mehrerer unzufriedener Städte war eine
Demonstration hinreichend, Bologu aber mußte mit
bloße
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Waffengewalt zum Gehorsam gezwungen werden.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch das im Norden
nahe der Grenze gelegene Pantindi bestraft, welches
— aus einem ganz geringfügigen Anlaß — sich
gleichfalls gegen Soldaten thätlich vergangen hatte.
Eine zweite größere Unternehmung gegen Städte
der Mobalandschaft fand nach der Rückkehr des
Stationsleiters von der Expedition in Dagomba
und Konkomba statt. In diesem Falle handelte es
sich um Städte, welche den Gehorsam gegen das
Regiment der Weißen noch ständig verweigert hatten.
Ihnen war neuerdings der Kamm geschwollen, da
sich die Nachricht verbreitet hatte, der Bezirksleiter
sei nach der Küste abmarschirt und es befinde sich
zur Zeit kein Weißer im Bezirk.
Mehrere Briefe vertrauenswürdiger Chakossi=
händler, welche in ?endi eingingen, wußten von
großer Unsicherheit der Straßen in Moba, von
Beraubungen der Händler, ja von der Ermordung
etlicher Chakossi durch Mobaleute zu melden. So
unternahm denn schon in Abwesenheit des Bezirks-
chefs der mit der Führung der laufenden Geschäfte
auf der Station beauftragte Unteroffizier einen Zug
gegen die Panadörfer. Alsdann aber wurden nach
einem Tag und Nacht andauernden Gewaltmarsch
bei Sonnenaufgang am 23. Mai 1900 durch vier
Abtheilungen von Soldaten und Reitern die Pana-
dörfer und die Städte Bunyori, Notjintendi und
Nabahu gleichzeitig und völlig überraschend ange-
griffen. Auch in den nächsten Tagen fanden kleinere
Gefechte statt. Am 26. Mai 1900 aber stand die
gesammte Bezirkstruppe unter Führung des Bezirks-
chefs in den felsigen Schluchten bei Sittika im Ge-
fecht gegen die Natyababevölkerung. Die Leute,
welche in den Schluchten und Thälern zum Kampf
gegen die Weißen hohe Steinwälle errichtet hatten,
stritten — allen Versuchen, sie zur Einstellung der
Feindseligkeiten zu vermögen, zum Trotz — mit
einer Erbitterung und Hartnäckigkeit, welche in diesen
Gegenden ganz und gar unerhört sind. So dauerte
das Gefecht 6½ Stunden; es wurde eine Anzahl
der Steinwälle im Sturm genommen und die Thäler
und Schluchten Schritt für Schritt vom Gegner
gefäubert. Die Verluste der Leute waren ganz
außerordentlich große; auf Seiten der Stations-
truppe lag eine erhebliche Anzahl von Verwun-
dungen vor.
Diese Unternehmung hat die Renitenz der
trotzigen Bevölkerung jener Gegend endlich gebrochen.
Mit Ausnahme des an der französischen Grenze
gelegenen Nabahu haben sie sämmtlich alsbald um
Frieden gebeten.
3. Expedition in den östlichen Theilen des
Bezirks.
Der Eintritt in das Ostgebiet erfolgte von Kabo
aus. Auf dem ganzen Wege bis zum Markte
—
Nanwou wurden lediglich Kombadörfer (zu Gerin-
kuka gehörig) angetroffen.
Der Markt Nanwou ist ein „Buschmarkt“
im eigentlichsten Sinne. Es werden weder die
Produkte der Haussaländer noch europäische Er-
zeugnisse auf ihm gehandelt.
Nach Beendigung einiger wichtigen topogra-
phischen Arbeiten in diesem Gebiete überschritt die
Expedition den Kara, danach wurde die liebliche
Hügellandschaft Kadyal ausgenommen. Die Be-
wohner dieses Gebiets gehören bereits der Tim-
bevölkerung an. Sie waren früher mit dem be-
nachbarten Tshorevölkchen vereint, bis es vor etwa
drei Generationen zu einer Trennung kam, nachdem
unleidliche Verhältnisse die ruhigeren Elemente ver-
anlaßt hatten, den Sitz am Gebirge zu verlassen
und sich in der Nachbarschaft eine neue Heimat zu
gründen. Die Behauptung des alten klugen Häupt-
lings von Kadyal, daß die Tshoreleute sich nicht
dazu verstehen würden, die Expedition in Frieden
aufzunehmen, bestätigte sich. So wurde der Eintritt
in das Land mit Waffengewalt erzwungen.
Die hier vorgenommenen topographischen Arbeiten
ergaben die Zweckmäßigkeit einer hydrographischen
Grenze zwischen den beiden Bezirken, welche im
Osten durch den Austritt des Liri aus dem Gebirge,
im Westen durch die Mündung des Nanwou in den
Kara bezeichnet ist.
Auch Tshore ist eine Hügellandschaft, welche
dank der Nähe des Gebirges reich bewässert ist
und daher einen umfangreichen Anbau gestattet.
Die Bevölkerung ist hinter den ihr eng verwandten
Kadyals kulturell erheblich zurückgeblieben.
Schon während des Aufenthalts in Tshore
wurde mit der nördlich gelegenen Landschaft Banya
(Lamba) Fühlung genommen. Die Leute verhielten
sich feindfelig. Es kam zu einem Gefecht der Reiter
des Bezirks gegen die Bewohner der Stadt Tjesside,
welche sich westlich des dem Gebirge in sehr charak-
teristischen Formen vorgelagerten Behanu ausdehnt.
Späterhin wurde das Lager zum Zweck weiterer
topographischer Feststellungen nach Banya verlegt.
Es fanden alsdann noch mehrfach Gefechte und
Scharmützel mit der Bevölkerung von Tejesside,
Wora und dem im Westen nach dem Kara zu ge-
legenen Attila statt.
Diese kleinen Landschaften, die zwischen dem
Karaflusse und dem Gebirge gelegen sind, stellen
durchaus eine Einheit dar.
Auch sie gehören im Uebrigen noch der sogenannten
Timbevölkerung an, während das der Stadt Tjesside
im Norden vorgelagerte Djinjinde bereits jener
großen Volkseinheit zuzurechnen ist, deren am Ein-
gang dieses Berichtes Erwähnung gethan wurde.
Es erscheint zweckmäßig, in diesem Zusammen=
hange noch ein Wort über die sogen. „Konkomba“
hinzuzufügen. Diese Bezeichnung ist durchaus un-
wissenschaftlich, denn sie ist leineswegs die ein-
heimische Bezeichnung, sondern das willkürliche Mach-