striches gehen meistens als Arbeiter zu der Forsoythschen
Plantage Ralum. An der ganzen Ostküste Bukas
stand eine solche Brandung, daß eine Landung mit
Booten unmöglich war. Es war im höchsten Grade
bewundernswürdig, wie die Bukas einzeln auf ein
paar schmalen zusammengebundenen Palmenwippen
die Brandung passirten, vom Schiffe aus gesehen
manchmal vollkommen in den Wogenbergen ver-
schwindend. Die Ostseite der Insel Buka, welche
wir bis zur König Albert-Straoße entlang liefen,
ist sehr steinig und schroff. Zwischen dem dunklen
Laube des dichten Busches sieht man nur vereinzelt
die langen Blätter der Kokospalme hindurchschimmern.
Aber überall erblickte man niedrige Hütten und
in Folge unserer Anwesenheit geschäftig hin= und
herlausende Menschen. Unsere Absicht, im Eingange
der Straße zwischen Buka und Bougainville zu
ankern, ward vereitelt, da der 4 bis 5 Meilen
laufende Strom für unser schwaches Ankergeschirr
zu stark war. Wir ließen daher im Schutze einer
kleinen Insel, an der sich die Straße theilte, nahe
dem Ostausgange derselben den Anker fallen. Von
allen Seiten kamen hier die Kanus zu uns heran,
meist mit drei bis vier durchweg kräftigen Leuten
bemannt. Alie Jungen, die früher in Ralum und
Matupi gearbeitet hatten, begrüßten die Herren
Forsoyth und Wahlen und boten uns geschäftig
Boote, Pfeile und Speere zum Eintauschen an.
Der Anwerbung gegenüber verhielten sie sich kühl.
Die jungen brauchbaren Leute trugen auch meist die
für Buka und Bougainville so charakteristischen
Ballonmützen aus Fasergeflecht, ein Zeichen dafür,
daß sie, bis ihre Haare so weit gewachsen sind, daß
die Ballonmütze ausgefüllt ist, gewissen Beschrän-
kungen unterworfen sind und auch die Heimath nicht
verlassen dürfen. Solche Mützen einzutauschen, ist
vollständig unmöglich, da sie für Jeden außer ihrem
Träger „tabu“, d. h. verboten, sind. Die Ballon-
mützen leuchteten uns auch an den beiden folgenden
Tagen aus den Kanus bei den Inseln Matches
und Torotzian an der Westseite von Bougainville
weiß und rot entgegen. Nur mit größter Mühe
gelang es, sechs Leute in den zwei Tagen anzu-
werben.
Die Südspitze von Buka ist niedriges Land, das
Ufer ist zumeist mit Mangroven bewachsen, an-
scheinend recht bevölkert und fruchtbar. Dasselbe
Bild bietet die Nordküste von Bougainville. Wir
gingen an Land auf der Insel Torotian und einer
klemen neben Matches gelegenen Insel. In Torotzian
waren die Leute sehr miß##trausch und sämmtlich mit
Bogen, Pfeilen und Speeren bis an die Zähne bewaffnet.
Schlialich kamen sie jedoch auf unser Zurufen heran
und umstanden uns zu Dugenden. Zurücklehrende
Arbeitsleute hatten ihnen erzählt, daß sie bekriegt
werden sollten, weil sie vor Jahren emen Chinesen
erschlagen hätten. Ich ließ mir den Häuptling
herbeirufen und setzte ihm auseinander, daß ich
allein darüber zu entscheiden hätte, mit wem Krieg
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zu führen wäre. Die alte Geschichte hätte ich ver-
gessen und wolle nur friedlich mit ihnen verkehren.
Sie versicherten uns natürlich, doß sie überhaupt
den Mord nicht begangen hätten, sondern Leute aus
dem Busch das gethan hätten. Aus ihrem scheuen
Verhalten war jedoch wohl auf eine Mitschuld zu
schließben. Nach gewonnenem Vertrauen suhren
einige in meinem Boote mit an Bord, und bald
war dann der „Stephan“ von Kanus umringt,
aus welchen die besten Waffen, anstatt kriegerische
Verwendung zu finden, für Tabak, Messer und Arm-
ringe an Bord des „Stephan“ wanderten. Zu
meiner Verwunderung bemerkte ich am Fußende
eines aus Bougainville stammenden Speeres Kasuar=
federn, und die Eingeborenen erklärten mir, daß,
was bisher wohl noch nicht bekannt war, der Kasuar
(Morup) auf Bongainville im Busche lebte. Die
Männer, mit denen wir in Berührung kamen,
waren, falls sie nicht aus ihrer Zeit als angeworbene
Leute sich noch ein Lendentuch erhalten hatten, voll-
ständig nackt. Frauen bekamen wir überhaupt nicht
zu sehen.
Nachdem wir nachts an der Ostseite der Insel
Motches geankert hatten, fuhren wir am 2. Dezember
in der guten, zwischen den Inseln Sale, Motzungan
und Betatz liegenden Fahrstraße dem Karolahasen zu.
Bei der Insel Betatz wurde gestoppt, und nach
vielem Verhandeln erhielten wir dort von den herbei-
rudernden Kanus noch ein paar gute Jungen. Im
Karolahafen legten wir uns in der Nordostecke zu
Anker. Man liegt dort ausgezeichnet; der Hafen
scheint durch die vorliegenden Risse und Inseln voll-
ständig geschützt zu sein und kann wegen seiner
Ausdehnung und seines klaren Grundes in marinmer
Beziehung noch einmol von großer Bedeutung
werden. Die kleinen, im Hafen liegenden, meistens
für die Frau Kolbe im Grundbuch eingetragenen
Inseln sind fast alle unbewohnt und dienen Tausenden
von großen Waldtauben zum Aufenthalte. Wir
schossen in kurzer Zeit 29 Stück und vorher an dem
Riffkranze der einen Taubeninsel mit einer Dynamit-
patrone über einen Centner Fische.
Langsam dampften wir am 3. morgens von
Karolahafen die Küste entlang, überall mit den sicht-
bar werdenden Kanus wegen Anwerbung von Leuten
in Verbindung tretend. Aber nur em früher als
Arbeiter in Ralum thätig gewesener Häuptling wies
uns zwei seiner Leute zu. Als wir um 10 Uhr
vom Nordkap nach den Charles Hardyinseln zu-
hielten, hatte ich im Ganzen zwölf gute Jungen
für das Gouvernement geworben, worunter sich ein
alter Polizeisoldat und vier alte Ralumarbeiter
befanden.
Von Karolahafen bis Nordkap ist das Küsten-
gebiet miedriges, stark bewaldetes, anscheinend sehr
fruchtbares Land, in dessen Küstenvegetation die
Mangrove vorherrscht.
Am Nordkap beginnen die steil abfallenden
Korallenfelsen, hier eine riesige, thurmhoch spritzende