Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

werden in nachstehenden Ausfüdrungen der Zemchrift 
„Gott will es- geschildert: 
Schon oft wurde von den Mufionaren dervor- 
gehoben, daß man den Heiden nicht nur die Glaubens- 
wahrheiten, sondern auch die Arbeit lebren und fie 
dazu anhalten musse, ihr Brot auf edhrliche Beise 
selbjt zu verdienen. Aber leider lassen die Erwach- 
senen sehr schwer von der ihnen angeborenen Träg- 
beit ab und nehmen dieses Laßer noch mit zu Grabe. 
Anders verhält es sich mitr Kindern, welche noch 
biegsamer und empfänglicher find. Wie bei den auf 
unserer Station Kollanni bei Dar-es-Salaäm untier- 
gebrachten Kmdern Gebet, Schule und Ardeit mit- 
einander vereinigt werden, zeigt eine Schilderung des 
täglichen Lebens und Treibens dort. 
Nach dem Auffteben findet die gemeinsame Morgen- 
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seren Werkstätten statt, unter denen besonders die 
Schreinerei zu erwähnen ist. Da auf unserer Station 
vor emigen Jahren ein neues Gotteshaus gebaut 
wurde und ein zweites in Dar-es-Salam im Ent- 
nehen begriffen ist, so giebt es für diese Werkstatt 
dinreichend Arbeit. Eine größere Anzahl Gehilfen 
und Lehrlinge finden wir emfig darin beschäftigt und 
wiederum in den verschiedensten Abstufungen. Die 
andacht stan, der für befrimmte Abtbeilungen der 
Religionsunterricht folgt. Es mag ungefähr 6 /2 Uhr 
werden. bis das Religiöse seinen Abschluß gefunden 
hat. Jetzt beginnt sogleich die Arbeit. Gruppenweise 
verlieren sich die Kinder, indem der eine, und zwar 
größere Theil, auf das Feld, andere zum Garten, 
wieder andere in die Werkstänen marschiren. Im 
Kinderhof wird es nun leer, und nur mehr einige 
Rekonvaleszenten und kleinere Kinder trippeln herum, 
welche auch die leichteren Arbeiten, wie Kehren 2c., 
besorgen. 
Diejenigen, welche mit Hacken ausgerüstet sind 
und auf dem Felde arbeiten, haben einen der schwe- 
reren Posten. Da hier weder Pflug noch Egge das 
Erdreich lockert, so muß diese ganze Arbeit mit der 
Hacke vollzogen werden. Was die Arbeit dabei noch 
erschwert, sind die vielen Wurzeln von Bäumen, welche 
früher gefällt wurden und jetzt noch immer neue 
Schößlinge treiben. Eine Abtheilung ebnet die Bahn 
zum Hacken, indem sie mit Aexten das wuchernde 
Gestrüpp niedermacht. Bald rinnt allen der Schweiß 
von der Stirn, auch die Neger müssen schwiten, 
wenn sie sich anstrengen, besonders wenn es noch 
Neulinge sind, denen Arbeitsgeräthe unbekannte In- 
strumente sind. 
Fast noch ein bunteres Bild bietet sich in der 
Gartenwirthschaft, in welcher sie sich auch schon einige 
praktische Erfahrungen mit europäischen Sämereien 
angeeignet haben. Mit Gärtnersinn richten diese feine 
Beete her und streuen den Samen aus, andere sind 
im Begriff, die kleinen Pflänzchen auszusetzen, wieder 
andere besorgen das Gießen, was in Afrika immer 
viel Zeit und Mühe beansprucht; das schnell auf- 
schießende Unkraut wird von weniger Geübten aus- 
gerodet, und gar die letzten in der Nangordnung 
sorgen für treibende Kraft der Pflanzen durch Her- 
beischaffung von Dünger. Auf diese Weise wird 
immer reichlich frisches Gemüse für den sonst einfachen 
Ticch des Missionars erzielt. 
Zur Besorgung unserer Vieh= und Schweineheerde 
ist wiederum eine beträchtliche Anzahl Knaben erfor- 
derlich, um die täglichen Arbeiten zu verrichten. 
Daneben findet Unterweisung der Kinder in un- 
ersteren, welche schon die Jahre der Lehre hinter sich 
haben, befassen sich mit feinen Altarschnitzereien, andere 
mit Thüren und Fenstern für Kirche und Wohnhäuser 
und die letzten mit Bretterhobeln. 
Noch wäre die Schmiede zu erwähnen, welche 
ganz von Zöglingen besorgt wird, ferner die Schusterei, 
welche mit Hülfe unserer Kinder Fußbekleidung für 
alle Missionare unserer Präfektur liefert. Auch in 
der Küche treffen wir solche schwarzen Gesellen, welche 
ihr Handwerk trefflich verstehen. 
Für alle diese arbeitenden Knaben ist die Arbeits- 
zeit dis 11 /2 Uhr festgesetzt, doch für diejenigen, 
welche noch die Schule besuchen, schlägt die erwünschte 
Stunde schon um 10 Uhr. Ungefähr 60 verlassen 
unter Gesang und Gejauchze ihre Arbeit, ob gerade 
aus reinem Wissensdrang, ist zweifelhaft, bringen ihr 
Berkzeug an Ort und Stelle und benützen noch die 
eine Viertelstunde zum heiteren Spiel. Auf den 
Schall der Hausglocke hin begeben sie sich zur Schule 
bis 11½/ Uhr. Zur selben Zeit schlägt auch für die 
anderen die fröhliche Stunde. Nach dem Mittag- 
brot ist wieder freie Zeit bis 2 Uhr, denn während 
dieser Zeit verbirgt sich sowohl der Europäer als 
auch der Neger vor der heißen Tropensonne. Um 
2 Uhr beginnt abermals Schule bis 3 Uhr, während 
die nicht Schulpflichtigen zu dieser Stunde wieder 
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an ihre gewohnte Arbeit gehen und in gleicher Weise 
bis 5¼ Uhr verharren. Außer diesen Arbeitskindern 
weilen hier noch 50 andere, welche die Katecheten- 
schule besuchen; auch diese verrichten nach Schulschluß 
um 4 Uhr noch 1½ Stunden Handarbeit ebenfalls 
mit Hacke und anderen Geräthen. 
Nochmals wiederholen sich Tisch= und Spielzert. 
Nach solcher Verbringung des Tages folgt für alle 
während der Nacht ein gesunder Schlaf, damit sie 
in der nämlichen Weise am anderen Morgen das 
Tagewerk von Neuem beginnen können. 
So vergeht ein Tag um den anderen. Wenn 
auch für Manche der Anfang schwer ist, so daß hier 
und da Einer das freie Leben eines Naturmenschen 
vorzieht und sich in seine Wildniß begiebt, so gewöhnen 
sich doch die Meisten sehr schnell an diese Ordnung 
und lernen so von Jugend auf arbeiten. Wir haben 
mit diesen Kindern mehrere Tausend Agaven gepflanzt 
(d. i. Mauritiushanf), auch die Instandhaltung der 
selben wird lediglich von unseren Kindern besorgt, 
auch an allen Bauten haben sie mitgeholfen und so 
der Mission, während diese ihnen das Brot der 
christlichen Religion reicht, manche Ausgaben erspart 
und die Einnahmen vermehrt. 
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