Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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zorg in Tjipetir keimen, soll die Anpflanzung um 
140 bouws = etwa 99,5 ha und 1901—1902 um 
315 bouwms = etwa 223,5 ha vergrößert werden. 
Nachdem sie so eine Ausdehnung von 550 bouws 
— etwa 390,5 ha erlangt haben wird, hofft man, 
in weiteren fünf Jahren noch 2000 bouws — 
1419 ha zu bepflanzen. Dabei sollen nur gute 
Palaquiumarten, nämlich Palaquinm gutta (früher 
Isonandra gutta genannt), Palaquium borneense 
und Palaquium oblongifolium verwandt werden. 
Wenn aller Samen, den der Kulturgarten Tjikemeuh, 
Tjipetir selbst und eine Palaquium oblongifolium- 
Anpflanzung in Poerwokerto liefert, verbraucht wird, 
so wird dies Material gerade zu der geplanten Aus- 
dehnung der Pflanzung ausreichen, so daß, wie bei- 
läufig bemerkt sein mag, vom botanischen Garten zu 
Buitenzorg Samen anderweitig nicht abgegeben 
werden kann. 
Dies in großem Stile entworfene Unternehmen 
verspricht der brennend gewordenen Frage der Gutta- 
perchaproduktion neue Wege zu eröffnen und nach 
dem vorbildlichen Beispiele der Kinakultur dem pri- 
vaten Unternehmungsgeiste auf diesem Felde ein 
Führer zu werden, von dessen durch Mühen und 
Geldopfer erkauften Erfahrungen er später Nutzen 
ziehen kann. Hinsichtlich der Rentabilität der Kultur 
werden die in Tjipetir gesammelten und noch zu 
sammelnden Erfahrungen, zumal Arbeitskräfte in 
dortiger Gegend wegen der vielen benachbarten Pri- 
vatplantagen verhältnißmäßig theuer sind, nicht in 
demselben Grade maßgebend sein können wie für die 
sonstigen Fragen, da eine Regierungsunternehmung 
dieser Art, die in erster Linie allgemeinen Zwecken, 
nicht der Erzielung eines möglichst hohen Gewinnes 
dient, unter wesentlich anderen Bedingungen und im 
Allgemeinen theurer arbeitet als ein lediglich von 
wirthschaftlichen Gesichtspunkten beherrschtes Privat- 
unternehmen. 
Außer dem Unternehmen in Tjipetir und der 
kleinen Kultur in Tjikemeuh bestehen auf Java nur 
noch zwei Anpflanzungen in der Abtheilung Poer- 
wokerto der Residentschaft Banjoemas, von denen die 
ältere, schon aus dem Jahre 1856 datirende, nur 
noch aus 58 Bäumen besteht. Die jüngere, größere, 
ist in den 80er Jahren entstanden, beide Anlagen 
sind aber bis jetzt etwas vernachlässigt worden. In 
den übrigen Theilen von Niederländisch-Indien ist 
die Guttaperchakultur, für die jetzt auch die Einge- 
borenen Interesse zu zeigen beginnen, erst an wenigen 
Stellen und erst in neuester Zeit durch die Privat- 
industrie in Angriff genommen worden. So wurde 
1898 in Medan an der Ostküste von Sumatra eine 
Nederlandsch= Indische Getah Pertja Maatschappy 
gegründet; ferner besteht eine junge Anpflanzung 
auf der Insel Bintang im Riouw-Archipel, und 
sollen zwei weitere derartige Unternehmungen an der 
Westküste von Borneo bei Pontianak im Gange sein, 
Unternehmungen einer deutschen bezw. einer englischen 
Firma in Singapore. Auch dort ist, und zwar von 
  
dem französischen Konsul de Jouffroy d'Abbans, 
unter dem Namen Guttah Rubber Syndicate, ein 
der Kultur von Guttapercha und Kautschuk gewid- 
metes Unternehmen gegründet worden, dessen Pflan- 
zung sich im Territorium des Sultans von Johore 
befindet. Endlich ist hier noch die im Haag errichtete 
Nederlandsche Getah Pertja Maatschappy zu erwähnen. 
Alle diese Unternehmungen setzen sich zum Ziel, das 
Guttapercha aus den Blättern, und zwar auf 
mechanischem Wege, zu extrahiren. Ueber den 
dazu nöthigen Prozeß, welchen ein Holländer, P. H. 
Ledeboer, jetzt französischer Staatsangehöriger, er- 
funden hat, ist bis jetzt wenig in die Oeffentlichkeit 
gedrungen. Es wird aber gesagt, daß das Verfahren 
seinen Zweck vollständig erfülle. Liefert es ein dem 
bisher aus dem Baume selbst gewonnenen Gutta- 
percha gleichwerthiges Produkt, und kann den Bäumen, 
wie es scheint, das Laub ohne Nachtheil für ihr 
Wachsthum entnommen werden, so ist in der That 
mit der Anwendung dieses Verfahrens, welches sehr 
viel schnellere und reichere Erträge liefert als das 
bisherige primitive Verfahren, ein weiterer wichtiger 
Schritt für die Guttaperchaproduktion geschehen. 
Berschiedene Witkheilungen. 
Die Bekämpfung der Malaria. 
Für die Bekämpfung der Malaria in unseren 
Schutzgebieten werden in der deutschen medizinischen 
Fachpresse nach zwei verschiedenen Richtungen hin 
Vorschläge gemacht. Geheimrath Koch') hat eine 
Methode der systematischen Ausrottung der Malaria 
als Seuche — durch Aussuchen der endemischen 
Malarianester unter den Eingeborenen mittelst der 
Kinderblutuntersuchungen und durch konsequente Aus- 
heilung aller zugänglichen Kranken in solchen Restern 
mittelst Chinin — angegeben und bereits erfolgreiche 
Versuche in Stephansort (Neu-Guinea) angestellt. 
Regierungsarzt Dr. F. Plehn?##) vertritt die von 
Engländern und Italienern ausgehende Methode des 
Schutzes des Menschen, namentlich des Weißen, vor 
den blutsaugenden Insekten, welche nach unserem 
jetzigen Wissen allein die Malaria übertragen — 
den Anophelesarten — durch Drahtgazeverhüllung 
von Thür und Fenster, durch schleierartige Bekleidung 
des ganzen Körpers bei nächtlichen Ausflügen, durch 
Anlage bezw. Verlagerung der Europäerniederlassungen 
fern von den Eingeborenendörfern, und durch mäßi- 
ges, prophylaktisches Chininnehmen. Es plant also 
Koch großartige, allgemein hygienische Maßnahmen, 
während Plehn für eine intensive individual 
hygienische Lebensweise eintritt. 
* In Nr. 49 u. 50 1900 der Deutschen Medizinischen 
Wochenschrift und in dem am 15. November 1900 in der 
Kolonialgesellschaft, Abtheilung Berlin-Charlottenburg, ge- 
haltenen Vortrag. 
*") In Nr. 6 des 4. Bandes des Archivs für Schiffs- 
und Tropenhygiene.
	        
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