Maßstabe der Deutschen Kolonialgesellschaft für Süd—
westafrika sind auf diesem Wege gut angekommen.
Auch auf dem Gebiete der Straußenzucht gilt
Mr. Barber als Autorität. Seine Federn gelten
auf dem Markte in Port Elisabeth als die besten
und erzielen die höchsten Preise. Beim Straußenfarmer
spielt die Zucht eine ebenso große, wenn nicht noch
größere Rolle als bei anderen Heerdenthieren. Der
Preis für 1 Paar Strauße bewegt sich zwischen
7 und 60 — je nach der Güte der Zucht, in einzelnen
Fällen sind sogar schon 100 4 bezahlt worden.
Eine gute, d. h. in geeigneter Gegend angelegte
Straußenfarm, die sachverständig geleitet wird, bezahlt
sich immer. Mr. Barber behauptet, männliche Vögel
zu haben, die ihm bereits je 3000 Mark und darüber
an Federn eingebracht haben. In der guten Jahres-
zeit füttert er nichts zu, in der trockenen dagegen
1 Pfund Mais pro Tag und Vogel. In Deutsch-
Südwestafrika würde man voraussichtlich darauf
rechnen müssen, daß in dem größten Theile des
Jahres etwas Mais zugefüttert wird, da dort der
hier in den Haupt-Straußenfarm-Distrikten vor-
handene sehr nahrhafte Karoobusch sowie der Brak-
und Kannalbusch fehlen oder sich doch nur sehr ver-
einzelt finden. Daß dagegen im Allgemeinen sich
große Strecken unserer Kolonie für Strauße sehr
eignen, beweist die starke Vermehrung derselben in
den letzten Jahren. Für das Schneiden der Federn
sind besondere Steinkraale mit mehreren Abtheilungen
auf den Farmen errichtet, in die die Strauße von
Reitern hineingejagt werden. Den in der letzten
kleinen Abtheilung befindlichen werden Kappen über
den Kopf geworfen, wodurch sie, des Lichtes beraubt,
so ängstlich und verwirrt werden, daß die Federn
mit Leichtigkeit und ohne Lebensgefahr geschnitten
werden können. Der Export von Vögeln und Eiern
aus der Kapkolonie ist bekanntlich verboten, ist aber
auch für Deutsch-Südwestafrika nicht erforderlich, da
wir dort ein vorzügliches Material haben und bei
rationeller Züchtung zu gleich günstigen Resultaten
gelangen müssen wie die besten hiesigen Straußen-
züchter, denn die Feder des wilden Straußes, in-
soweit sie unbeschädigt ist, wird der eines zahmen
Vogels mittlerer Qualität vorgezogen.
Während sowohl die Straußen= wie die Angora-
ziegenzucht große Aufmerksamkeit und der junge
Nachwuchs gute Pflege erfordert, ist dies bei den
Wollschafen nicht in dem gleichen Maße erforderlich
und die Rentabilität der Wollschafzucht daher nicht
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gelten. July Jackson hat 2 Farmen von je 14 500
Kapmorgen, also zusammen rund 30 000 Kapmorgen
in Pacht und hält hierauf bei kürzlich durch Verkauf
sehr reduzirtem Stock 7000 Stück Kleinvieh, haupt-
sächlich Wollschafe, und 400 Strauße, während seine
Heerden sonst in der Regel 10 bis 12 000, höchstens
13 000 Stück Kleinvieh umfassen. Unter den be-
sichtigten Heerden waren solche mit vorzüglichen
Mutterschafen. Als Böcke benutzen die Gebrüder
Jackson theils im Lande gezogene, die von Gestalt
kleiner sind, als unsere Rambouillets, und von
tasmanischer Zucht stammen, theils Kalifornier, die
groß, hochbeinig und lang gebaut sind und deren
Wolle von sehr guter Qualität ist. Unsere heimischen
Nambouillets hält Jackson für ungeeignet in dem
warmen Klima, doch sind sie von anderen Farmern
eingeführt. Die amerikanischen Böcke hatte Jackson
das Stück mit 30 K, anscheinend ziemlich theuer,
bezahlt; die selbstgezogenen giebt er je nach der
Güte von 3 bis 12 KL ab, verkauft sie jedoch im
Allgemeinen nicht freihändig, sondern nur auf den
Bockauktionen in Beaufort-West. Bei der Auswahl
der Böcke ist ein ganz besonderes Augenmerk darauf
zu richten, daß die Wolle fettig ist, damit sich der
Staub oben in der Wolle festsetzt und nicht tief in
dieselbe hineindringt. Da die Thiere Tag und
Nacht in freier Luft sind und da durch die lange
Trockenzeit und die nicht seltenen Wirbelwinde starker
Staub erzeugt wird, so ist es sehr wesentlich, einen
Schutz gegen die Verschmutzung der Wolle zu haben.
Der Preis für erstklassige Mutterschofe ist 17 sh
bis 1 #. Solche sind zur Zeit bei einem der Ge-
brüder Jackson auf der nahe der Bahn liegenden
Farm Nelsport zu haben. Als beste Zeit zum
Scheeren gilt der Beginn der Regenzeit. Außer
der Gegend der großen und kleinen Karoo könnten
für den Bezug von Mutterschafen noch die zwischen
Queenstown und East-London liegenden Gebiete.
vor allem Cathcart und die Gegend von Lady
Grey an der Freistaatgrenze, in Betracht kommen.
Die dort produzirte Wolle unterscheidet sich in
in demselben Maße von der Zuverlässigkeit und der
Geübtheit des Personals abhängig. Ein Einfüh-
rungsschreiben des hiesigen Landwirthschaftsministers
an den Resident Magistrate in Beanfort-West er-
leichterte es mir sehr, einige gute Schaffarmen nörd-
lich davon in der Nähe der Bahnstation Nels Port
zu besichtigen. Die Farmen gehören einem Herrn
Rose Innes (Saltriver) und den Gebrüdern Molteno,
den bekannten Mitgliedern der Afrikanerpartei.
Farmen der Letzteren sind an die Brüder Jackson
verpachtet, die als besonders tüchtige Wollschafzüchter
Die
Farbe und Gewicht von der Karoowolle. Während
die letztere eine röthliche Färbung hat und schwerer
ist, ist die Cathcart-Wolle bläulich, zum Theil sogar
dunkelblau und leichter. Bemerkt werden mag noch.
daß die meiste Wolle im Schweiß exportirt wird und
daß diese zu Hause lieber gekauft wird als gewaschene.
Der Transport von Kleinvieh, Schafen oder
Angoraziegen von Cradock bezw. Beaufort-West bis
Kapstadt kostet etwa 4 per Wagenladung. Da
man rechnet, daß ein Wagen 42 Stück Kleinvich
faßt, so würde der Transport bis Kapstadt durch-
schnittlich auf 2 Mk. per Stück zu stehen kommen.
Nach Rücksprache mit der hiesigen Agentur der
Woermann-Linie würde diese, während sie sonst
5 Mk. für den Transport eines Hauptes Kleinvieb
von Kapstadt nach Lüderitzbucht bezw. Swakopmund
nimmt, mit Rücksicht auf den vorliegenden guten
Zweck bereit sein, dasselbe für 3 Mk. zu befördern.
Das Futter muß von dem Verlader gellefert werden,