor-
gelegte Tabak verschimmelt. Die Qualität war da-
her, obwohl der Tabak besser aussieht, schlechter als
diejenige des in Grootfontein gezogenen Produkts.
Der Gärtner hatte nicht Gelegenheit, sich von den
Buren belehren zu lassen. Mit dem Wasser von
Otavifontein könnte noch viel mehr als bislang Land
unter Kultur gebracht werden. Die Anlage der
Station ist aber für die Bedürfnisse hinreichend.
Zwischen Otavifontein und Outjo ist sehr gute
Viehweide. Für Ackerbau ist die Gegend nicht be-
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