Die Eintheilung des Bezirks in Akidate und das
System der Verwaltung der letzteren durch einge-
borene Akiden, denen je ein im Lesen und Schreiben
des Suaheli mit lateinischen Buchstaben ausgebildeter
Schreiber beigegeben ist, hat sich vorzüglich bewährt.
Irgend welche Klagen über die Akiden wegen Härten
bei Eintreibung der Steuern oder wegen Ueber-
schreitung der Amtsgewalt sind nicht laut geworden.
Die Steuern sind überall ohne alle Schwierigkeiten
zur Einziehung gelangt. Unruhen unter der Be-
völkerung des Bezirks sind nicht vorgekommen. Die
Emgeborenen leben zufrieden unter dem Schutze der
Regierung. Ueberall herrscht größte Sicherheit.
Schulen bestehen in Kilwa mit 42 Schülern,
Kisiwani mit 20 und Samanga mit 14 Schülern.
Die beiden letzteren werden von eingeborenen Lehrern,
die in der Schule von Kilwa ausgebildet sind, ge-
leitet. Zur Entlassung kamen im Laufe des Jahres
45 gut ausgebildete Schüler. Diese sind zum größten
Theil als Schreiber und Steuererheber bei den
Akiden des Bezirks angestellt worden. Andere wurden
zur gleichen Verwendung an die Bezirksämter Lindi
und Langenburg und die Station Songea abgegeben,
und einige haben Anstellung als Schreiber und
Bureaudiener bei hiesigen und auswärtigen Privaten
gesunden.
-Ramerun.
Der Tod des Forschers Conrau.“)
Nach einem neuerdings hier eingegangenen Be-
richt des Leutnants in der Kaiserlichen Schutztruppe
von Kamerun Strümpell, welcher mit der Ein-
treibung der den aufständischen Bangwa auferlegten
Kriegsentschädigung beauftragt worden war, gewinnt
es den Anschein, als ob die früher an die Küste
gelangten Erzählungen von Grausamkeiten, die an
dem Kaufmann und Forscher Conrau verübt sein
sollten, auf Unwahrheit beruhen. Leutnant Strümpell
berichtet in dieser Beziehung unter dem 18. Dezember
v. Is., wie folgt:
„Nachdem der Bangwahäuptling Fontem am
17. Oktober durch Boten um Frieden gebelen und
als Zeichen dessen mehrere, offenbar aus dem Be-
sitze Conraus herrührende Gegenstände, wie eine
Jagdtasche mit Kompaß und Bussole, ein Gewehr 88
zur Jagd, eine Büchsflinte, eine Flinte, eine Mauser-
pistole, 132 Patronen 88 Halbmantel-, 70 Mauser-
patronen (theils unbrauchbar, theils verbraucht),
einige Revolverpatronen und eine alte zerbrochene
Laterne, übersandt hatte, hieß er mich, als ich am
11. November seine Grenze erreichte, durch Boten
willkommen, die mich am 12. nach seinem Dorf
brachten. Fontem bat hier abermals um Frieden und
erklärte sich mit der Herausgabe der Conrau ge-
hörigen Sachen und Zahlung der Kriegsentschädigung
einverstanden.
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 19/0), S. J.
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l
Bezüglich des Todes des Forschers Conrau weist
er jede Schuld von sich und will die Ursache ledig-
lich auf Mißverständnisse zurückgeführt wissen.
Conrau sei sein Blutsfreund gewesen und als solchem
habe er ihm seine Leute anvertraut, damit sie als
Arbeiter zu der Küste geführt würden. Er selbst
habe sich auch viele Vortheile für sein Land von dem
Verkehr mit der Küste versprochen. Als Conrau
nun zurückgekehrt, und zwar ohne seine Leute, sei er
für dieselben besorgt gewesen und habe gefragt, wo
die Leute blieben. Auf die Antwort, daß ihre
Arbeitszeit noch nicht abgelaufen sei, habe er Conrau
gebeten, an die Küste zu schreiben, um die Leute
zurückzurufen. Der Brief sei durch den Wey William
besorgt, während Conrau zurückgeblieben sei, doch nicht
als Gefangener. Eines Tages sei nun der Bali-
junge, den Conrau als Diener mit sich führte, zu
seinem Herrn gekommen, habe ihm erzählt, Fontem
wolle ihn und seine Leute tödten, und ihn sodann
zur Flucht aufgefordert. Auf der in der folgenden
Nacht ausgeführten Flucht seien sie unterwegs auf
Bangwas gestoßen, die von Kokobuma kommend zu
Fontem wollten. Wohl in der Meinung, daß diese
Verfolger seien, habe der Bali auf sie geschossen und
hierbei seinen Herrn am Fuße verwundet. Diese
Nachricht sei Fontem schnell hinterbracht, der nun
Leute mit dem Auftrage zurückgesandt, Conrau zurück-
zubringen. Letzterem irgend welchen Schaden zuzu-
sügen, habe er ausdrücklich untersagt. Conrau, der
seiner Verwundung wegen nur langsam vorwärts
konnte, sei eingeholt. Auf die Verfolger habe er
neun Schüsse seiner Mauserpistole abgefeuert, mit
dem letzten Schuß sich sodann selbst getödtet. Der
Bali sei getödtet. Die vielfach an der Küste ver-
breiteten Schilderungen über an Conrau ausgeführte
Grausamkeiten weist Fontem, dem ich sie vorhielt,
ausdrücklich von sich.“
Ob die Aussagen Fontems in allen Punkten der
Wahrheit entsprechen, ist leider nicht nachzuprüfen.
Togvo.
Ueber die Verhältnisse im Bezirk Misaböbe.
III.*)
6. Handel und Gewerbe.
Zu den beiden Hauptmärkten des Bezirks, Palime
und Kpandu, trat als dritter Ho. Von jeher hatte
Ho für das Land östlich des Togogebirges als Ein-
gangsthor des von der Goldküste jenseits des Volta
kommenden Handels besondere Bedeutung. Die Be-
deutung wuchs noch insolge der Gründung der Station
Atakpame. Der aus Tshautsho und Sugu kommende
Verkehr, der bisher über das Gebirge nach Kratyi
gegangen war, folgte nur allmählich dem neu eröff-
neten Wege über Atakpame in der Ebene am Juße
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 238 u. 28.