Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

mehrerer unzufriedener Städte war eine 
Demonstration hinreichend, Bologu aber mußte mit 
bloße 
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Waffengewalt zum Gehorsam gezwungen werden. 
Bei dieser Gelegenheit wurde auch das im Norden 
nahe der Grenze gelegene Pantindi bestraft, welches 
— aus einem ganz geringfügigen Anlaß — sich 
gleichfalls gegen Soldaten thätlich vergangen hatte. 
Eine zweite größere Unternehmung gegen Städte 
der Mobalandschaft fand nach der Rückkehr des 
Stationsleiters von der Expedition in Dagomba 
und Konkomba statt. In diesem Falle handelte es 
sich um Städte, welche den Gehorsam gegen das 
Regiment der Weißen noch ständig verweigert hatten. 
Ihnen war neuerdings der Kamm geschwollen, da 
sich die Nachricht verbreitet hatte, der Bezirksleiter 
sei nach der Küste abmarschirt und es befinde sich 
zur Zeit kein Weißer im Bezirk. 
Mehrere Briefe vertrauenswürdiger Chakossi= 
händler, welche in ?endi eingingen, wußten von 
großer Unsicherheit der Straßen in Moba, von 
Beraubungen der Händler, ja von der Ermordung 
etlicher Chakossi durch Mobaleute zu melden. So 
unternahm denn schon in Abwesenheit des Bezirks- 
chefs der mit der Führung der laufenden Geschäfte 
auf der Station beauftragte Unteroffizier einen Zug 
gegen die Panadörfer. Alsdann aber wurden nach 
einem Tag und Nacht andauernden Gewaltmarsch 
bei Sonnenaufgang am 23. Mai 1900 durch vier 
Abtheilungen von Soldaten und Reitern die Pana- 
dörfer und die Städte Bunyori, Notjintendi und 
Nabahu gleichzeitig und völlig überraschend ange- 
griffen. Auch in den nächsten Tagen fanden kleinere 
Gefechte statt. Am 26. Mai 1900 aber stand die 
gesammte Bezirkstruppe unter Führung des Bezirks- 
chefs in den felsigen Schluchten bei Sittika im Ge- 
fecht gegen die Natyababevölkerung. Die Leute, 
welche in den Schluchten und Thälern zum Kampf 
gegen die Weißen hohe Steinwälle errichtet hatten, 
stritten — allen Versuchen, sie zur Einstellung der 
Feindseligkeiten zu vermögen, zum Trotz — mit 
einer Erbitterung und Hartnäckigkeit, welche in diesen 
Gegenden ganz und gar unerhört sind. So dauerte 
das Gefecht 6½ Stunden; es wurde eine Anzahl 
der Steinwälle im Sturm genommen und die Thäler 
und Schluchten Schritt für Schritt vom Gegner 
gefäubert. Die Verluste der Leute waren ganz 
außerordentlich große; auf Seiten der Stations- 
truppe lag eine erhebliche Anzahl von Verwun- 
dungen vor. 
Diese Unternehmung hat die Renitenz der 
trotzigen Bevölkerung jener Gegend endlich gebrochen. 
Mit Ausnahme des an der französischen Grenze 
gelegenen Nabahu haben sie sämmtlich alsbald um 
Frieden gebeten. 
3. Expedition in den östlichen Theilen des 
Bezirks. 
Der Eintritt in das Ostgebiet erfolgte von Kabo 
aus. Auf dem ganzen Wege bis zum Markte 
— 
Nanwou wurden lediglich Kombadörfer (zu Gerin- 
kuka gehörig) angetroffen. 
Der Markt Nanwou ist ein „Buschmarkt“ 
im eigentlichsten Sinne. Es werden weder die 
Produkte der Haussaländer noch europäische Er- 
zeugnisse auf ihm gehandelt. 
Nach Beendigung einiger wichtigen topogra- 
phischen Arbeiten in diesem Gebiete überschritt die 
Expedition den Kara, danach wurde die liebliche 
Hügellandschaft Kadyal ausgenommen. Die Be- 
wohner dieses Gebiets gehören bereits der Tim- 
bevölkerung an. Sie waren früher mit dem be- 
nachbarten Tshorevölkchen vereint, bis es vor etwa 
drei Generationen zu einer Trennung kam, nachdem 
unleidliche Verhältnisse die ruhigeren Elemente ver- 
anlaßt hatten, den Sitz am Gebirge zu verlassen 
und sich in der Nachbarschaft eine neue Heimat zu 
  
gründen. Die Behauptung des alten klugen Häupt- 
lings von Kadyal, daß die Tshoreleute sich nicht 
dazu verstehen würden, die Expedition in Frieden 
aufzunehmen, bestätigte sich. So wurde der Eintritt 
in das Land mit Waffengewalt erzwungen. 
Die hier vorgenommenen topographischen Arbeiten 
ergaben die Zweckmäßigkeit einer hydrographischen 
Grenze zwischen den beiden Bezirken, welche im 
Osten durch den Austritt des Liri aus dem Gebirge, 
im Westen durch die Mündung des Nanwou in den 
Kara bezeichnet ist. 
Auch Tshore ist eine Hügellandschaft, welche 
dank der Nähe des Gebirges reich bewässert ist 
und daher einen umfangreichen Anbau gestattet. 
Die Bevölkerung ist hinter den ihr eng verwandten 
Kadyals kulturell erheblich zurückgeblieben. 
Schon während des Aufenthalts in Tshore 
wurde mit der nördlich gelegenen Landschaft Banya 
(Lamba) Fühlung genommen. Die Leute verhielten 
sich feindfelig. Es kam zu einem Gefecht der Reiter 
des Bezirks gegen die Bewohner der Stadt Tjesside, 
welche sich westlich des dem Gebirge in sehr charak- 
teristischen Formen vorgelagerten Behanu ausdehnt. 
Späterhin wurde das Lager zum Zweck weiterer 
topographischer Feststellungen nach Banya verlegt. 
Es fanden alsdann noch mehrfach Gefechte und 
Scharmützel mit der Bevölkerung von Tejesside, 
Wora und dem im Westen nach dem Kara zu ge- 
legenen Attila statt. 
Diese kleinen Landschaften, die zwischen dem 
Karaflusse und dem Gebirge gelegen sind, stellen 
durchaus eine Einheit dar. 
Auch sie gehören im Uebrigen noch der sogenannten 
Timbevölkerung an, während das der Stadt Tjesside 
im Norden vorgelagerte Djinjinde bereits jener 
großen Volkseinheit zuzurechnen ist, deren am Ein- 
gang dieses Berichtes Erwähnung gethan wurde. 
Es erscheint zweckmäßig, in diesem Zusammen= 
hange noch ein Wort über die sogen. „Konkomba“ 
hinzuzufügen. Diese Bezeichnung ist durchaus un- 
wissenschaftlich, denn sie ist leineswegs die ein- 
heimische Bezeichnung, sondern das willkürliche Mach-
	        
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